Drachenflamme: Roman (German Edition)

könnten.«
    »Und wir werden ihn ganz sicher nicht finden, wenn wir hier herumsitzen«, warf Iskierka ein, was der Wahrheit entsprach, aber eine Art von Logik war, die sofort jeder durchdachten, geplanten Verfolgung ein Ende bereitete. Die beiden wollten auf der Stelle aufbrechen. Caesar, der offenbar keinen sonderlich ausgeprägten Beschützerinstinkt gegenüber seinem möglichen Altersgenossen entwickelt hatte, begann sich zu beklagen, doch da packte ihn Iskierka im Nacken, schüttelte ihn und zog ihn wild entschlossen, ohne auf sein Jammern und Protestieren zu achten, auf Temeraires Rücken. Sie weigerten sich rundheraus, sich von seinem langsameren Tempo aufhalten zu lassen.
    Laurence erwartete, dass Rankin Einspruch erheben würde, doch das war nicht der Fall. Und Granby schüttelte nur den Kopf und befahl seiner Handvoll Männer, an Bord zu gehen. »Mr. Laurence«, sagte Forthing ein wenig formell, als Laurence sich umdrehte, »wir können das Ei an Bord bringen, wenn es Temeraire recht ist. Ich habe mir die Freiheit genommen, es noch mehr abzupolstern, und Mr. Fellowes meint, wir könnten es wie in einer Hängematte anschnallen, damit es Erschütterungen, die bei einer Verfolgungsjagd auftreten können, nicht so ausgesetzt ist.«
    »Das ist sehr gut«, lobte Temeraire und schwang seinen Kopf herum, um die Ausführung zu inspizieren – die erste lobende Bemerkung, die er für Forthing übrig hatte. Er beschnupperte kurz das gut eingewickelte Ei, um sich zu vergewissern, und kauerte sich
dann ganz flach auf den Boden, sodass die Gurte an den Brustbändern seines vereinfachten Geschirrs und an dem breiteren Riemen hinter den Flügeln befestigt werden konnten und das Ei auf diese Weise unmittelbar unter seiner Brust schaukelte.
    Die Offiziere, die Granby begleiteten, warfen Forthing feindliche Seitenblicke zu und beobachteten sein Vorgehen mit Argusaugen: Schon vorher hatten sie es grimmig zur Kenntnis genommen, dass Forthing sich ständig in der Nähe der Eier aufhielt und so die besten Aussichten darauf hatte, den Kapitänsrang bei dem begehrten Gelben Schnitter für sich zu beanspruchen, und Laurence konnte sich gut ihre jetzigen Gefühle ausmalen. Sie hatten sich darauf eingelassen, auf einen so weit entfernten und so wenig erstrebenswerten Posten geschickt zu werden, wo es nur geringe Chancen auf einen wichtigen Kampf oder ein Vorankommen gab, und ihr einziger Trost war die Aussicht darauf, hier vielleicht befördert zu werden, während sie sonst nicht hätten wagen dürfen, darauf zu hoffen.
     
    Laurence ging nicht davon aus, dass sie das verlorene Ei wiederfinden würden. Tharkays Gesichtsausdruck, während er den Pfad untersuchte, war nicht sehr zuversichtlich gewesen, auch wenn er diskret genug war, seine entmutigende Meinung nicht in Hörweite der außerordentlich interessierten Drachen zum Besten zu geben. Die Schmuggler mussten wissen, welchen Weg die drei Drachen und ihre Besatzungen genommen hatten, und davon ausgehen, dass man sie selbst verfolgen würde. Sie hatten bereits diese eine Route durch die Wildnis gefunden und kannten vermutlich auch noch andere Passagen.
    Und so war die einzig noch verbliebene Chance das verkümmerte Ei. Im Vergleich war es damals die schlechtere Wahl gewesen, doch nun war es unbezahlbar. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, würde dieser Vorfall die Zuchtaussichten für die neue Kolonie erheblich einschränken. Jane hatte vor, noch weitere Eier
zu schicken, wie Laurence wusste, aber diese drei waren als Grundstock gedacht gewesen, wobei dem Gelben Schnitter vermutlich die wichtigste Rolle zugefallen wäre. Wenn aus dem Ei ein Männchen hervorgegangen wäre, das man mit anderen Linien hätte kreuzen können, dann hätte Jane eine größere Vielfalt von Eiern der begehrenswerteren Rassen geschickt, und die Männer, die bereits hier waren und ihren Dienst taten, hätten davon ausgehen können, bevorzugt berücksichtigt zu werden. Wäre aus dem Ei ein Weibchen geschlüpft, dann hätten die Flieger vermutlich gehofft, dass der Mangel an Alternativen Temeraire dazu bringen würde, eine gewisse Zuneigung zu entwickeln.
    Was auch immer sie von Temeraires Hang, sich seine eigene Meinung zu bilden, halten mochten, sie machten Laurence dafür verantwortlich, was diesem deutlich bewusst war. Dabei lag die Sache in Wahrheit genau andersherum, wie er mit trockenem Humor feststellte. Ganz sicher jedoch hatte niemand von ihnen aus militärischer Sicht irgendwelche Einwände