Drachenfutter
ich keinerlei Verpflichtung zur Höflichkeit hatte. Mit vorsichtigen Bewegungen, um nicht wieder etwas mit meinem Schwert umzustoßen, bahnte ich mir meinen Weg zu dem bezeichneten Platz.
Offenbar hatte Brockhurst hier vorher schon gesessen, denn auf dem Tisch stand genauso ein Becher, wie er ihn eben an der Theke geholt hatte. Der einzige Unterschied bestand darin, daß der auf dem Tisch zu drei Vierteln mit einer merkwürdigen rosafarbenen Flüssigkeit gefüllt war.
Betont feierlich nahm der Imp den Becher vom Tisch und schüttete die Hälfte daraus in das neue Behältnis. Die Flüssigkeit hatte die Konsistenz von flüssigem Dung.
»Hier!« sagte er und schob mir einen der Becher über den Tisch zu. »Nun brauchst du dir über die komische Sache mit den Getränken keine Gedanken mehr zu machen. Jetzt trinken wir beide das gleiche.«
Mit diesen Worten hob er seinen Becher zu einem ironischen Zuprosten und nahm einen kräftigen Schluck. Offensichtlich erwartete er, daß ich es ihm gleichtat. Doch eher hätte ich Blut gesaugt.
»Es ist schwer zu glauben, daß die Geschäfte bei dir nicht laufen«, sagte ich ausweichend. »Du siehst ziemlich gut aus.«
Zur Abwechslung war ich einmal ganz ehrlich. Brockhurst sah gut aus ... sogar für einen Imp. Wie Aahz gesagt hatte, verstanden die Imps, sich flott zu kleiden, und Brockhurst bildete da keine Ausnahme. Er war mit einem rostfarbenen, goldgeschnürten Samtwams bekleidet, das seine rosa Hautfarbe und sein glattes, schwarzes Haar gut zur Geltung brachte. Falls er Hunger litt, sah man ihm das jedenfalls nicht an. Obwohl er immer noch ziemlich schlank war, war er so muskulös und durchtrainiert wie bei unserer früheren Begegnung.
»Laß dich nicht vom Anschein täuschen«, sagte Brockhurst nachdrücklich und schüttelte den Kopf. »Du hast vor dir einen Imp, der mit dem Rücken zur Wand steht. Ich mußte alles verkaufen: meine Armbrust, meinen Beutel mit Magiktricks, ich konnte nicht einmal meine Schulden bei der Mörderzunft bezahlen.«
»Ist es denn so schwierig, Arbeit zu finden?« fragte ich mitleidsvoll.
»Ich sage dir, Skeeve«, flüsterte er vertraulich, »seit dem Fiasko mit Isstvan habe ich keine Arbeit mehr gehabt.«
Der Klang des Namens jagte mir immer noch einen Schauer über den Rücken.
»Wo ist Isstvan überhaupt?« fragte ich beiläufig.
»Mach dir um den keine Gedanken«, antwortete Brockhurst finster. Den haben wir mit einer Lotteriebude auf der Isle of Coney zwei Dimensionen von hier zurückgelassen.«
»Und was ist aus den anderen geworden?«
Ich war aufrichtig neugierig. Ich hatte noch keine große Gelegenheit gehabt, mich mit Tanda zu unterhalten, seit wir wieder zusammen waren.
»Frumpel sahen wir zuletzt unter einer Vogelschar in irgendeinem Park ... offenbar sah er als Statue besser aus als lebendig. Der Dämonenjäger und das Mädchen sind eines Nachts zu unbekannten Gefilden aufgebrochen, während wir schliefen. Mein Partner, Higgens, hat sich auf den Heimweg nach Imper gemacht. Er meinte, seine Karriere sei zu Ende, so daß er sich genausogut irgendwo niederlassen könnte. Ich suche seither Arbeit und glaube allmählich, daß Higgens wirklich recht gehabt hat.«
»Nun komm schon, Brockhurst«, schalt ich ihn. »Irgend etwas mußt du doch tun können. Ich meine, wir sind hier doch schließlich auf dem Bazar von Tauf!«
Der Imp stieß einen schweren Seufzer aus und nahm noch einen Schluck von seinem Getränk.
»Es ist nett, daß du das sagst, Skeeve.« Er lächelte mich an. »Aber ich muß mich mit den Tatsachen abfinden. Jedenfalls besteht keine große Nachfrage nach Imps, und schon gar nicht nach einem Imp ohne Zauberkräfte.«
Ich verstand, was er meinte. Alle Dimensionsreisenden, die ich bislang kennengelernt hatte, - Aahz, Isstvan, Tanda und sogar der Täufler Frumpel - schienen Imps für minderwertige Wesen zu halten. Die netteste Bemerkung, die ich noch über Imps gehört hatte, war, daß sie stillose Imitatoren der Täufler seien.
Er tat mir leid. Zwar waren wir uns beim ersten Mal als Gegner gegenüber gestanden, doch es war noch nicht allzu lange her, daß ich selbst jedermann ein Klotz am Bein gewesen war.
»Du mußt es weiterversuchen«, ermutigte ich ihn. »Irgendwo gibt es schon jemanden, der dich einstellen möchte.«
»Das ist reichlich unwahrscheinlich.« Der Imp schnitt eine Grimasse. »In meinem jetzigen Zustand würde ich mich ja nicht einmal selbst einstellen. Du vielleicht?«
»Na, klar doch«,
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