Drachenfutter
wann denken wir uns einen aus?« Ich zwang mich zur Geduld.
»Wahrscheinlich auf dem Schlachtfeld«, gähnte Aahz. »Vorher hat es keinen Sinn. Bis zu jenem Zeitpunkt bestehen zu viele Variablen.«
»Wäre es nicht klug, zumindest eine grobe Vorstellung zu haben, was wir unternehmen, ehe wir in die Schlacht ziehen?« fragte ich hartnäckig. »Meinem Seelenfrieden käme das sehr zugute.«
»Ach, eine grobe Vorstellung, was wir unternehmen werden, habe ich schon«, gab Aahz zu.
»Ist er nicht ein Herzchen?« Tanda zog eine Grimasse. »Hättest du was dagegen, sie uns mitzuteilen? Wir sind nämlich auch darin verwickelt.«
»Also«, begann er träge. »Die entscheidende Parole heißt Verzögerung und Demoralisierung. So wie ich mir das denke, werden wir sie nicht kräftemäßig überwinden. Wir können nicht einmal genug ins Feld führen, um das überhaupt zu versuchen.«
Ich verkniff mir eine sarkastische Bemerkung und ließ ihn weitersprechen.
»Zu Verzögerung und Demoralisierung sollten wir allerdings in der Lage sein«, lächelte Aahz. »Wir haben von vornherein zwei starke Waffen, um diese Art von Kampf zu führen.«
»Ajax und Berfert«, ergänzte ich eifrig.
»Angst und Bürokratie«, verbesserte mich Aahz.
»Wie war das gleich?« Tanda runzelte die Stirn.
»Tanda, mein Schätzchen«, lächelte Aahz, »deine Herumtollerei durch die Dimensionen hat dich verdorben. Du weißt nicht mehr, wie der Mann von der Straße denkt, Der Durchschnittsbürger in allen Dimensionen hat nicht die geringste Vorstellung von Magik und schon gar nicht von ihren Grenzen. Wenn das Bürschchen ihnen erzählen würde, er könnte dafür sorgen, daß die Sonne nicht mehr aufgeht oder die Bäume von oben nach unten wachsen, so würden sie ihm glauben. Insbesondere wenn um ihn herum ein paar eigentümliche Typen herumhampeln zum Beweis seiner Macht, und ich denke, du wirst schon zugeben müssen, daß die Mannschaft, die er diesmal hinter sich hat, recht eigentümlich ist.«
»Was ist Bürokratie?« fragte ich, als ich endlich zu Worte kam.
»Der, Amtsschimmel ... das System«, klärte Aahz mich auf. »Die Organisation, die für jene Dinge sorgt, welche veranlassen, daß andere Dinge unerledigt bleiben. In diesem Falle nennt sich das Befehlskette. Eine Armee von der Größe der, welche uns gegenübersteht, muß wie eine gut geölte Maschine funktionieren, sonst beginnt sie, über die eigenen Füße zu stolpern. Ich wette, wenn wir ein paar Handvoll Sand ins Getriebe werfen, werden sie mehr Zeit dazu aufwenden, sich untereinander zu bekämpfen, als uns zu jagen.«
Das war das erste Mal, daß Aahz eine seiner Äußerungen erläutert hatte. Ich wünschte, er hätte es bleiben lassen. Nun war ich nämlich noch mehr durcheinander als zuvor.
»Hm ... und wie wollen wir das alles schaffen?« erkundigte ich mich.
»Das können wir besser entscheiden, nachdem du deinen ersten Kriegsrat abgehalten hast.« Aahz zuckte die Achseln.
»Halten wir denn den nicht im Augenblick ab?«
»Ich meine mit dem Feind«, meinte Aahz mit finsterem Blick. »Irgendwann in nächster Zeit wirst du dich mit einem ihrer Offiziere zusammensetzen müssen, damit ihr entscheidet, wie dieser Krieg geführt werden soll.«
»Ich?« Ich blinzelte nervös.
»Du bist nun mal der Führer der Verteidigungsstreitmacht, vergiß das nicht!« Aahz grinste mich an.
»Das gehört zu dem Job«, versicherte mir Tanda.
»Wartet mal eine Minute«, unterbrach ich. »Mir kam da gerade ein Gedanke. Ich glaube, ich habe eine bessere Idee.«
»Das muß ich hören«, feixte Aahz.
»Halt den Mund, Aahz«, herrschte Tanda ihn an und stieß ihn in die Rippen. »An was dachtest du denn, Süßer?«
»Wir haben auf unserer Seite doch zwei ausgebildete Mörder, nicht wahr?« erklärte ich. »Warum lassen wir die nicht einfach an die Arbeit gehen? Wenn plötzlich genügend Offiziere tot wären, stünden die Chancen doch sicher gut, daß die ganze Armee auseinander fällt. Stimmt's?«
»Das klappt nicht, Junge«, verkündete Aahz frei heraus.
»Warum nicht?«
»Wir können Regeln zwar zu unseren Gunsten auslegen, aber wir können sie nicht brechen«, erklärte Aahz. »Kriege werden von Soldaten ausgefochten. Offiziere umzubringen, ohne ihre Soldaten in einen Kampf zu verwickeln, widerspricht der Tradition. Ich bezweifle, daß unsere eigene Streitmacht einen solchen Plan akzeptieren würde. Alte Soldaten wie Ajax würden bei einem derartigen Vorgehen nicht mitmachen.«
»Da hat er
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