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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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zuvor nicht bemerkt hatte, und eine Glocke läutete. Als die Schlange davonschwamm und ihr großer Kopf in den Wellen und dem Schaum darauf verschwand, wurden die roten Laternen wieder gesenkt, sodass sie knapp über der Wasseroberfläche schaukelten. Alles wurde still, und schon brach die nächste Schlange aus dem Wasser empor, mit Gold und glänzendem Tang behängt, und blinzelte träge.

15
    Draußen vor dem Hafen, wo das Wasser tiefer und dunkel war, tollten die Schlangen im Sonnenlicht herum. Sogar vom Ufer aus konnte man zusehen, wie ihre glänzenden, geschmeidigen Körper, auf denen Schuppen und goldene Netze glitzerten, die Wellen durchbrachen und wieder hinabtauchten. Zwar waren sie schwer zu zählen, doch sie waren in großer Zahl aufgetaucht, insgesamt vielleicht dreißig Stück. Temeraire war zu ihnen hinübergeflogen, um mit ihnen zu sprechen, aber sie hatten nicht einmal für einen kurzen Wortwechsel innegehalten.
    »Außer für Fisch und fürs Herumschwimmen scheinen sie sich für nichts zu interessieren«, berichtete Temeraire missmutig, als er wieder am Pavillon gelandet war.
    »Ich weiß nicht, was du anderes erwartet hast«, sagte Caesar. »Mein Kapitän sagt, sie seien eine Bedrohung für die Schifffahrt. Außerdem würden sie sich bestimmt in den Netzen der Fischer verfangen und sie zerreißen. Dabei könnten sie denen wirklich leicht aus dem Weg gehen, wenn sie nicht derartig dumme Kreaturen wären.«
     
    Der Pavillon war inzwischen der Ort zahlreicher, hitziger Verhandlungen zwischen den verschiedenen Kapitänen auf der einen und Jia Zhen sowie dessen untergeordneten Beamten auf der anderen Seite geworden. Allem Anschein nach waren Letztere dafür zuständig, die jeweiligen Abschlüsse auszuhandeln, um sie Jia Zhen dann zur endgültigen Zustimmung vorzulegen. Am Ufer waren die vielen Reihen von Behältern geöffnet und inspiziert worden, ganz so, dachte Temeraire wehmütig, als habe jemand Berge von wundervollen Geschenken
ausgebreitet, damit man sich an ihnen erfreuen könnte. Es stimmte ihn ein wenig traurig, darüber nachzudenken, dass sie alle schon bald wieder verschwinden würden, ohne dass er etwas davon würde behalten dürfen, obwohl ihm klar war, dass man solche begehrlichen Gefühle angesichts des Reichtums, der ihm im Laufe ihres Besuchs hier zuteilgeworden war, wohl als zügellose Gier bezeichnen würde. Niemand würde bestreiten können, dass Laurence am Abend zuvor unter den Anwesenden derjenige gewesen war, der am prachtvollsten ausgesehen hatte. Da Temeraire schon lange der Meinung war, dass sich Laurence nicht mehr so sorgfältig kleidete, wie es zu wünschen wäre, hatte er ihm vorgeschlagen, die erlesene Robe zu tragen. Jetzt befand sie sich, in Wachstuch und einige Streifen Seide eingeschlagen, sicher geschützt in derselben Kiste wie Temeraires eigene Besitztümer.
    Er hätte auch zu gerne eine dieser Schiffstruhen sein Eigen genannt, selbst eine gänzlich leere. Schon mehrere Male hatte er sie gründlich in Augenschein genommen, um sich ihre Herstellungsweise einzuprägen. Sie waren derart kunstvoll gefertigt worden, dass auf dem langen Weg von China hierher kaum Wasser eingedrungen war. Auf ihrer Ober- und Unterseite befanden sich lange Reihen aus Holznuten, die ineinander griffen und mit einem hellen, weichen Bienenwachs versiegelt worden waren. Es hatte einen ziemlichen Aufwand erfordert, sie alle zu öffnen. Temeraire war nur allzu gern bereit gewesen war, mit ein wenig Unterstützung auszuhelfen, doch er hatte Mühe gehabt, die Spitzen seiner Krallen in die Fugen zu versenken, um die beiden Hälften voneinander trennen zu können.
    Einige wenige Versiegelungen hatten versagt, allerdings insgesamt nur drei, und in zwei der betroffenen Kisten war Porzellan gewesen, das zwar nass geworden, aber immerhin nicht zerbrochen war. Obwohl es eine mühevolle Arbeit war, jedes Stück herauszunehmen, zu überprüfen und dann abzutrocknen, fand Temeraire das alles andere
als bedauerlich. Er, Iskierka, Caesar, Kulingile und Tharunka durften am Rande des Pavillons sitzen und zusehen, wie jedes einzelne der vielen Hundert schönen, glänzenden Stücke zum Vorschein kam. Dann wurde es abgewischt und auf Tücher gelegt, die im Sonnenschein am Rande des gemähten Grasstreifens ausgebreitet worden waren.
    Die Drachen saßen jedoch recht gedrängt, und so hatte es am Anfang Zank und Streit zwischen den kleineren von ihnen gegeben. Zwar war Caesar noch immer der Größte der drei, aber

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