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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Ziegenmeyer
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davon etwas bewegte – doch er legte keinen Wert darauf, wirklich hinüberzugehen und nachzusehen.
    Vorsichtig und beinahe ebenso lautlos wie sie gekommen waren zogen sie sich wieder ins Unterholz zurück, gefolgt von einem farbenfrohen Schweif intensiver Verwünschungen.
    Der Umweg kostete sie beinahe eine Stunde. Zunächst brauchten sie eine seichte Stelle, an der sie den Fluss endlich überqueren konnten, dann mussten sie zurück zur Schotterstraße finden. Letzteres gestaltete sich einigermaßen kompliziert.
    Die gegenüberliegende Seite des Tales war entschieden felsiger als die vorige, und auch von dort gingen immer
wieder einzelne Hänge ab, die ihren Weg kreuzten. Irgendwann war es trotzdem soweit: Auguste und Rasputin schoben sich langsam an den Rand einer hohen Böschung vor und blickten hinab.
    „Das ist es?“
    „Nun, sonst scheint es hier kaum etwas zu geben.“
    Sie schauten auf das abschließende Stück der Straße. Ein großer Lastwagen stand vor den geöffneten Flügeln eines Tores, das über und über mit Rost bedeckt war. An manchen Stellen waren bereits große Stücke abgeplatzt, und man musste unwillkürlich fürchten, dass ein unbedachter Stoß es vollständig zerbröckeln ließ. Da das Tor aber offen stand, konnten sie erkennen, dass dieses rostzerfressene Eisen nur die äußerste Schicht bildete. Von innen hatte man es mit mehreren Lagen Stahl verstärkt.
    Das riesige Fahrzeug erinnerte Auguste unangenehm an jenes Ding, das während ihrer ersten Nacht in der neuen Zeit an ihr vorbeigedonnert war. In seiner Nähe standen drei Männer, direkt am Tor waren zwei Wachen aufgestellt. Sie trugen schwarze Kutten. Nachdenklich blickte Auguste über den Rand der Böschung hinweg, als sie neben sich ein verhaltenes Klappern hörte. Erschreckt fuhr sie herum.
    Rasputin schien verschwunden. An der Stelle, wo er soeben noch gelegen hatte, befand sich dafür ein Teekessel mit einem winzigen Hirschgeweih aus Porzellan. Für sein Minimum an verfügbarer Mimik wirkte er ausgesprochen verlegen.
    Augustes Stirn runzelte sich, als sich ein Gedanke zu Wort meldete, der sie schon am Vorabend beschäftigt hatte.
    „Kannst du dich eigentlich auch in Vögel verwandeln?“
    Der Deckel des Teekessels klapperte zustimmend.
    „Jede Art?“
    Ein weiteres Klappern.
    „Aber du hast letzte Nacht zwei Tauben verspeist. Findest du das nicht ein wenig seltsam?“
    Der Deckel bewegte sich erneut, und diesmal ließ sich dazu die Stimme des Wolpertingers vernehmen. Sie klang recht hohl, aber es war nicht schwer, ihr ein gewisses Unbehagen anzumerken.
    „Ich möchte nicht darüber reden.“

Seit mehreren Stunden befand sich Zacharias Korkenbaum in seinem Arbeitszimmer. Die Luft war verbraucht und hatte mit der Zeit einen bläulich-grauen Schimmer angenommen. Der Aschenbecher auf der rechten Seite seines Schreibtisches lag unter einem ansehnlichen Haufen halbgerauchter Zigaretten begraben. Nervös spielten die Finger des Bischofs an einer weiteren herum, während er sich mit zusammengekniffenen Augen über eine Karte beugte. Dabei murmelte er fortlaufend unverständliche Dinge. Zumindest dem Tonfall nach waren sie keineswegs freundlich.
    Man hatte ihn mittlerweile recht unverhohlen wissen lassen, welchen Stellenwert man seiner Mitarbeit zumaß. Natürlich war er offiziell noch immer zuständig, und an seinem freundlichen Lächeln bei zeremoniellen Anlässen war man nach wie vor interessiert. Konkrete Entscheidungen jedoch wollte man lieber in anderen Händen wissen. Seine neue Aufgabe ließ ihn dies deutlich spüren.
    Neben dem Schreibtisch türmte sich ein Stapel weiterer Karten. Zacharias Korkenbaum hatte sie mittlerweile alle studiert, die meisten von ihnen mehrfach – doch so ziemlich das Einzige, was er dabei zunächst nicht hatte entdecken können, war eine Lösung für sein Problem. Nirgends, an keinem einzigen Ort in diesem Labyrinth, schien es mehr genügend Platz zu geben für das vermaledeite Geraffel, das de Vendettas Arbeiter unermüdlich herbeischafften. Kammer über Kammer war mittlerweile vollgestellt.
    Entnervt rieb sich der Bischof die Stirn. Am Anfang hatte er noch geglaubt, er müsse sich durch allzu eifriges Arbeiten davon abhalten, über die Bedeutung jener Gerätschaften nachzudenken. Dann stellte er fest, dass dies nutzlos war. Die Antwort bedurfte weder eines umfassenden technischen Verständnisses noch tieferen Nachgrübelns. Stattdessen entfaltete sie ein gewisses Eigenleben und schlich sich ganz

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