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Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)

Titel: Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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sie sich mit wütenden Bewegungen über die Lider, bis sie wieder halbwegs klare Sicht hatte. Direkt vor ihr war das magische Zeichen, bestehend aus verschlungenen Symbolen der Macht. Kilaja erkannte sofort, dass ein mächtiger Fluch dieses Siegel zerstört haben musste. Ob das ihr lichtempfindlicher Freund hinter ihr gewesen war? Ihr blieb keine Zeit zum Grübeln. Kilaja kniete nieder, legte die rechte Handfläche auf den nackten Felsboden und konzentrierte sich, so gut es unter diesen Umständen möglich war.
    „Ihr Mächte von Luft und Erde, Feuer und Wasser, vereinigt euch und schließt den Bund, der alles Leben ermöglicht“, flüsterte sie die rituellen Worte, die ihre Gedanken auf die Aufgabe fokussieren sollten: ein neues Siegel zu erschaffen. Schon spürte sie, wie die Magie aus ihren Fingerspitzen floss und ein neues Zeichen in den Boden geschmiedet wurde. Der Drache stieß einen weiteren Schrei aus und stampfte auf sie zu, aber zu spät – Kilaja vollendete den Zauber und fiel auf den Rücken von der Wucht des Aufpralls, als der Drache gegen das schützende Energiefeld schlug. Er sandte ihr einen hasserfüllten Gedanken, wandte sich ab, schlug heftig mit den Flügeln und war binnen zweier fiebriger Herzschläge in der Finsternis jenseits des Fackelscheins verschwunden.
    Kilaja blieb für einen langen Moment liegen, bis sie wieder zu Atem gekommen war. Schließlich erhob sie sich taumelnd und setzte nach einem intensiven Stoßgebet an sämtliche Götter, dass alle anderen Siegel intakt sein würden, ihren Weg fort. Hoffentlich war es nicht mehr weit bis zu ihrem Ziel!

„Nicht das, was in finsterster Nacht, in dunklen Gassen, im gemeinen Hinterhalt geplant und begangen wird sind die wahrhaft zu verabscheuenden Verbrechen. Sondern das, was unter heller Sonne und offen vor aller Augen geschieht, ohne dass jemand versucht, es zu verhindern.“
    Erster Vers des Theaterstückes „Cha’aris Tränen“, von Miravi VII.,
    56. Matriarchin der Westwindländer

    Ilajas öffnete leise die Tür, nachdem er minutenlang dagestanden und gehorcht hatte, ob sich dahinter etwas regte. Der Wirt hatte ihm selbstverständlich erst den Zutritt verweigern und die Stadtwächter rufen wollen und ebenso selbstverständlich von all dem abgesehen, nachdem er eine mehr als großzügige Entlohnung dafür erhalten hatte. Vielleicht hätte er noch mehr verlangt, wüsste er, dass Yaris es war, der den Auftrag für die Entführung eines Gastes gegeben hatte. Doch wozu den Geist der Unschuldigen mit solchen Details belasten?
    Wobei – wie unschuldig war jemand, der bei einem Verbrechen wegsah und sich daran auch noch bereicherte?
    „So unschuldig wie der Fuchs im Hühnerstall.“
    Hiksmoroshnatra, Ilajas’ persönlicher Dämon, kicherte bösartig in seinen Gedanken.
    „Hiks, halt die Klappe. Ich muss vorsichtig sein!“, dachte Ilajas gereizt. Jeder Zauberschmied hatte einen solchen Dämon, der ausschließlich zu ihm sprechen konnte und unfähig war, in irgendeiner Form in das Geschehen der Welt einzugreifen. Nur durch ihre Anwesenheit waren Zauberschmiede überhaupt fähig, Magie anzuwenden. Die Dämonen schlummerten für gewöhnlich bis zu dem Tag, an dem ein Zauberschmied zum ersten Mal seine Kräfte einsetzte. In fast allen Fällen schlummerten sie danach ebenfalls weiter, bis der Tod des Zauberschmieds sie freisetzte; sie hatten kein Interesse daran, sich mit dem Menschen, an den sie gebunden waren, auseinanderzusetzen oder auch bloß ein Wort an sie zu verschwenden. Ilajas gehörte zu den wenigen Ausnahmen – sein Dämon war beinahe immer hellwach und er fand riesiges Vergnügen daran, ihn ununterbrochen vollzuschwatzen.
    „Ich schwätze nicht, ich bereichere deine Wahrnehmung mit meinen überlegenen Sinnen, lasse dich am Schatz meines Wissens und meiner Erfahrung teilhaben, bringe dich … hey!“
    Ilajas war durch jahrelange Übung jederzeit in der Lage, sich auf jene Dinge zu konzentrieren, die Hiks hasste. Nichts brachte diesen Quälgeist rascher zum Schweigen als der Gedanke an den Geruch von Fleckenkohl-Eintopf. Den fand Ilajas zwar ebenfalls widerlich, doch Hiks wurde es dabei jedes Mal richtig übel. Zumindest soweit, wie das ohne eigenen Körper möglich war.
    „Also gut, ich schweige. Du wirst schon sehen, was du davon hast!“, dachte Hiks beleidigt.
    „Tu was du willst, aber warte damit, bis ich hier fertig bin.“
    Ilajas bewegte sich sehr bedächtig durch den kleinen Raum. Er war gezwungen, zumindest ein

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