Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
Problem, denn selbst in Haranstadt sprach man mehr über die örtlichen Magier als die Fürstenfamilie.
Callin hatte ihm geraten, Yaris’ Gewohnheiten auszuspionieren und tagsüber einzubrechen, sobald der Zauberschmied außer Haus war. Nachts wurde das Anwesen zu gut gesichert und unter keinen Umständen durfte Yaris ihn jemals erblicken. Jiru wusste genug über die Fähigkeiten der Zauberschmiede, Yaris würde das Zeichen auf seiner Stirn erkennen und sofort wissen, wer ihn geschickt hatte.
Dieses Spiel kann ich nicht gewinnen. Ich sollte mehr über die Fehde zwischen diesen beiden herausfinden. Wem gehört dieses Buch tatsächlich? Und was für ein Mensch steckt wohl hinter Yaris von Auk? Will Callin das Buch, weil er es braucht oder um seinen Rivalen zu schaden? Gibt es vielleicht andere Wege als Diebstahl, es zu erlangen? Ich muss jemanden finden, der mir all diese Fragen beantworten kann.
Callin hatte gesagt, dass Jiru es spüren würde, sobald er in die Nähe eines anderen Zauberschmiedes geriet. Ein weiterer Vorteil des Bindungszaubers. Er konnte nachvollziehen, warum Callin ihm das angetan hatte – ohne gäbe es vermutlich gar keine Aussichten, dass er es schaffen würde, die Enzyklopädie zu stehlen.
Es verurteilte ihn sicherlich auch zu grausamer Folter, sobald Yaris ihn gefangen nahm. Callin hatte nicht gesagt, ob der Bindungszauber es unmöglich machte, seinen Herrn zu verraten.
Jiru wollte ganz gewiss nicht bis zum letzten Atemzug leiden.
Hoffentlich gelang ihm der Diebstahl! Sorge und Angst raubte ihm den Schlaf, erst in den Morgenstunden versank er in einen Dämmerzustand. Doch anstatt von Albträumen gequält zu werden fand er hier Trost und Kraft, denn er konnte Callin spüren. Sein Herr vertraute ihm …
„Man erzählt sich, Zauberschmiede seien Abkömmlinge jener fremdartigen Kreaturen, die einst aus dem Schlund krochen und sich mit den Menschen paarten, die sie in den Steppen vorfanden. Da die meisten Zauberschmiede grausam, gierig und bösartig sind und weder Recht noch Mitleid kennen, sollte man diese Überlegung nicht als Hirngespinst verurteilen.“
Aus: „Vom Ursprung aller Dinge“, von Teaphastos von Kamal, Vorsteher des Nahibtempels ebendort, im Jahre 41 nach Harans Tod
Yaris musterte den jungen Mann, der sich angeregt mit einem Händler unterhielt, bevor er im munteren Treiben der Menschen untertauchte und erst bei einer Gruppe Wanderheiler wieder auftauchte.
Nur selten schweifte sein Blick zum Haus, er verhielt sich unauffällig. Er war bei weitem nicht der einzige Mann mit solch hellen Haaren, in den letzten Jahren hatten sich viele Nordleute in Karsland niedergelassen. Seit vier Tagen beobachtete Yaris ihn bereits und bewunderte die Geduld, das Geschick und die Ausdauer, die Callins jüngstes Opfer bewies. Er ging bedächtig vor, war nicht auf die Gerüchte von Yaris’ Abwesenheit angesprungen, die Yaris selbst hatte verbreiten lassen, sondern befragte stattdessen die Händler, Barbiere, Schausteller und jeden anderen, der bereit war, sich auf ein unverfängliches Schwätzchen einzulassen. Bislang war er nicht einmal Yaris’ Vertrauten aufgefallen, die normalerweise sehr sensibel auf verdächtige Fragen reagierten, und das wollte schon was heißen.
Der arme Junge konnte nicht ahnen, dass Callins Präsenz, die ihm durch den Bindungszauber anhaftete, wie ein Leuchtfeuer wirkte, das Yaris bereits gesehen hatte, bevor Jiru die Stadt betreten durfte. Warum Callin es nicht wusste, war Yaris nicht klar, er hütete sich allerdings, den Gegner darauf aufmerksam zu machen. Nachher fand der noch einen Weg, es zu unterbinden und Yaris würde es schwerer haben, die Eindringlinge zu erkennen.
Erst heute Morgen hatte er herausgefunden, wie Callins Sklave tatsächlich hieß, da er ein halbes Dutzend verschiedener Namen benutzte, um seine Tarnung zu verbessern. Ein Eilbote aus Haranstadt, der einen Diener in Callins Haushalt bestochen hatte, konnte ihm die wenigen Details geben, die über Jiru bekannt waren.
„Soll ich ihn töten lassen?“ Yaris’ Onkel Uray trat zu ihm und blickte ebenfalls aus dem Turmfenster hinab auf den weißblonden Schopf, der hier und da in der Menschenmenge auftauchte.
„Ich habe mich noch nicht entschieden. Der Bote sagte, dass Callin ihn nach der ersten körperlichen Bindung lediglich einen Tag und eine Nacht bei sich behalten hat. Ich glaube, eine Befragung könnte ein interessantes Schauspiel werden, zumal unser Freund dort unten zeigt, dass er
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