Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
hundertste Glied. Und ein letztes Denken seie nicht verschwiegen, sogleich ich es für absurd halte: Der All-Eine selbst soll die Zauberschmiede erschaffen haben, um die Menschen zu prüfen, denn an deren Macht und Bösartigkeit sollen die Schwachen zerschellen und die Starken sich aufrichten.
Absurd! Es würde bedeuten, dass die Göttlichen das Schlechte in diese unsere Welt bringen, anstatt es zu bekämpfen. Nein, ich sage und meine es: Was den Göttern nicht wohlgefällig, entspringet dem Schlund und nichts, was von dort kommt, kann göttlich sein.“
Entmutigt brachte Jiru das Buch zurück ins Regal. Obwohl Zauberschmiede ebenso hoch geachtet wie auch gefürchtet wurden, schienen sämtliche Schriftsteller sich einig zu sein, dass sie unmenschliche Kräfte besaßen, die lediglich die Götter selbst zunichte machen konnten. Yaris etwa wurde von allen, mit denen Jiru gesprochen hatte, als großzügiger Mann beschrieben, der viel Gutes für die Stadt tat, mit seiner Magie eingeschritten war, um die Ausbreitung der Pest in den Elendsvierteln zu verhindern und dafür sorgte, dass die alljährlichen Überschwemmungen keine Zerstörung anrichteten. Er verdiente sicherlich viel Geld mit seinen Heiltränken und alchimistischen Mitteln, gab allerdings auch einiges davon an Nadur zurück, indem er an Tempel und Waisenhäuser spendete. Vor allem hatte Jiru nichts davon gehört, dass Yaris Unschuldige versklavte. Nur gegen jene, die ihn angriffen oder berauben wollten sollte er gnadenlos sein …
Nun, Callin sorgte ebenfalls mit regelmäßigen Spenden und guten Taten dafür, dass weder Volk noch Obrigkeit ihn attackieren wollten, doch sein Ruf als hochgefährlicher Alchimist und Zauberschmied verhinderte jene Achtung, die man Yaris und dessen Familie zu zollen schien. Vielleicht lag es auch daran, dass Callin seinen Reichtum mit Herstellung und Handel von kostbaren Kristallgläsern erworben hatte, die sich ausschließlich die Reichen leisten konnten, während die Familie Auk seit Generationen Heiltränke herstellte, die sie an diverse Tempel verkauften, wo sie allen Menschen zugute kamen.
Das alles brachte ihn nicht weiter.
Da die Priester nicht einmal zu spüren schienen, mit welchem Bann er belegt worden war, verzichtete Jiru darauf, bei ihnen Hilfe oder Rat zu suchen.
Vielleicht würde die Enzyklopädie ihm weiterhelfen? Jenes Buch, das zu stehlen er ausgezogen war … Vielleicht war sogar Yaris selbst in der Lage, diesen Fluch zu brechen?
Hatte Callin ausdrücklich gesagt, dass diejenigen, die bis jetzt gescheitert waren, allesamt getötet wurden? Vielleicht hatte man sie lediglich aus den Klauen ihrer Herren befreit und sie hatten darum keinen Grund gehabt, wieder zu ihnen zurückzukehren?
Hör auf, Hoffnung zu suchen, wo es keine geben kann!, ermahnte er sich. Das Schicksal nicht hinnehmen zu wollen war das eine, sich an unsinnige Träume zu klammern sein Untergang.
Jiru beschloss, in die Herberge zurückzukehren, sich ein gutes Mahl zu gönnen und früh schlafen zu gehen. Morgen wollte er sich als Dienstboten ausgeben und Yaris’ Haus von Nahem erkunden. Noch länger zu zaudern würde ihn nicht ans Ziel bringen …
Kilajas goldbraune Locken wanden sich, als sie durch ein weiteres Feld knisternder Energien schritt. Sie hatte die Treppe längst hinter sich gelassen und bewegte sich seit mehreren Stunden durch enge Tunnel. Die Siegel, die in regelmäßigen Abständen angebracht waren, wiesen ihr den Weg in die richtige Richtung. Bislang hatte sie hier unten nichts bemerkt, das Gefahr bedeutete, allerdings fühlte sie sich beobachtet. In unregelmäßigen Abständen weiteten die Gänge sich zu Höhlen von Ausmaßen, die sie mit ihrer Fackel nicht ausloten konnte. Diese schienen genauso wenig natürlich entstanden zu sein wie die Tunnel, doch ob sie menschlichen Ursprungs waren, konnte Kilaja nicht beurteilen.
In diesen Höhlen gab es stets besonders viele Siegel, die das Vorankommen erschwerten, da es ermüdend war, durch diese Energiewirbel zu schreiten. Ob sich an diesen Orten Drachen verbargen? Wenn ja, ließen sie sich jedenfalls nicht blicken.
Gerade passierte Kilaja eine weitere Höhle, sie hielt Ausschau nach den Siegeln, die ihr den Weg weisen würden. Ähnlich wie einst bei Lacarjé, die von ihrem Vater in die Wüste verbannt wurde, da sie nicht von ihrem Liebsten ablassen wollte. Dort traf sie einen Magier, der einen Speer verzauberte, sodass er, nachdem Lacarjé ihn geworfen hatte, eine leuchtende
Weitere Kostenlose Bücher