Drachenfutter
du bitte diesen dummen Drachen zum Schweigen bringen? Das fehlt uns gerade noch, daß er uns jetzt die Armee auf den Hals hetzt.«
»Richtig, Aahz!« stimmte ich ihm zu und schob mich so schnell ich konnte rückwärts.
Sobald ich hinter dem Hügelkamm war, richtete ich mich geduckt auf und huschte in dieser Haltung den Hang hinab. Kriechen ist weder eine bequeme noch eine schnelle Fortbewegungsart.
Wie es uns inzwischen zur Gewohnheit geworden war, hatten wir Gliep an einen Baum gebunden ... einen großen Baum, nachdem er mehrere kleinere erfolgreich entwurzelt hatte. Es erübrigt sich zu erklären, daß er von der Idee keineswegs erbaut war, aber angesichts der delikaten Natur unserer gegenwärtigen Aufgabe war das unumgänglich.
»Gliep?«
Nun konnte ich ihn sehen, wie er heftig an dem Seilende zerrte. Überraschenderweise versuchte er jedoch nicht, auf mich zuzustürzen. Vielmehr tat er sein Möglichstes, um zu einem großen Gebüsch zu gelangen, das in der Nähe des Baumes stand ... oder zu etwas, das sich in dem Gebüsch versteckte.
Plötzlich trat mir kalter Schweiß auf die Stirn. Ich kam auf den Gedanken, daß Gliep vielleicht von einem der gegnerischen Späher entdeckt worden war. Das wäre schon schlimm genug, doch noch schrecklicher war die Möglichkeit, daß der Späher sich noch immer in der Nähe befand.
Ich trat eilends zur Seite in den Schatten eines Baumes und überdachte noch einmal die Lage. Bis jetzt hatte ich noch keinen Späher gesehen. In dem betreffenden Busch regte sich überhaupt nichts. Ich könnte mich hoch schleichen und Aahz holen, aber wenn ich mich täuschte, wäre er nicht sehr erbaut davon, wegen eines blinden Alarms gestört worden zu sein. Ich konnte Gliep loslassen, damit er den Eindringling aufstöberte, aber das hieß, mich selbst zu gefährden.
Während ich so dastand und meinen nächsten Schritt überlegte, schlüpfte jemand hinter mich und legte mir seine Hände über die Augen.
»Wer ist es denn?« ertönte eine sanfte Stimme hinter mir.
11
»Wiedersehen macht Freude ...«
GRAF VON MONTE CRISTO
Ich machte einen Sprung in die Luft!
Vielleicht sollte ich das näher erklären. »Wenn ich sage, >in die Luft<, so bin ich wirklich in die Luft gesprungen. Vor über einem Jahr hatte Aahz mir das Fliegen beigebracht, wobei es sich eigentlich um ein gesteuertes Schweben handelt, das durch die Umkehrung der Levitation zustande kommt.
Was immer es war, ich tat es. Ich ging etwa drei Meter senkrecht in die Luft und blieb dort. Ich wußte nicht, wer sich hinter mir angeschlichen hatte und wollte es auch gar nicht wissen. Vielmehr wollte ich Hilfe haben. Ich brauchte Aahz!
Ich holte tief Luft, um diesem übermächtigen Bedürfnis Ausdruck zu verleihen.
»Bißchen nervös, was, Süßer?«
Das durchdrang sogar meine Panik.
Ich unterdrückte den Schrei, zu dem ich noch nicht einmal richtig angesetzt hatte und schaute auf meinen Angreifer hinab. Von meinem Blickwinkel aus erkannte ich ein prächtiges, oliv-goldenes Antlitz mit mandelförmigen Katzenaugen, das von einer herrlichen Mähne hellgrünen Haars umrahmt war. Außerdem sah ich einen ausladenden Busen.
»Tanda!« rief ich begeistert und versuchte, meinen Blick wieder auf ihr Gesicht zu richten.
»Hättest du etwas dagegen, herunterzukommen?« rief sie. »Ich kann so schlecht hoch.«
Ich erwog erst, theatralisch auf sie herabzuschweben, entschied mich jedoch dagegen. Ich bin noch nicht so gut im Fliegen, und die ganze Wirkung wäre dahin gewesen, wäre ich ungeschickt auf sie gedonnert.
Statt dessen entschloß ich mich, mich langsam ein paar Schritte von ihr entfernt zu Boden zu lassen.
»Ei, Tanda, ich ... ächz!«
Letzteres wurde mit Gewalt aus mir heraus gepreßt, als Tanda mich umarmte, daß mir fast die Knochen krachten.
»He, es ist schön, dich zu sehen, Süßer«, murmelte sie glücklich. »Wie ist es dir denn so ergangen?«
»Mir ging es gut«, bemerkte ich, während ich mich kurz von ihr losmachte. »Was machst du denn hier?«
Als ich Tanda zum letzten Male gesehen hatte, gehörte sie der unglücklichen Gruppe an, welche Aahz und ich in unbekannte Dimensionen hatten aufbrechen sehen. Von dem ganzen Haufen war sie die einzige gewesen, die ich nur ungern hatte gehen sehen.
»Ich warte auf dich, Dummerchen«, foppte sie mich und legte liebevoll den Arm um meine Taille.
»Wo steckt Aahz?«
»Er ist ...« Ich wollte gerade zu dem Hügel empor deuten, als mir etwas auffiel. »Sag mal ..., woher weißt du
Weitere Kostenlose Bücher