Drachenfutter
recht«, bestätigte Tanda, »Mörder übernehmen Aufträge bei Einzelpersonen in individuellen Auseinandersetzungen, jedoch nicht gegen den Generalstab einer Armee.«
»Aber es wäre doch so leicht«, meinte ich starrköpfig.
»Betrachte es mal von dieser Warte«, gab Aahz zu bedenken. »Wenn du es könntest, könnten sie es auch. Doch so wie die Dinge stehen, hast du von Mördern nichts zu befürchten. Möchtest du das wirklich ändern?«
»Aber was soll ich bei einem Kriegsrat denn vorbringen?« fragte ich.
»Das werde ich dir zu gegebener Zeit schon erklären«, beruhigte mich Aahz. »Im Augenblick haben wir andere Dinge zu planen.«
»Wie zum Beispiel?«
»Wie zum Beispiel, was wir mit den Signaltürmen anstellen«, gab Aahz zurück und machte eine Kopfbewegung in Richtung eines der Gerüste in der Ferne.
»Wir werden vermutlich kaum die Zeit haben, ihren Kode zu entschlüsseln, also lautet die nächstbeste Lösung, ihre Signalkette zu durchbrechen. Nun, du sagtest doch, du hättest auf dem Bazar ein paar Trickgeräte erworben. Hast du irgend etwas dabei, das wir gegen die Signaltürme anwenden könnten?«
»Ich weiß nicht so recht.« Tanda runzelte nachdenklich die Stirn. »Hättest du doch nur ein Wort gesagt, ehe ich meinen Einkaufsbummel unternahm.«
»Wie war es denn mit Ajax?« schlug ich vor.
»Was soll mit ihm sein?« fragte Aahz.
»Wie nahe müßte er denn an die Türme heran, um etwas kaputt zu schießen?«
»Ich weiß es nicht«, meinte Aahz mit einem Achselzucken. »Warum fragst du ihn nicht?«
Begeistert, meinen eigenen Vorschlag weiterführen zu können, hockte ich mich zu dem alten Bogenschützen.
»He ... Ajax!« rief ich leise.
»Worum geht's, Junge?« fragte der alte Mann, der sofort hellwach war.
»Siehst du die Signaltürme dort?« Ich deutete auf die Gerüste in der Ferne.
Ajax erhob sich und blinzelte in die angegebene Richtung.
»Klar!« Er nickte.
»Wir ... äh ... ich habe überlegt«, erklärte ich. »Kannst du mit deinem Bogen ihre Signalflaggen herunterholen?«
Zur Antwort zog Ajax einen Pfeil unter seinem Umhang hervor, spannte und ließ ihn fliegen, ehe ich ihn davon abhalten konnte.
Der Pfeil verschwand in Richtung des nächststehenden Turmes. Das Herz wurde mir immer schwerer, während ich meine Augen anstrengte, um seine Spur weiter zu verfolgen.
Auf der Plattform des Turmes stand ein Mann, seine Standarte war gegen das Geländer zu seiner Seite gelehnt. Plötzlich kippte seine Standarte um, offensichtlich brach sie eine Hand-breit unter der Querstange. Der Mann bückte sich, hob den unteren Teil der Stange auf und starrte das abgebrochene Ende sichtbar fassungslos an.
»Noch irgendwelche anderen Ziele?« erkundigte sich Ajax.
Er lehnte sich gelassen auf seinen Bogen und hatte dem Turm den Rücken zugekehrt. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht hinzusehen, ob sein Geschoß sein Ziel getroffen hatte.
»Äh ... im Augenblick nicht, Ajax«, versicherte ich ihm. »Schlaf ruhig weiter.«
»Mir soll's recht sein, Jungchen«, lächelte Ajax und legte sich wieder hin. »Morgen werden wir noch genügend Ziele haben.«
»Wie kommst du denn darauf?« fragte ich.
»Nach dem Signal, das ich abgeschossen habe«, grinste er, »bereitet die Armee sich für morgen zum Weitermarsch vor.«
»Du kannst die Signale lesen?«
»Klar«, nickte Ajax. »Es gibt nur etwa acht Kodes, welche von Armeen benutzt werden, und die kenne ich alle. Das gehört zu meinem Handwerk.«
»Und sie rücken morgen vor?« drang ich nochmals in ihn.
»Das habe ich doch schon gesagt«, schalt der Bogenschütze. »Was ist los, hörst du schlecht?«
»Nein«, versicherte ich ihm eilends. »Es ändert nur vollkommen unsere Pläne. Geh wieder schlafen.«
Als ich zu unserem kleinen Gesprächskreis zurückkehrte, fand ich Tanda und Aahz im Gespräch mit Brockhurst.
»Schlechte Nachrichten, Kind«, informierte mich Aahz. »Brockhurst hier sagt, die Armee zieht morgen weiter.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe es gerade durch Ajax erfahren. Kannst du auch Signalflaggen lesen, Brockhurst?«
»Nöö«, gab der Imp zu. »Aber der Gremliner.«
»Was für ein Gremliner?« Aahz fletschte die Zähne.
»Vor einer Minute war er noch da«, erklärte Brockhurst und sah sich finsteren Blickes um.
»Na schön, Süßer«, seufzte Tanda und schaute mich an. »Ich schätze, nun bleibt uns keine Zeit mehr zum Planen. Hol lieber deinen Drachen. Ich glaube, wir werden morgen alle Hilfe benötigen,
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