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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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ergibt keinen rechten Sinn. Wenn meine Fähigkeiten so begrenzt sind, weshalb hast du mich dann so eifrig auf diesen Auftrag gehetzt?«
    »Hör mich zu Ende an, Kind«, sagte Aahz und hob abwehrend die Hand. »Ich habe einen Fehler begangen, und dieser Fehler hat uns in eine Lage gebracht, wo ein Zaubermeister vonnöten ist. Nicht so sehr seine Fähigkeiten als vielmehr sein Bewußtsein. Kannst du mir folgen?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Kein Wunder«, seufzte Aahz. »Deshalb habe ich versucht, dich in die Ausführung dieses Auftrags zu stürzen, anstatt es zu erklären. Bislang galt deine ganze Ausbildung den körperlichen Geschicken ohne dein professionelles Bewußtsein zu entwickeln.«
    »Du hast mir beigebracht, ein wachsames Auge auf die Einkünfte zu haben«, erklärte ich abwehrend.
    »Das meine ich nicht, Kerlchen. Vergiß nun mal für einen Augenblick die Einkünfte.«
    »Geht es dir gut, Aahz?« fragte ich voll aufrichtiger Besorgnis. »Du klingst gar nicht wie du selbst.«
    »Vielleicht läßt du mich mal in Ruhe«, fauchte er. »Ich versuche, dir hier etwas Wichtiges zu erklären!«
    Ich verfiel in schüchternes Schweigen. Aber ich war wenigstens beruhigt, daß Aahz eindeutig Aahz war.
    »Als du bei Garkin in die Lehre gingst«, begann Aahz, »und sogar noch, als ich dich kennengelernt habe, wolltest du nicht Zauberer werden. Du wolltest Dieb werden. Um dich zu deinen Lektionen zu motivieren, mußte ich unterstreichen, wie nützlich dir die Magik dabei werden könnte.«
    Er machte eine Pause, ich sagte nichts. Es gab nichts zu sagen. Er hatte recht, sowohl in Bezug auf seine Erinnerungen wie auch auf seine Interpretationen derselben.
    »Nun«, seufzte er, »die Magik hat noch eine andere Seite. Du trägst Verantwortung ... eine Verantwortung für deine Kollegen, und was noch wichtiger ist, für die Magik selbst. Zwar haben wir Rivalen und werden uns noch mehr einhandeln, je länger wir leben, zwar bekämpfen wir sie oder bringen sie um ihre Posten, doch sind wir alle einer gemeinsamen Sache verpflichtet. Jeder Zauberer hat die Pflicht, die Magik weiterzuentwickeln, dafür zu sorgen, daß sie einen guten Ruf hat und geachtet wird. Je größer der Zauberer, um so größer sein Pflichtbewußtsein.«
    »Und was hat das mit der aktuellen Lage zu tun?« erkundigte ich mich.
    »Hier steht einiges auf dem Spiel, Kind«, antwortete er vorsichtig. »Du hast es sowohl von Badaxe wie von Grimble gehört. Und was noch bedeutsamer ist, du hast es von der Bevölkerung gehört, als wir die Bauern ansprachen. Rodrick setzt sein ganzes Reich auf das Geschick der Magik, das Werk zu vollbringen. Nun, niemand denn ein Zauberer vermag zu sagen, wie vernünftig oder unvernünftig eine solche Aufgabe sein mag. Wenn wir scheitern, werden alle Gefolgsleute sehen, daß die Magik selbst versagt hat, und sie werden nie wieder Vertrauen in sie setzen. Deshalb können wir vor dieser Mission nicht davonlaufen. Wir stehen hier als Vertreter der Magik ... und wir müssen unser Bestes dafür tun.«
    Ich dachte ein paar Augenblicke darüber nach.
    »Aber was können wir gegen eine ganze Armee ausrichten?« fragte ich schließlich.
    »Um dir gegenüber ehrlich zu sein«, seufzte Aahz, »ich habe nicht die geringste Idee. Ich hoffe, wir können uns etwas ausdenken, wenn wir genau gesehen haben, mit wem wir es zu tun bekommen.«
    Danach saßen wir lange schweigend zusammen, ein jeder in Gedanken verloren über unseren Auftrag und alles, was auf dem Spiel stand.

10
»Es bedarf nicht zahlenmäßiger Überlegenheit, wenn man den Feind genau ausgekundschaftet und eingeschätzt hat.«
G. BULL
    Mein letztes Fünkchen Hoffnung zerstob, als wir die Armee zu Gesicht bekamen. Die Berichte über ihre gewaltige Größe waren nicht übertrieben gewesen; sie hatten sogar den vollen Umfang der feindlichen Macht nicht auszudrücken vermocht.
    Unser Spähunternehmen hatte uns über die Nordgrenze Possiltums und mehrere Tagreisen in das Gebiet eines kleineren Nachbarreiches geführt. Der Name des Königreiches war nicht von Bedeutung. Falls man es nicht jetzt schon als Teil des neuen Imperiums betrachtete, so würde man dies spätestens dann tun, sobald die Neuigkeiten bekannt wurden.
    Wir wußten nicht so recht, ob wir die letzte Schlacht versäumt hatten, oder ob sich das Königreich einfach ergeben hatte. Wie dem auch gewesen sein mochte, jedenfalls waren keine Verteidigungstruppen zu sehen, es erstreckten sich lediglich große Feldlager der Streitkräfte

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