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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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ist nicht das Gleiche, als wäre es eine vernunftbegabte, zum Nachdenken fähige Kreatur.«
    »Ja, aber wie kann man sich denn da sicher sein?«, fragte Temeraire. »Wenn man eine so schlichte und ignorante Person wie dieser Bursche Salcombe wäre, dann würde man auch sagen, dass Drachen dumme Tiere sind. Und ich bin mir ganz sicher, dass die Bunyips keineswegs dumm sind, auch wenn sie anscheinend nicht sprechen können. Sie sind nur sehr unangenehme vernunftbegabte Kreaturen. Es ist aber nicht fair, dass ich ihnen Intelligenz zuspreche, nur weil sie sich eine List nach der anderen ausdenken. Was, wenn die Kühe sehr klug sind und nur einfach keinen solchen Wirbel darum machen wollen?«
    »Wenn sie so wenig Lust auf einen Wirbel haben, dass sie es lieber hinnehmen, aufgefressen zu werden«, sagte Laurence mit einem recht amüsierten Gesichtsausdruck, »dann ist es doch so oder so egal.«
    »Vielleicht denken sie ja, sie würden ohnehin gefressen werden, weil sie so lecker sind«, sagte Temeraire abschließend und seufzte. »Ich würde jedenfalls einiges für eine Kuh geben, Laurence. Nicht,
dass ich mich beklagen will, und ich bin auch sehr dankbar, dass Gong Su sich solche Mühe macht, aber diese Kängurus sind schon ein bisschen dürr.«
     
    In dieser Nacht stellten sie eine Wache auf, und zwei Mal mussten Temeraire und Iskierka ihre Plätze wechseln, weil der Boden unter ihnen sich seltsam und weich anfühlte, als man zur Probe einen Stock hineinsteckte. Caesar wurde beinahe vom Sand begraben, als der Grund unter ihm unvermittelt nachgab und er hinunterrutschte und jede Menge Sand aufwirbelte. Mit seinem Alarmruf weckte er das ganze Lager auf, und mehrere Pistolenschüsse wurden sinnlos in die Dunkelheit abgefeuert, was bedeutete, dass sie einen Teil ihres wertvollen Munitionsvorrats in einem Anflug von Panik verschwendet hatten.
    »Du musst den Kopf hochhalten«, sagte Rankin und legte Caesar die Hand auf den Hals. Er hatte sich mit einem Sprung in Sicherheit gebracht, als der Sand nachgab, und versuchte nun, den jungen Drachen zu beruhigen. »Bringen Sie Licht und Schaufeln, wir müssen eine ganze Menge von dem Sand wegschaffen, damit Caesar rauskommen kann.«
    Es dauerte beinahe zwei Stunden, ehe Caesar sich wieder hinlegen konnte. Er war nun zwar in Sicherheit, lag dafür aber auf einem Felsvorsprung, und das war ziemlich unbequem. Keiner von ihnen verbrachte eine sehr ruhige oder erholsame Nacht, und am Morgen war auch noch Gong Sus ganzer Eintopf versickert, was das Resultat eines kleineren, aber ebenso bösartigen Erdrutsches unter der Kochgrube war. Temeraire hatte die Wahl, die gummiartigen, beinahe völlig ausgekochten Kängurustücke zu essen oder hungrig zu bleiben, obwohl er schon am Abend zuvor nichts in den Magen bekommen hatte. Das Fleisch war weich und schmeckte nach gar nichts. Und alle plagte der Durst ebenso wie der Ärger.
    Iskierka war der Meinung, man solle dem Feind den Krieg erklären.
Alle ihre Wohnstätten müssten angezündet oder zumindest mit Rauch gefüllt werden, ganz gleich, welche Gefahr eine offene Flamme in einem trockenen Landstrich wie diesem bedeutet hätte. Die Frage, wie es wohl möglich sein sollte, gegen wer weiß schon wie viele dieser Kreaturen mit einer Streitkraft von nur vier Drachen vorzugehen, von denen einer noch halbwüchsig und einer verkümmert war, und obwohl man über keinerlei Vorräte mehr verfügte, interessierte sie wenig. Temeraire zumindest war inzwischen eher bereit, Vernunft walten zu lassen, vielleicht unter dem unmittelbaren Einfluss von Hunger, der den Stolz zu besiegen schien.
    Er sagte: »Mir gefällt das auch überhaupt nicht, aber wir haben nicht die Zeit, sie jetzt allesamt unschädlich zu machen, und sie können uns das Leben wirklich sehr schwer machen. Wir sollten besser warten, bis wir das Ei wieder in Sicherheit wissen, dann können wir uns immer noch um sie kümmern.« Und er ergänzte: »Oder wir können ihnen die Möglichkeit geben, uns zu beweisen, dass sie sich auch besser benehmen können.«
     
    An diesem Nachmittag fingen sie ein halbes Dutzend Kängurus, und als sie an einem weiteren halb ausgetrockneten Wasserloch landeten, legten sie eines davon vor die erste Falltür, auf die sie stießen, ohne die Deckmatte anzurühren.
    Iskierka beäugte den Eingang misstrauisch und finster. Auch Kulingile ließ das Känguru nicht aus den Augen, allerdings eher mit einem sehnsüchtigen Ausdruck im Blick. Doch er wandte sich schließlich

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