Drachenflamme: Roman (German Edition)
ist also alles in Ordnung«, sagte Temeraire zu Caesar, »und ich frage mich, was du dich zu beklagen hast, wo doch Demane zu meiner Mannschaft gehörte. Ich verstehe nicht, warum ich ständig einen meiner Offiziere oder jemanden aus meiner Bauchmannschaft verlieren muss, wann immer irgendwo ein Drache aus dem Ei schlüpft. Das fängt wirklich an, lästig zu werden.«
Und beinahe ließ diese Erkenntnis Temeraire die Lust daran verlieren, weiterzuziehen und das andere Ei zu finden. Es war ein Gefühl, als würde Temeraire künftige Verletzungen dieser Art schon vorausahnen, was dazu führte, dass er nicht so hocherfreut war, wie es üblicherweise in dem Moment der Fall gewesen wäre, als Laurence und Tharkay mit den Nachrichten von den Eingeborenen zurückkehrten.
Aber natürlich ließ er sich von diesem Gefühl nicht leiten; schließlich konnte das Ei ja nichts dafür. In Wahrheit war Temeraire aus tiefstem Herzen erleichtert, dass er wenigstens die Andeutung einer Richtung, in der sie weiterziehen sollten, erhalten hatte. Aber er musste zugeben, dass er sich noch nicht wieder wie der Alte fühlte.
Er hätte nichts gegen ein paar weitere Tage Ruhe und klein geschnittenes Fleisch einzuwenden gehabt. Temeraire wollte sich nicht laut beklagen, aber seine Kehle fühlte sich doch ausgesprochen unangenehm an, und es kam ihm sehr anstrengend vor, sich all diesem Ärger auszusetzen und diese Demütigungen zu ertragen, nur um am Ende mit einem Mannschaftsmitglied weniger dazustehen. Er seufzte.
»Also, ich muss doch bitten, er ist sehr wohl ein Offizier«, sagte Laurence zu Rankin, »und keineswegs nur ein persönlicher Dienstbote. Demane ist vor beinahe zwei Jahren in den Dienst aufgenommen worden und hat als Kapitän auf Zeit auf Arkady gedient…«
»Auf einem wilden Tier, das man ohnehin nicht kontrollieren kann«, wischte Rankin die Bemerkung beiseite. »Nein, wenn Sie glauben, ich werde diese Meldung an die Admiralität weitergeben, dann haben Sie sich gewaltig getäuscht. Ihr Dienstbote hat sich mit dieser Kreatur ein Haustier zugelegt, und was mich angeht: Alle beide haben nicht das Geringste mit dem Korps zu tun. Er kann sehr gerne mit dem Schiff nach England zurückkehren, wenn Sie glauben, dass er dort mehr Anerkennung erhalten wird. Nicht, dass das Tier lange genug leben dürfte, um es darauf ankommen zu lassen.«
»Aber lange genug, um uns die besten Stücke wegzuessen«, bemerkte Caesar spitz. Allerdings fand auch Temeraire, dass der Schlüpfling unersättlich war. Kulingile aß nicht nur sehr schnell, sondern er hatte auch einfach nicht mehr aufgehört, nachdem er einmal angefangen hatte, und war inzwischen beinahe vollständig in dem Kängurukadaver verschwunden.
»Das Känguru ist größer als du«, bemerkte Temeraire, »und du scheinst es ganz aufessen zu wollen. Du könntest ja vielleicht auch etwas für morgen übrig lassen.«
Kulingile zog seinen Kopf aus dem Känguru, nachdem er ein weiteres Stückchen Fleisch ausfindig gemacht hatte, legte den Kopf in
den Nacken und schluckte den Klumpen hinunter, der als deutlich sichtbarer Knoten durch seinen Hals abwärtswanderte. Danach schnaufte er ein paar Mal, seine sonderbar aussehenden Flanken blähten sich und fielen wieder zusammen, und dann sagte er mit dünner Piepsstimme: »Aber ich bin doch jetzt so schrecklich hungrig, und mein Kapitän hat mir dieses Känguru gebracht, also gehört es mir, und ich werde es jetzt essen, ja, das werde ich.« Und schon war der Kopf wieder verschwunden.
Temeraire seufzte und tadelte sich selbst, weil er so kleinlich war und einem Schlüpfling seine Mahlzeit neidete. Es muss sehr traurig sein, dachte er stattdessen, wenn man nicht fliegen kann. Er musterte den Nachwuchs mit kritischem Auge: Vermutlich waren diese Flanken, die so seltsam ausgebeult waren und übereinanderlappten, das eigentliche Problem, dachte er. »Ich schätze, Sie können nicht einfach ein bisschen was davon wegschneiden und die Haut dann wieder zunähen, oder?«, fragte er Dorset, der mit gekreuzten Beinen neben dem Schlüpfling saß und dessen Brust mit einem Hörrohr abhörte.
»Wenn Sie bitte etwas leiser wären«, entgegnete Dorset abwesend. »Und es wäre auch sehr hilfreich, wenn er mal aufhören könnte zu essen«, fügte er, an Demane gewandt, hinzu. »Der Verdauungsprozess überlagert die Geräusche des Lungensystems.«
»Er wird schlafen, wenn er nicht mehr hungrig ist«, sagte Demane. Noch immer lag seine Hand besitzergreifend
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