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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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kein Zufall. Königreiche entstehen und zerfallen, doch ein Kanzler findet überall einen Posten. Das heißt natürlich nur, wenn das Königreich nicht durch seine Ratschläge zugrunde gerichtet wurde. Solltet Ihr in Eurem Feldzug zur Rettung Possiltums versagen, so ist meine Karriere ruiniert. Und sollte das eintreten, so geht Eure Laufbahn mit der meinen zu Ende.«
    »Das klingt ja wie eine Drohung«, bemerkte Aahz trocken.
    »Tatsächlich?« entgegnete der Kanzler mit gespielter Ahnungslosigkeit. »Das war nicht meine Absicht. Ich drohe nicht, ich konstatiere Fakten. Ich pflege gute Kontakte zu den Kanzlern der benachbarten Königreiche, mit einigen bin ich sogar verwandt. Sie blicken alle auf mein Urteil in dieser Auseinandersetzung Magik kontra Militär. Sollte sich mein Urteil als falsch herausstellen, und ihr scheitert bei der Verteidigung von Possiltum, so werden sie sich das merken. Dann wird in Zukunft jeder Zauberer und ganz besonders Ihr, Skeeve, als Schwindler und Scharlatan abgewiesen werden, wenn Ihr eine neue Stelle sucht. Und da häufig die Kanzler die Höfe regieren, sollte es mich nicht wundern, wenn sie eine Entschuldigung oder einen vorgeschobenen Grund finden, um Euch mir zuliebe hinrichten zu lassen. Die Tötungsmethoden sind von Reich zu Reich verschieden, aber das Ergebnis bleibt das gleiche. Ich bin überzeugt, daß Ihr das bei der Planung Eures Feldzuges nicht vergessen werdet.«
    Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und ließ uns einfach wortlos stehen.
    »Nun, Aahz«, sagte ich schließlich. »Hast du irgendeinen vernünftigen Vorschlag für diese Lage?«
    »Natürlich«, gab er zurück.
    »Welchen?« fragte ich.
    »Jetzt, da wir die ganze Geschichte erfahren haben«, meinte er feierlich, »können wir in Panik verfallen.«

9
»Es geht hier um mehr als unser Leben.«
OBERST TRAVIS Anfeuerungsrede vor Alamo
    Am dritten Abend, nachdem wir den Regierungssitz von Possiltum verlassen hatten, lagerten wir auf einem kleinen Hügel mit Blick auf die Haupt-Nord-Süd-Verbindung des Königreiches.
    Ich setzte hier Nord-Süd ziemlich willkürlich gleich. In den ganzen drei Tagen war unser Marsch die einzige Bewegung in Richtung Norden, die wir auf diesem speziellen Streifen ausgefahrenen Staubs hatten beobachten können. Der fehlende Verkehr gen Norden wurde noch auffälliger durch die große Menge der Leute, die in die entgegengesetzte Richtung zogen.
    Auf unserer Reise begegneten wir ständig kleinen Gruppen oder Familien, die ihren Weg zum Regierungssitz auf jene beständige Weise ohne Hast nahmen, wie er typisch ist für Leute, die kein anderes Transportmittel als ihre Füße kennen. Sie wirkten nicht besonders erschreckt oder furchtsam, aber zwei Merkmale wiesen sie als mehr denn gewöhnliche Reisende aus.
    Zum einen überstieg die große Menge persönlicher Habe, die sie mit sich führten, bei weitem das selbst für eine lange Reise notwendige Gepäck. Ob nun in beschwerlichen Rucksäcken oder kleinen Handkarren aufgestapelt, offensichtlich war, daß die Reisenden in Richtung Süden soviel ihres weltlichen Besitzes bei sich trugen oder mit sich schleppten, wie sie nur konnten.
    Zum zweiten schenkte uns keiner mehr Beachtung als einen flüchtigen Blick. Und das war noch bemerkenswerter als die erste Beobachtung.
    Gegenwärtig bestand unsere Gruppe aus drei Mitgliedern: mir, Aahz und Gliep. Wir hatten Butterblume zum großen Unmut von Aahz im Palast zurückgelassen. Wir hätten lieber Butterblume mitgenommen und Gliep zurückgelassen, aber in dieser Hinsicht waren die königlichen Befehle eindeutig gewesen. Der Drache durfte nicht im Palast bleiben, sofern nicht einer von uns dabeiblieb, um ihn zu bändigen. Folglich reisten wir zu dritt, ein Jugendlicher, ein Drache und ein brummiger Dämon, also nicht gerade ein gewöhnliches Bild in dieser oder anderen Gegenden. Doch die nach Süden ziehenden Bauern beachteten uns nur, um uns auf der Straße Platz zu machen, wenn wir vorüberkamen.
    Aahz behauptete hartnäckig, das läge daran, daß der Grund für ihre Flucht ihnen solche Angst einflößte, daß sie kaum irgend etwas oder irgend jemand auf ihrem Weg beachteten. Darüber hinaus nahm er an, daß die treibende Kraft für ihren Exodus in der Armee bestand, der entgegenzutreten wir unterwegs waren.
    Um diese Vermutung zu untermauern, versuchten wir, mehrere Gruppen zu befragen, die uns über den Weg liefen. Nach dem ersten Tage gaben wir das wegen der reichlichen Übereinstimmungen bei

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