Drachenflamme: Roman (German Edition)
herumirren, müßig herumsitzen oder diese Männer vorwärtstreiben, ohne zu wissen, wofür eigentlich«, sagte Rankin. »Und ich habe tatsächlich die Nacht damit verbracht, über das nachzudenken, was jeder mit gesundem Menschenverstand«, diese Worte betonte er scharf, »aus unserem gestrigen Flug gelernt haben würde. Es gibt keinen Grund, warum diese Schluchten sich zu einem Durchgang verbinden sollten, und da sie offenbar mit wenig Zutun schon zum Zusammenbrechen neigen, können wir uns auch dann nicht auf eine dauerhafte Passage verlassen, wenn wir einen Weg entdecken sollten. Wir wandern in einem Labyrinth herum, das keinen Ausgang hat. Es wäre viel besser gewesen, wenn wir zu den Gipfeln hochgestiegen wären und einen Weg entlang der Bergrücken gesucht hätten.«
»Damit man jede Kuh erst mal ein paar hundert Meter hochtreibt, dann wieder ein paar hundert Meter runter, ehe man sie auf dem Markt verkaufen kann«, warf Granby ein. »Das wäre ja eine ganz tolle Route.«
Der Tag war stickig und unangenehm, und sie waren hungrig und streitlustig. Da sie im Augenblick ihren Weg nicht fortsetzen wollten, gab es nichts weiter zu tun, und es war sogar zum Schlafen zu heiß.
»Mir scheint, wir könnten auch am Wasser bleiben und es uns gutgehen lassen«, sagte Jack Telly, der nie zu schüchtern war, seine eigenen Ansichten zu äußern.
»Wer hätte das gedacht«, antwortete Rankin schnippisch. »Ich kann mir gut vorstellen, dass wir dann zwei Stunden am Tag arbeiten, und den Rest mit Müßiggang und Saufgelage zubringen würden.«
Temeraire für seinen Teil dachte im Stillen, dass es auf den Bergkämmen, die schließlich so weit höher lagen, wenigstens kühler und angenehmer wäre. Die Chancen standen nicht schlecht, dass es da oben Wind geben würde, und zumindest müsste man nicht ständig auf die Felswände zu beiden Seiten starren, was so bedrückend war. Aber natürlich würde er niemals etwas unterstützen, was Rankin geäußert hatte, der eine solche Auszeichnung nicht verdiente. Da der Vorschlag von ihm gekommen war, würde er sich niemals als nützlich erweisen können.
»Darf ich raten«, sagte Tharkay, »dass wir stattdessen abwarten, bis die Sonne ein wenig an Hitze verloren hat, und dann dem Fluss bis zu seinem höchsten Punkt folgen? Dann werden wir sehen, ob diese Route irgendwelche Vorteile bietet. Wir müssen ja nicht sofort mit der Befestigung des Weges beginnen.«
Dies schien ein sinnvoller Vorschlag zu sein, doch Rankin würdigte Tharkay keiner Antwort, sondern drehte ihm tatsächlich wortlos den Rücken zu und ging weg, um sich neben Caesar zu setzen. Nicht einmal das kleinste Nicken, um zu verdeutlichen, dass er Tharkay gehört hatte, war zu erkennen, und dabei war Tharkay nicht im Mindesten unhöflich gewesen. »Ich verstehe nicht, was Tharkay Rankin getan hat, dass dieser sich ihm gegenüber so ungehobelt benimmt«,
sagte Temeraire später zu Laurence, während sie wieder einmal ihr Gepäck zusammensuchten.
»Nichts, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass er Tharkays Abstammung als Ausrede benutzen würde«, sagte Laurence und folgte dem Flusslauf mit den Augen. »Bist du ganz sicher, dass du niemanden an den Ufern entdeckt hast?«, fragte er. »Wenn du je eine Menschenseele siehst … Wir wären froh, wenn wir mit den Eingeborenen sprechen könnten, falls sie es gewesen sind, die letzte Nacht gesungen haben. Sie könnten uns vielleicht sagen, ob wir eine sinnvolle Route gewählt haben.«
»Nein, da war niemand, aber ich werde auf jeden Fall weiter Ausschau halten, wenn wir in der Luft sind«, sagte Temeraire, der sich erst jetzt wieder an die seltsame Musik erinnerte. Er war letzte Nacht so schläfrig gewesen und hatte sich so unwohl gefühlt, dass ihm alles eher wie ein Traum oder wie sehr lange her vorkam.
»Das war eine interessante Art von Lied; ich habe noch nie etwas Derartiges gehört und auch die Sprache nicht. Aber was gibt es denn an Tharkays Abstammung, was Rankin stören könnte? Es ist ja schließlich nicht so, als sei er noch nicht geschlüpft und niemand wüsste, was mal aus ihm werden würde.«
»Seine Mutter war Nepalesin«, sagte Laurence, »und es gab irgendwelche Ungereimtheiten bezüglich der Hochzeit, soweit ich weiß. Ich denke, Rankin neigt dazu, die Herkunft zu wichtig zu nehmen und sich zu wenig um den Charakter zu kümmern.«
Er versuchte nicht, leise zu sprechen. Er und Granby verabscheuten Rankins beleidigendes Auftreten, und Temeraire stand
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