Drachenflamme: Roman (German Edition)
darüber, dass er an sich selbst einen so merkwürdigen Hang zu dieser Art von Häuslichkeit entdeckte. Er dachte daran, wie eifrig er sich als kleiner Junge, trotz aller Unduldsamkeit und Strafen seitens seines Vaters, vor solchen Arbeiten gedrückt und voller Verachtung das Führen eines Anwesens abgetan hatte, ebenso wie alles, was so ruhig und abenteuerlos war wie ein behagliches Leben. Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass auf diesen Feldern keinerlei Ehre zu gewinnen war. Nun schien ihm dieses Tal der makelloseste Ort zu sein, den er je zu Gesicht bekommen hatte.
»Der Pfad führt weiter nach Westen«, berichtete ihm Tharkay, nachdem Laurence und Temeraire ins Tal zurückgekehrt waren, »und ich bin nicht schlauer als vorher, was seinen Ursprung angeht. Er muss irgendwo auf die Küste treffen, um die Waren von den Schiffen abzuladen. Aber ich hätte damit gerechnet, dass der Weg schon viel früher eine Biegung macht oder wieder zurückführt.«
»Nun, wo du sicher bist, dass die Waren diesen Weg genommen haben«, sagte Laurence, »könnte deine Suche sich dann nicht als fruchtbarer erweisen, wenn du an der Küste entlangsegeln würdest, um dich umzusehen, welche Häfen in der Nähe, nicht so weit
entfernt vom Anfang des Pfades, ausreichend groß sind, sodass ein Handelsschiff anlegen kann? Oder«, fügte er hinzu, »du könntest auch eine Wache am Weg abstellen und abwarten, wer auftaucht.«
»Niemand wird auftauchen«, sagte Tharkay, »jetzt, wo wir das Tal mit drei Drachen bevölkert haben. Wir könnten genauso gut fahrende Ritter sein und in die Hörner blasen. Ich nehme an, du wirst hierbleiben wollen«, fügte er hinzu, was halb Frage, halb Feststellung war.
Laurence zögerte. »Es ist auf jeden Fall eine ideale Ausgangslage für einen Stützpunkt«, sagte er langsam und schaute zu Temeraire. »Könntest du mit so einem Heim glücklich werden?«, fragte er. »Ich weiß, es kann dir nicht die Vorteile einer besser erschlossenen Umgebung bieten.«
»Oh, was die bessere Erschließung angeht, da kümmern wir uns einfach selbst drum«, sagte Temeraire, »und ich behaupte, sobald die Eier geschlüpft sind, werden wir rasche Fortschritte machen. Vor allem, da diese Bäume und Steine niemandem gehören und wir sie nicht kaufen müssen, ehe wir sie verwenden dürfen.« Dann fügte er hinzu: »Ich muss zugeben, es ist seltsam, dass es hier keine Drachen gibt, aber es ist auch sehr angenehm, sich nicht immer fragen zu müssen, ob etwas, das man sich ansieht, in Wirklichkeit das Territorium von jemand anderem ist, der sofort wütend wird, wenn man sich eine seiner Kühe geholt hat.«
Diese neuen Aussichten schienen ihn ebenso zu erfreuen wie der frühere Plan, ein Freibeuter zu werden. Später, als die Sonne hinter den Felswänden versank und sie sich für die Nacht fertig machten, hing Temeraire schläfrig seinen Gedanken nach. »Wir werden einen wunderbaren Pavillon mit dem Holz dieser duftenden Bäume bauen und auch etwas von diesem gelben Gestein verwenden. Und Laurence, wenn wir damit fertig sind und die Herde sich vergrößert hat, dann ziehe ich diesen Ort jedem anderen in der Welt vor. Vielleicht
können Maximus oder Lily uns besuchen kommen, oder wir laden einen Künstler ein, damit er ein Gemälde des Pavillons für uns malt, das können wir dann den anderen schicken. Und noch eines, das wir an meine Mutter senden. Ich bin mir sicher, dass sie ganz neugierig darauf wäre, meinen Pavillon zu sehen zu bekommen; er muss ihr einfach gefallen. Ich glaube nicht, dass wir in China so ein Tal gesehen haben: Es gibt da natürlich viele interessante Orte, und die Stadt lässt sich mit nichts vergleichen, aber man könnte hier doch auch sehr zufrieden sein, denke ich.«
Laurence wollte seine Hoffnungen auf Drachenbesuch nicht bestärken, aber er war trotzdem froh, Temeraire so zufrieden zu sehen. Die Männer hatten ein kleines Feuer entzündet, um den Schein der Flammen zu genießen. Die Temperatur war in der Dunkelheit um einige Grade gesunken und war nun angenehmer. Laurence machte es sich auf Temeraires Vorderbein bequem und merkte, dass ihm ein großes Gewicht von den Schultern gefallen war. Wenn die Politik ihm die Chance verwehrte, im Krieg von irgendeinem nennenswerten Nutzen zu sein, dann gab es hier wenigstens Arbeit zu verrichten, die er nicht scheute, und die Aussicht darauf, etwas aufzubauen, anstatt grundlos einzureißen.
Temeraires tiefer Atem war gleichmäßig wie die Wellen des Ozeans,
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