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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Burschen sagen hören, dass sie das mehr als verdient haben und dass keiner großes Mitleid mit ihnen hat. Und ich auch nicht: Ich schätze, ich würde auch nicht still zu Hause sitzen bleiben, wenn ich hören würde, dass jemand mein Mädchen übers Meer fortgeschafft und zum Verkauf angeboten hat. Ich denke also ebenfalls, dass keiner von denen das Recht hat, sich lautstark zu beklagen.«
    »Das sehe ich auch so«, mischte sich Temeraire ein, »und ich finde, wenn irgendjemand in Brasilien nicht angegriffen werden möchte, dann soll er doch die Sklaven zurückgeben, und schon würde ihm niemand mehr was tun wollen.«
    »Ich fürchte nur«, sagte Laurence düster, »dass der Großteil der Verschleppten dafür nicht mehr zur Verfügung steht, weil sie alle nämlich längst im Grab liegen. Und es wird auch nicht eben dazu beitragen, die Tswana friedlich zu stimmen, wenn sie den Ozean überquert haben, nur um eine solche Nachricht zu hören.«
    Robaldo hatte inzwischen begriffen, dass Wright vielleicht nicht das richtige Maß an Mitgefühl aufbrachte, welches er für angemessen
hielt, und so fuhr er fort: »Ich frage mich, wie es ihm gefallen würde, wenn diese afrikanischen Monster bis zur Küste vorgedrungen wären und seine Städte heimsuchen würden. In seinem Land gibt es schließlich auch mehr als genug Sklaven.«
    »Ich wollte die Sorgen dieses Gentleman nicht auf die leichte Schulter nehmen«, sagte Wright beschwichtigend, nachdem ihm diese Äußerung übersetzt worden war. »In meinem Staat gibt es keine Sklaven, und ich vermisse sie auch nicht, also kann ich vielleicht einfach nicht verstehen, warum andere Leute nicht auch ohne sie auskommen können. Aber ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist, wenn man sich im Laufe von etlichen Jahren daran gewöhnt hat, und dann kommt plötzlich jemand und tritt einem die Tür dafür ein.«
    Chukwah beugte sich über den Tisch und sagte: »Davey, wenn du willst, kannst du diesem Burschen da erzählen, dass die Irokesen in New York allein im letzten Jahr zweiunddreißig Schlüpflinge hatten. Wenn die Afrikaner also auf einen Kampf aus sind, dann können sie ihn bekommen, und auch jeder sonst.«
    »Ich schätze, damit habe ich sie überrascht«, sagte er mit einer vielleicht verzeihlichen Zufriedenheit, als er zu Granby hinsah, dem beinahe die Garnele, die er sich gerade in den Mund gesteckt hatte, im Halse stecken blieb. Auch alle anderen Flieger am Tisch hatten sich für einen Augenblick von ihren Tellern und Gläsern trennen können und die Köpfe hochgerissen. »Ja, die Häuptlinge haben sich auf richtige Viehzucht verlegt, und so klappt das alles sehr gut. Ich habe mir auch schon überlegt, auf dieses Schiff aufzuspringen. Sie haben dieser Tage mehr Drachen als Männer, die mit ihnen arbeiten wollen. Ein entschlossener Mann, dem in der Luft nicht schwindelig wird und der keine Angst hat, der kann in nur drei Jahren sein eigenes Tier haben.«
    Wie um seine Bemerkung zu unterstreichen, rutschten Fähnrich Widener seine Essstäbchen aus der Hand und landeten so unglücklich
auf seinem Teller, dass ihm die Soße über die Kleidung spritzte.
    »Mein Bruder sagt, in diesem Bereich liege die Zukunft«, fuhr Chukwah fort. »Was spielt es schon für eine Rolle, wenn man nicht mehr als eine Tonne transportieren kann, sie dafür aber bei Hagel, Schnee und Sturm in einer Woche von Boston nach Charlotte schaffen kann? Ich selber werde meine Ladung direkt nach Kalifornien bringen und sehen, ob die Flieger der Chumash sie für einen Anteil daran über die Rockys bringen. Und wenn sie das tun, dann kann uns das Horn mal gestohlen bleiben.«
    Laurence hätte, wie jeder andere Flieger auch, in höchstem Maße an der Entwicklung der amerikanischen Luftschifffahrt interessiert sein sollen. Doch seine Gedanken waren woanders. Er fragte sich verwirrt, woher Chukwah und die anderen anwesenden Kapitäne genügend Fracht bekommen wollten, um eine solch fragwürdige Reise zu rechtfertigen.
    Gerade wollte er sich danach erkundigen, als sich Temeraire zu ihm beugte und flüsterte: »Laurence, wir sind jetzt fast am Ende des Essens angekommen. Es wäre sehr höflich, wenn du jetzt selber einen Toast ausbringen könntest. Ich habe mir schon ein paar Bemerkungen überlegt, die dir vielleicht weiterhelfen könnten.« Laurence musste sie einfach nachplappern, ohne zu wissen, was er da sagte – das Wenige, was er normalerweise verstanden hätte, war dem dunstigen Nebel in seinem Kopf zum Opfer

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