Drachenfutter
die wir bekommen können.«
Gliep hatte sich kurz nach unserer Ankunft davon getrollt, wir konnten ihn nur gelegentlich hören, wenn er durchs Unterholz tappte.
«Den Drachen holst du«, befahl Aahz. »Obwohl ich nicht weiß, wie er uns behilflich sein könnte. Der >Boß. hier und ich müssen mal seinen Kriegsrat für morgen absprechen.«
Alle Zuversicht, die in mir aufgekeimt war, als ich zuvor Aahz großem Plan gelauscht hatte, verflog nun. Tanda hatte recht. Wir hatten keine Zeit mehr.
17
»Diplomatie ist die feinfühlige Waffe des zivilisierten Kriegers.«
UNBEKANNTER HUNNE
Wir warten geduldig auf unseren Kriegsrat. Wir beide, Aahz und ich. Allein gegen eine Armee.
Das war natürlich Aahz' Idee. Wäre es nach meinen eigenen Vorstellungen gegangen, so hätte man mich nicht einmal tot in einer solchen Situation vorfinden können.
Ich versuchte, diese unglückliche Formulierung zu verdrängen, räusperte mich und sagte zu Aahz aus dem Mundwinkel:
»Aahz?«
»Hm, Kerlchen?«
»Wie lange wollen wir eigentlich hier stehen bleiben?«
»Bis sie uns bemerken und etwas unternehmen.« Großartig. Entweder konnten wir an Ort und Stelle verschimmeln, oder aber irgend jemand pumpte uns mit Pfeilen voll.
Wir standen etwa 20 Meter von einem der Feldlager entfernt, zwischen uns und ihnen lag nichts als flache Wiese. Wir sahen genau das geschäftige Treiben innerhalb des Lagers, und in der Theorie hinderte sie nichts daran, uns zu sehen. Deshalb standen wir an diesem Fleck und versuchten, ihre Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Unglücklicherweise hatte es bislang keiner bemerkt.
Es war beschlossen worden, daß Aahz und ich bei diesem ersten Ausflug alleine arbeiten sollten, um unsere wahre Truppenstärke geheimzuhalten. Mir kam der Gedanke, daß wir so auch unsere Truppenschwäche geheim hielten, aber ich hatte den Eindruck, daß eine entsprechende Äußerung taktlos gewesen wäre.
Zuerst hatte Brockhurst sich eingesetzt, an Aahz Stelle mit mir zu kommen und hatte argumentiert, als Imp besäße er weit mehr Erfahrungen beim Verhandeln als ein Dämon. Aahz wies ihn ziemlich lautstark darauf hin, daß hier nicht um Glasperlen oder Blumenketten, sondern um einen Krieg verhandelt wurde ... und wenn der Imp Aahz beweisen wollte, daß er mehr vom Kämpfen verstand ...
Es erübrigt sich zu sagen, daß Brockhurst hier den Rückzug antrat. Das war gut so, denn es brachte mich aus der Verlegenheit, sein Angebot geradewegs abzulehnen. Ich meine, ich bin vielleicht nicht gerade der schnellste Lerner hier, aber ich konnte mich noch genau erinnern, wie Aahz das Bestmöglichste aus Brockhurst herausholte, als die beiden sich beim letzten Mal zu Verhandlungen gegenübergestanden hatten.
Außerdem wollte ich meinen Lehrer in Reichweite wissen, damit er, falls diese Unterredung schief lief, die Folgen mit mir zusammen ausbadete.
Also standen wir da, zeigten uns angeberisch dem Feind und hatten noch nicht einmal ein Schwert zu unserer Verteidigung. Das war ein weiterer von Aahz' Geistesblitzen. Er argumentierte, daß unsere Nichtbewaffnung drei Punkte erfüllte: Erstens zeigte sie, daß wir zum Verhandeln und nicht zum Kämpfen erschienen waren. Zweitens demonstrierte sie unser Vertrauen in meine magischen Fähigkeiten zu unserer Verteidigung. Drittens ermutigte sie unseren Feind, uns ebenfalls unbewaffnet gegenüberzutreten.
Aahz wies noch daraufhin, daß Ajax sich in der Baumreihe hinter uns mit gespanntem Bogen und eingelegtem Pfeil versteckt halten würde, und uns vermutlich besser verteidigen konnte als zwei Schwerter, falls etwas schief gehen sollte.
Er hatte natürlich recht, aber das vermochte meine Nerven beim Warten kaum zu beruhigen.
»Es geht los. Kerlchen«, murmelte Aahz. »Wir bekommen Besuch.«
Tatsächlich marschierte ein ziemlich untersetzter Typ über die Wiese auf uns zu.
»Kind!« zischte Aahz plötzlich. »Deine Tarnung!«
»Was ist damit?« flüsterte ich zurück.
«Du hast sie nicht angelegt!« kam die Antwort.
Er hatte recht. Ich hatte sorgfältig seine >Dubioser-Typ<-Erscheinung zurechtgemacht, jedoch völlig vergessen, meine eigene zu verändern. Die Tatsache, daß unsere bunt zusammengewürfelte Mannschaft mich in meiner normalen Erscheinung als Führer akzeptierte, hatte mich dazu verführt zu übersehen, daß Klahder schwerer als Dämonen zu beeindrucken sind.
»Soll ich?« hob ich an.
»Zu spät!« knurrte Aahz.
Der Soldat hatte uns nun fast erreicht und war so nahe, daß ich zusehen konnte,
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