Drachengasse 13, Band 02

Titel: Drachengasse 13, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies

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schlimmer. Sogar an der Oberfläche kam es zu Opfern. Mehr als nur ein Zwerg verschwand spurlos, wurde des Nachts aus seinem Haus geraubt und ward nie mehr gesehen. Darunter waren vor allem die Nachkommen jener Klans, die ihren verschütteten Gefährten damals nicht geholfen hatten. Uns allen war klar: Der Leichtsinn unserer Söhne hatte die Geister der Vergangenheit geweckt, die Geister aus der Tiefe. Und nun nahmen sie fürchterliche Rache an uns .“
    Tomrin sah, wie Sando die Farbe aus dem Gesicht wich. „Oh nein … “ , murmelte der Junge. Zweifellos dachte er an den armen Bortha.
    „Was habt Ihr dagegen unternommen ?“ , wollte Hanissa wissen.
    Hennruk zuckte mit den Achseln. „Das, was ihr heute seht, Kinder. Wir gaben die Straßen direkt über den Stolleneingängen auf und verschanzten uns hinter einer zweiten Stadtmauer, der Schwelle . So ist es nun seit fast zwanzig Jahren .“
    „Habt Ihr denn niemals versucht, die Geister zu bekämpfen ?“ , hakte Tomrin nach.
    „Einmal “ , antwortete Hennruk. „Ein Trupp Wagemutiger drang in die Stollen vor. Darunter waren auch zwei meiner Neffen. Keiner von ihnen tauchte jemals wieder auf .“ Einen Moment lang verfiel der alte Zwerg in Schweigen. „Wie ihr seht, tragen die Verbotenen Hügel ihren Namen zu Recht. Es ist eine gefährliche Gegend, eine böse Gegend. Die Zwerge fürchten und meiden sie. Das kann ich sogar verstehen. Ich verstehe jedoch nicht , warum keiner darüber sprechen will. Aus früheren Fehlern kann man lernen. Wenn wir alle schweigen, werden schon in wenigen Jahren die nächsten Zwerge alt genug sein, um voller Neugierde unter die Erde zu ziehen. Und dann fängt das alles von vorne an .“
    „Bloß nicht “ , sagte Tomrin unbehaglich.
    „Wohl wahr “ , brummte Hennruk. Die Miene des alten Zwergs wurde wieder freundlicher. „Aber vielleicht kommt auch alles anders. Dass sich jetzt schon die jungen Menschen für die Geschichte der Zwerge interessieren, gibt mir Hoffnung. Vielleicht sind auch unsere Jüngsten bald bereit, auf das zu hören, was wir Alten zu erzählen haben … “
    Unterdessen waren sie zur Bank und dem Gnorkelschachfeld zurückgekehrt. Amblin und Gumrak saßen mit zufriedenen Gesichtern beisammen und rauchten Pfeife. Auf dem Spielfeld lagen zweiunddreißig Gnorkels kreuz und quer übereinander und stöhnten leise vor sich hin.
    „Ah, ich sehe, ihr habt das Spiel zu einem raschen Ende gebracht, ja ?“ , rief Hennruk fröhlich.
    Gumrak Eisenschild grinste. „Wir haben uns auf ein Patt geeinigt .“
    „Vielen Dank für Eure Hilfe, Herr Erzfinder “ , sagte Hanissa. „Wir müssen nun weiter. Es war uns eine Freude, Euch kennengelernt zu haben .“
    „Ganz meinerseits “ , erwiderte der Zwerg. „Wenn ihr mal wieder Zeit habt, besucht uns doch hier, ja? Wir drei haben noch viel zu erzählen .“
    „Das werden wir bestimmt “ , versprach Tomrin.
    Mit diesen Worten verabschiedeten sich die drei Freunde und liefen mit Fleck in Richtung Parkausgang zurück.
    „Was für eine Geschichte “ , murmelte Tomrin, kaum dass sie außer Hörweite waren. „Da wird einem ganz anders .“
    „Allerdings “ , pflichtete ihm Sando bei. „Wir müssen Bortha so schnell wie möglich suchen gehen. Diese ganzen Spukgeschichten gefallen mir gar nicht .“
    „Der alte Zwerg hat sicher ein bisschen übertrieben “ , glaubte Hanissa. „Das hoffe ich zumindest .“ Das Mädchen rieb sich über die sommersprossige Nase. „Aber sagt mal: Fandet ihr auch, dass es bei den drei alten Kerlen ziemlich streng gerochen hat ?“
    Tomrin und Sando blickten sich verblüfft an. „Worauf du immer achtest “ , staunte Tomrin. „Das waren bestimmt ihre ungewaschenen Bärte. Oder vielleicht riechen alte Leute? Bei den ganzen greisen Magiern an der Universität müsstest du das doch am besten wissen .“
    Hanissa lächelte. „Na, die riechen höchstens mal nach schiefgegangenen Experimenten .“
    Unwillkürlich warf Tomrin einen Blick in Richtung der Magischen Universität. Am Himmel über den sechzehn Türmen hing eine orangefarbene Rauchwolke.

Kapitel 5
    ... und nichts als die Wahrheit
    „Halt, stehen bleiben !“
    Hanissa sah sich um. Wer brüllte denn hier so laut durch die Gegend?
    „Halt, habe ich gesagt !“
    Über den Kiesplatz eilten drei Zwerge auf sie zu. Ihre langen Bärte wehten bei jedem Schritt hin und her. Die Zwerge waren neben der schweren Uniform, die sie trugen, auch noch mit Holzhämmern, Armbrüsten und Rundschilden