Drachenfutter
Schreie nicht weiter, sondern beeilte mich, Aahz und Tanda einzuholen. Offensichtlich sprachen sie über Söldner, und ich wollte soviel wie möglich mitbekommen, sowohl für meine weitere Ausbildung wie auch aus dem Grund, daß ich sie vielleicht in die Schlacht führen mußte.
»... sie denn finden?« fragte Tanda gerade. »Wir kennen ja nur die grobe Richtung.«
»... leicht«, erwiderte Aahz zuversichtlich. »Man muß nur dem Gesang nachgehen.«
»Dem Gesang?« Tanda war skeptisch.
»Das ist ihr Markenzeichen«, verkündete Aahz. »Das bringt sie auch in die meisten ...«
Ein Täufler trat vor mich und hielt mir stolz eine Handvoll Samen entgegen. Dann warf er sie mit Schwung zu Boden, und sogleich erwuchs ein schwarzer Dornbusch, der mir den Weg versperrte. Unwahrscheinlich! Normalerweise wäre ich fasziniert gewesen, doch im Augenblick hatte ich es zu eilig.
Ohne mich auch nur damit aufzuhalten, dem Täufler Vorwürfe zu machen, erhob ich mich in die Lüfte, wobei mein Unmut mir Flügel verlieh ... mein Unmut und ein bißchen Levitation. Ich überwand den Dornbusch ohne Schwierigkeiten und landete weich auf der anderen Seite, um beinahe von Gliep niedergetrampelt zu werden, als dieser durch das Hindernis gestapft kam.
»Gliep?« sagte er und drehte neugierig den Kopf nach mir.
Ich rappelte mich aus dem Staub auf, wo sein Ungestüm mich hingeschleudert hatte und versetzte ihm eine Kopfnuß.
»Paß das nächste Mal auf, wo du hingehst!« befahl ich wütend.
Seine Reaktion bestand darin, seine lange Zunge auszufahren und mir das Gesicht anzulecken. Sein Mundgeruch war verheerend, und seine Zunge hinterließ eine Schleimspur. Ganz offensichtlich hatte meine Ermahnung ihn in Furcht und Schrecken versetzt.
Mit einem tiefen Seufzer rannte ich hinter Aahz her, während Gliep neben mir herpolterte.
Ich hätte sie fast überholt, als Aahz plötzlich mitten im Wege stehen blieb und sich umdrehen wollte. Da ich bei meinem Tempo nicht mehr stehen bleiben konnte, prallte ich auf ihn und warf ihn zu Boden.
»Hast du's eilig, Süßer?« erkundigte sich Tanda und blinzelte mich vielsagend an.
»Ei, Aahz«, stammelte ich über ihn gebeugt. »Ich wollte dich nicht ...«
Aus einer halben Sitzstellung heraus, holte seine Hand zu einer Ohrfeige aus, die mich um mich selber wirbelte.
»Paß das nächste Mal auf, wo du hingehst«, schalt er.
»Gliep«, sagte der Drache und leckte mir übers Gesicht.
Entweder war mir schlimmer schwindelig, als ich geglaubt hatte, oder ich hatte diese Szene schon einmal erlebt.
»Nun hör mal auf herumzualbern, und paß auf, Kerlchen.«
Aahz war wieder auf den Beinen und ganz bei der Sache.
»Hier trennen wir uns erst einmal für eine Weile. Du wartest hier, während ich mit den Söldnern feilschen werde.«
»Ach, Aahz«, jammerte ich. »Darf ich nicht ...«
»Nein, du darfst nicht!« sagte er unumstößlich. »Der Haufen, hinter dem ich her bin, ist eine wilde Horde. Das fehlte uns gerade noch, daß du mitten in den Verhandlungen eine dumme Bemerkung machst und die ihre Preise verdreifachen.«
»Aber ...«, setzte ich an.
»Du wartest hier!« befahl Aahz. »Ich sage es noch einmal: warte! Keine Schlägereien und kein Einkaufsbummel mit Drachenkauf. Du tust nichts außer zu warten!«
»Ich werde hier bei ihm bleiben, Aahz«, erklärte Tanda sich bereit.
»Gut.« Aahz nickte. »Sieh zu, daß er nicht in Schwierigkeiten gerät, ja?«
Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Menge. Eigentlich war ich nicht allzu enttäuscht. Ich meine, ich hätte ihn schon gerne begleitet, aber noch lieber war es mir, einige Zeit alleine mit Tanda zu verbringen ... das heißt, soweit man es als Alleinsein mit jemanden bezeichnen kann, wenn man mitten im Bazar auf Tauf steht.
»Na, Tanda«, sagte ich und setzte mein strahlendstes Lächeln auf.
»Später, Süßer«, antwortete sie spröde. »Im Augenblick habe ich noch einige Besorgungen zu machen.«
»Besorgungen?« Ich blinzelte.
»Hmm. Aahz ist großartig, was die Leistungskraft angeht, aber ich hätte gerne noch ein paar Tricks im Ärmel, für den Fall, daß es brenzlig wird«, erklärte sie. »Ich husche mal rüber zur Spezialeffekte-Abteilung und sehe mir an, was sie am Lager haben.«
»Einverstanden«, sagte ich. »Gehen wir!«
»Nein, du nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich diesmal alleine gehe. Die Lokalitäten, an die ich denke, sind nichts für zivilisierte Gäste. Du wartest
Weitere Kostenlose Bücher