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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Ziegenmeyer
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beständig klapperte und sich daneben ein dünnes, flüsterndes Stimmchen vernehmen ließ.
    „Du musst dich entspannen, geh einfach weiter! Achte gar nicht auf diese seltsamen Typen und versuch, ihnen nicht ständig direkt in die Augen zu starren.“
    Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf Augustes Stirn und zogen ihre irritierend kribbelnde Bahn.
    „Guck dir ein bisschen die Landschaft an, lass den Blick schweifen. Auf der ganzen weiten Welt ist genau dies der Ort, an dem du dich befinden solltest. Du bist nur eine unschuldige Nonne, die hier eine Kleinigkeit zu erledigen hat. Absolut nichts Ungewöhnliches!“
    „Würdest du jetzt bitte endlich die Klappe halten?“
    Auguste kannte sich mit derlei Dingen nicht allzu gut aus, wurde aber das Gefühl nicht los, dass die beiden Wächter ausgesprochen professionell wirkten. Zumindest strahlten sie ein gerütteltes Maß an Entschlossenheit aus. Irgendetwas deutete darauf hin, dass sich ihre Ausbildung nicht auf das stumpfe Auswendiglernen vergilbter Bücher hinter alten Mauern beschränkt hatte. Und dieses Etwas beunruhigte die Hexe.
    Jeweils im rechten Ohr der Männer steckte ein schwarzer, eigenartiger Stöpsel. Der Sitz ihrer Kutten ließ auf ein bemerkenswertes Maß an aktionsfreudiger Muskulatur schließen, und ihre Augen waren so kalt, dass sich absolut nichts darin erkennen ließ. Selbst im warmen Sonnenschein glitt forschende Neugier einfach an ihnen ab wie an der Oberfläche einer Eisscholle.
    Unschlüssig blieb Auguste stehen und zog den zitternden kleinen Teekessel näher an sich heran.
    Auch Hexen besaßen ein gewisses Geschick auf dem Gebiet des ausdruckslosen Starrens, und so dauerte es einen Augenblick, bis das Gespräch seinen Anfang nahm. Dieser kurze Moment war allerdings völlig ausreichend, um Auguste plötzlich bewusst zu machen, dass ihr Plan eine empfindliche Lücke aufwies. Aus irgendeinem Grund war der Punkt ‚Konversation’ darin fahrlässig übersprungen worden. Die unangenehme Stille verlängerte sich noch ein bisschen, dann verlor der Wachtposten schließlich die Geduld.
    „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
    Nun wurde Auguste wirklich nervös. Fieberhaft suchte sie nach einer Antwort.
    „Ääh…“
    „Ja?“
    „Nun“, begann sie zögerlich, „wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich gern hinein.“
    Zu ihrem wirklich großen Erstaunen machte der Wachtposten gehorsam einen Schritt zur Seite. Dafür ließ sich die Stimme seines Kollegen vernehmen.
    „Haben Sie ein bestimmtes Anliegen?“
    Langsam wandte Auguste den Blick und maß das auf sie herabblickende freundliche Gesicht mit ausgesprochenem Argwohn.
    „Natürlich habe ich das. Niemand würde sich durch Zufall hierher verirren, oder?“
    „Gewiss nicht, Schwester. Soll ich Sie irgendwo vormelden?“
    „Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein.“
    Der zweite Wachtposten nickte und trat ebenfalls zur Seite. Auf eine sehr schwer zu fassende Weise fühlte sich Auguste unwohl. Das war alles? So einfach?
    Andererseits wusste sie zum Teufel nicht, was es jetzt noch zu sagen geben mochte. Also zuckte sie innerlich mit den Schultern, machte einige Schritte vorwärts, ging an den offen stehenden Torflügeln vorbei und verschwand im Dunkel dahinter.
    Draußen begann eine Amsel selbstvergessen vor sich hin zu zwitschern, Lastwagenfahrer zertraten zu Ende gerauchte Zigaretten, und die beiden Wachtposten blickten ungerührt auf das Waldstück vor sich. Ein einsames Blatt wurde von einem vorüberhuschenden Eichhörnchen aus dem Astwerk geschubst und fiel mit langsam schaukelnden Bewegungen zu Boden.
    Unterdessen bewegten sich die Lippen des linken Wachtpostens. Es geschah unmerklich und völlig lautlos – so als zähle er stumm etwas ab. Schließlich nickte er. Ohne erkennbare Aufregung führte er das Mikrofon seines Headsets an den Mund und sprach dann ein einziges Wort:
    „Eindringlingsalarm.“
    Anschließend drehte er sich zu seinem Kollegen um, und gemeinsam schlossen sie das Tor.

Leonardo de Vendetta war soeben damit beschäftigt, seine Begrüßungsworte für den Heiligen Vater noch ein allerletztes Mal zu prüfen, als der Monitor seines Bildtelefons zu blinken begann. Skeptisch betrachtete er die anrufende Nummer, und seine Stirn legte sich in Falten. Dann drückte er auf einen Knopf, und das Gesicht seines Assistenten erschien.
    „Ah, Donnerhobel! Ich war beinahe schon auf dem Weg. Was gibt es?“
    „Eminenz, am Haupttor wurde soeben Alarm ausgelöst.“
    Die

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