Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
Fackel in den Händen, um sich gegen alles zu verteidigen, was ihr in den Tiefen begegnen könnte. Waffen würden ihr wenig nutzen, denn es gab an diesem Ort ausschließlich Feinde, die schon lange von ihrer Nähe wussten, bevor Kilaja sie erahnen konnte.
Unter ihrem Palast befanden sich Gänge und Tunnel und Höhlen, die ein Labyrinth bildeten, in dem schon viele Menschen verloren gegangen waren – auf der Flucht vor Feinden, auf der Suche nach Schätzen oder aus anderen Gründen, teilweise edler, teilweise niederträchtiger Natur. Legenden behaupteten, dass einige Tunnel bis zum meilenweit entfernten Schlund führten, dass Drachen sich einen Hort geschaffen hatten, dass die verbannten Götter in den Tiefen hausten, und vieles mehr.
Kilaja beabsichtigte nicht, die Geheimnisse dieser Unterwelt zu ergründen. Sie wollte lediglich die Verstecke des Siebten Magierzirkels aufspüren und die Chronik finden, die trotz des Krieges unter den Zauberschmieden erhalten geblieben war.
Die Luft wurde mit jeder Treppenstufe kälter, feuchter und modriger. Kilaja erschauderte, zwang sich mit aller Kraft, ihre Ängste im Zaum zu halten. Ihre Vision hatte gezeigt, dass sie obsiegen und die Chronik finden würde.
Aber sie hat nichts darüber ausgesagt, ob ich anschließend lebendig ins Licht zurückkehre, dachte sie. Dazu die dämonische Präsenz am Ende – was bedeutete das? Würde sie hier unten auf dieses Monster treffen? War es ein Sinnbild ihres nahenden Todes gewesen? Oder hatte sie lediglich durch Zufall die Aufmerksamkeit der Kreatur geweckt? Kilaja verfluchte sich selbst dafür, einfach losgerannt zu sein. Gleichgültig, wie sehr sie unter der magischen Erblindung litt, sie hätte sich besser rüsten sollen. Stattdessen war sie ohne Waffen oder Ausrüstung in die Katakomben gestiegen wie ein Verdurstender in der Wüste, der eine Oase zu sehen glaubte. Es war einfach zu beängstigend, die Zukunft nicht mehr vorausahnen zu können, beinahe, als hätte man ihr die echten Augen geblendet.
Zittere ich? Nahib steh mir bei, was bin ich nur für eine Matriarchin!
Kilaja blieb stehen und atmete für einen Moment tief durch. Beim ewigen Schlund, sie war eine Zauberschmiedin und damit alles andere als wehrlos. Sie konzentrierte sich, sprach die rituellen Worte, um Magie in die Fackel zu lenken. Fast hätte sie erwartet, vor Angst zu versagen, doch hier in den Tiefen schien ihre Macht größer denn je: Schon bald loderte die Flamme auf und verbreitete dreimal so viel Helligkeit wie zuvor. Im Takt ihres rasend schlagenden Herzens pulsierte das Licht, das sie weder blendete noch verbrannte. Nun konnte Kilaja viel mehr erkennen und sogar das Ende der Treppe ausmachen. Niemand wusste mehr, wer vor Jahrhunderten die Stufen ins Gestein geschlagen hatte. Sicher war nur, dass der Siebte Magierzirkel dort unten gegründet und seine letzten Mitglieder mitsamt ihren Schätzen und Geheimnissen begraben wurden. Kilaja hörte schabende Geräusche, ein Kratzen und Tappen von sich entfernenden Schritten von Kreaturen, die mehr Beine besaßen als sie selbst.
Ja, flieht! Fürchtet das Licht, das ich in euer Reich trage!
Ermutigt setzte sie ihren Abstieg fort, zögerte kurz, als sie vor sich ein unsichtbares Magiefeld spürte, erkannte dann aber die Siegelzeichen an den Wänden und lief unbesorgt hindurch. Jedes Härchen ihres Körpers sträubte sich bei der massiven Ansammlung von Energie, die stark genug waren, sowohl männliche Zauberschmiede als auch magische Kreaturen daran zu hindern, diese Barriere zu überwinden. Kilaja hingegen war die Urenkelin der letzten Zirkelführerin, sie besaß das Recht, die Chronik zu suchen.
Und sollte ich hier den Tod finden, wissen meine Untertanen wenigstens nicht, wo sie mich suchen müssen und ich werde zur Legende werden …
Missmutig lag Jiru in seinem Bett. Callin hatte ihn großzügig mit Geld, Proviant und Kleidung ausgestattet, damit er schnell reisen konnte und die Tore von Nadur passieren durfte, ohne aufgehalten zu werden. Einem abgerissenen Dieb hätte niemand Einlass gewährt. Ein Reisender aus den Nordlanden, auf einem guten Pferd reitend und anständig, wenn auch nicht reich gekleidet, der fiel nicht weiter auf. Jiru hatte sich unter das Volk gemischt, eine Theateraufführung besucht, in verschiedenen Tempeln gebetet, auf dem Markt eingekauft. Das alles bot Gelegenheit, mit Nadurern zu sprechen und zu warten, bis die Rede ganz von allein auf den Zauberschmied kam. Das war selten ein
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