Drachenfutter
eigentlich, daß Aahz bei mir ist?«
»O! Nun spinn mal nicht rum«, schalt sie mich und schüttelte mich zum Scherz. »Das liegt doch auf der Hand. Nicht einmal Aahz würde dich alleine gegen eine ganze Armee antreten lassen.«
»Aber woher ...«
»Gliep!«
Mein Drache hatte entdeckt, daß seine Beute sich nicht mehr in dem Gebüsch versteckte. Deshalb zerrte er nun am Ende des Seiles, um sich zu uns zu gesellen. Der Baum, an welchen er gebunden war, schwankte gefährlich hin und her.
»Gliep!« rief Tanda erfreut. »Wie geht's dir denn, mein Junge?«
Der Baum erreichte neue Tiefen, während der Drache vor Freude darüber zitterte, daß sie ihn erkannt hatte. Ich zitterte ja selbst ein bißchen. Tanda wirkt dergestalt auf männliche Wesen.
Ohne an ihre eigene Sicherheit zu denken, sprang Tanda nach vorn, um sich vor Gliep zu knien, seine Barthaare zu kraulen und zärtlich über seine Nase zu streicheln.
Gliep genoß es. Ich ebenfalls. Zu ihren üblichen, weichen, wadenhohen Stiefeln trug Tanda eine grüne Uniform, welche ihre üppigen Rundungen zusammenhielt und ihre Beine sehen ließ. Mehr noch, als sie niederkniete, rutschte ihr Rocksaum hoch, bis ...
»Was ist denn mit dem Drachen los?« polterte Aahz los, der nun aus dem Gebüsch hinter mir trat.
Diesmal sprang ich nicht in die Luft ... nicht viel, zumindest.
»Ei, Aahz«, setzte ich an. »Es ist nämlich ...«
Ich hätte mich gar nicht erst um eine Erklärung bemühen brauchen. Tanda richtete sich auf und schoß an mir vorüber.
»Aahz!« rief sie und warf sich in seine Arme.
Zur Abwechslung war mein Lehrer einmal ebenso fassungslos, wie ich es gewesen war. Einen Augenblick lang schwankte das Armgewirr am Rande des Zusammenbruchs, dann ging es zu Boden. Sie landeten mit einem laut schallenden Dröhnen, Aahz auf der Unterseite fing glücklicherweise den meisten Schwung auf.
»Immer noch ziemlich impulsiv, was?« spöttelte Tanda.
»Uff ... hä ... äh .. .«, antwortete Aahz liebenswürdig.
Tanda rollte sich auf die Füße und zog ihre Uniform zurecht.
»Wenigstens muß ich dich nicht fragen, ob du dich freust, mich wiederzusehen«, bemerkte sie.
»Tanda!« keuchte Aahz schließlich.
»Du erinnerst dich?« strahlte Tanda.
»Sie hat auf uns gewartet, Aahz«, ergänzte ich freudig.
»Das ist wahr!« Aahz blickte finster drein. »Grimble sagte, du hättest uns diesen Job auf den Hals geladen.«
Tanda zuckte zusammen.
»Das kann ich erklären«, sagte sie entschuldigend.
»Ich kann es kaum erwarten«, brummte Aahz.
»Darauf bin ich aber auch neugierig«, fügte ich hinzu.
»Hm ..., das könnte eine Weile in Anspruch nehmen, Jungs«, sagte sie nachdenklich. »Habt ihr vielleicht etwas zu trinken dabei?«
Das war zweifellos die gescheiteste Frage, die ich an diesem Tag gehört hatte. Wir zogen den Wein heraus, saßen in Nullkommanichts im kleinen Kreis und stillten unseren Durst. Zum großen Unbehagen Aahz' hatte ich darauf bestanden, daß wir ganz in Glieps Nähe saßen, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlte. Dies bedeutete natürlich, daß sein etwas strenger Atem unser Gespräch umnebelte, aber wie ich erklärte, war dies die einzige Möglichkeit, ihn ruhig zu halten, während wir sprachen.
»Was tat sich nach eurer Abreise?« drängte ich sie. »Wo stecken Isstvan und Brockhurst und Higgens? Was ist aus Quinley geworden? Habt ihr Frumpel jemals wieder zum Leben erwecken können, oder ist er immer noch eine Statue?«
»Später, Kind«, unterbrach mich Aahz. »Die wichtigen Dinge zuerst. Du wolltest gerade die Sache mit Grimble erklären.«
»Grimble«, antwortete Tanda und runzelte die Nase. »Hast du jemals festgestellt, daß, je unehrlicher einer ist, um so besitzergreifender er auch ist? Er ist der Hauptgrund, daß ich in Possiltum nicht länger auf euch gewartet habe.«
»Von vorne!« ordnete Aahz an.
»Von vorne.« Tanda schürzte nachdenklich die Lippen. »Also, ich riß ihn in einer Single-Bar auf ... er ist verheiratet, aber das erfuhr ich erst später.«
»Was ist eine Single-Bar?« fiel ich ihr ins Wort.
»Halt den Mund, Kerlchen«, schnauzte Aahz mich an.
»Naja, es war auch eigentlich keine Single-Bar«, verbesserte Tanda. »Eher eine Taverne. Ich hätte wissen sollen, daß er verheiratet war. Ich meine, kein Mann in so jungen Jahren kann so kahl sein, wenn er nicht eine Frau zu Hause hat.«
»Die Philosophie kannst du dir schenken«, stöhnte Aahz. »Erzähl uns schlicht und einfach die Geschichte, ja?«
Tanda
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