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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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automatisch, den Drachen wegzuschubsen, doch dann überkam mich ein jäher Gesinnungsumschwung.
    »Hallo, Burschi.« Ich lächelte und kraulte ihm das Ohr. »Fühlst du dich einsam?«
    Zur Antwort warf sich mein Liebling mit einem Rums auf die Seite, daß der Boden erbebte. Sein schlangenartiger Hals war so lang, daß ihm dieses Manöver gelang, ohne seinen Kopf aus meiner Umarmung zu ziehen.
    Seine treue Zuneigung ließ mich zum ersten Mal seit meiner einsamen Nachtwache lächeln. Es war ein gutes Mittel gegen meine nervös bedingte Schlaflosigkeit.
    Ich lehnte an einem Baumstamm und beobachtete die Lichtpünktchen, die die Lagerstellen des Feindes markierten. Obwohl ich nach den Ereignissen des Tages reichlich erschöpft war, kam mein Kopf angesichts der Ängste und Vorahnungen auf den morgigen Kampf nicht zur Ruhe. Da ich niemanden auf mein Unbehagen aufmerksam machen wollte, hatte ich mich fortgestohlen, um alleine zu sein.
    So unbemerkt ich auch zu bleiben versucht hatte, hatte Gliep offenbar mitbekommen, wie ich mich weggeschlichen hatte und war nun gekommen, um mir Gesellschaft zu leisten.
    »O, Gliep«, flüsterte ich. »Was sollen wir nur tun?«
    Als Antwort darauf kuschelte er sich noch dichter an mich und legte seinen Kopf in meinen Schoß, damit ich ihn weiterstreichelte. Sein Vertrauen in meine Fähigkeit, jede aufkommende Krise zu bewältigen, erschien unerschütterlich. Ich wünschte von ganzem Herzen, ich könnte seine Zuversicht teilen.
    »Skeeve?« ertönte eine zarte Stimme zu meiner Rechten.
    Ich drehte den Kopf zur Seite und sah Tanda ganz in meiner Nähe stehen. Das Beunruhigende daran, eine Mörderin zur Freundin zu haben, ist ihre Fähigkeit, sich so lautlos zu bewegen.
    »Kann ich einen Augenblick mit dir sprechen?«
    »Klar, Tanda«, sagte ich und tätschelte auf den Boden neben mir. »Komm, setz dich.«
    Anstatt an der angebotenen Stelle Platz zu nehmen, ließ sie sich zu Boden sinken, wo sie gerade stand und schlug die Beine übereinander.
    »Es geht um Ajax«, begann sie zögernd. »Ich behellige dich nur ungern damit, aber ich mache mir Sorgen um ihn.«
    »Was ist denn los?«
    »Naja, die Mannschaft hat ihn aufgezogen, weil er heute eingeschlafen ist, als er euch Deckung geben sollte«, erklärte sie. »Er hat es ziemlich schwer genommen.«
    »Ich fand es auch nicht besonders«, kommentierte ich bitter, »Es ist ein scheußliches Gefühl, wenn man bedenkt, daß wir ganz schutzlos da draußen standen. Wenn tatsächlich etwas schiefgegangen wäre, hätte man uns in aller Ruhe in Stücke gehauen, während wir auf das Einschreiten unseres Bogenexperten gewartet hätten!«
    »Ich weiß.« Tanda sprach so leise, daß sie kaum zu hören war. »Und ich mache dir daraus keinen Vorwurf. In gewisser Weise mache ich mir selbst Vorwürfe.«
    »Dir?« Ich blinzelte. »Warum?«
    »Ich habe für ihn gebürgt, Skeeve«, flüsterte sie. »Weißt du denn nicht mehr?«
    »Doch«, gab ich zu, »aber du konntest ja nicht wissen
    ...«
    »Aber ich hätte es wissen sollen«, unterbrach sie mich bitter.
    »Ich hätte mir klarmachen müssen, wie alt er ist. Er sollte nicht hier sein, Skeeve. Deshalb wollte ich mit dir reden, daß du etwas unternimmst.«
    »Ich?« fragte ich aufrichtig entsetzt. »Warum sollte ich etwas unternehmen?«
    »Schick ihn zurück!« drängte mich Tanda. »Es ist dir gegenüber nicht fair, wenn deine ganze Mission seinetwillen aufs Spiel gesetzt wird, und es ist Ajax gegenüber nicht fair, ihn in eine solche Angelegenheit zu verwickeln.«
    »Das meinte ich nicht«, murmelte ich und schüttelte den Kopf. »Ich meinte, warum sagst du mir das alles? Aahz ist derjenige, den du überzeugen mußt.«
    »Da täuschst du dich aber, Skeeve«, widersprach sie mir. »Nicht Aahz führt die Gruppe an, sondern du.«
    »Wegen seiner Äußerungen auf Tauf?« Ich lächelte. »Nun komm aber, Tanda. Du kennst doch Aahz. Er war nur ein bißchen sauer. Du hast doch selber gesehen, daß er bis jetzt alle Entscheidungen getroffen hat.«
    Das Mondlicht schimmerte in Tandas Haar, als sie den Kopf schüttelte.
    »Ich kenne Aahz, Skeeve. Besser als du«, sagte sie. »Er ist ein Pedant, was Befehlsketten angeht. Wenn er gesagt hat, daß du der Anführer bist, dann bist du es auch.«
    »Aber ...«
    »... abgesehen davon«, fuhr sie mir über den Mund, »ist Aahz nur ein Mitglied der Mannschaft. Was zählt ist, daß alle anderen auch auf dich setzen. Auf dich, nicht auf Aahz. Du hast sie angeworben, und für sie bist

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