Drachengasse 13, Band 02
schmerzerfülltes Brüllen aus und schüttelte wie betäubt den Kopf.
„Fleck !“ , schrie Hanissa noch einmal, aber sie versuchte nicht mehr einzugreifen.
Der Steinfresser setzte nach, um seinen Gegner vollends unschädlich zu machen. Fleck sprang ihm entgegen. Sein Furcht einflößendes Maul öffnete sich, um nach dem grauen Ungetüm zu schnappen. Harte Drachenzähne bohrten sich in die steinerne Schulter und rissen einen Brocken heraus. Doch auch dieser Angriff konnte den Steinfresser nicht aufhalten. Er packte den Drachen und zog ihn zu sich heran.
Mit schierer Gewalt versuchten die beiden Ungeheuer, einander niederzuzwingen. Dabei zertrümmerte Flecks Schwanz einen weiteren Stützbalken. Geröll und Erde prasselten auf ihn und den Steinfresser herunter.
Irgendwo hinten im Gang wurden die Stimmen lauter.
„Hanissa, bitte !“ , drängte Tomrin das Mädchen. „Wir können Fleck nicht helfen. Wir … “
In diesem Moment geschah es!
Mit seinem massigen Körper hatte der Steinfresser Fleck Schritt für Schritt nach hinten gedrängt. Plötzlich gab der Drache ein erschrockenes Jaulen von sich und strauchelte.
Ist da nicht ein Schacht im Boden? , durchzuckte es Tomrin. „Nein !“ , schrie er. „Fleck, pass auf !“
Doch es war schon zu spät. Fleck verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. In seiner Panik schlang er seinen Schwanz um ein Bein des Steinfressers und riss den Koloss mit sich. Beide stürzten in den Schacht.
„Fleck !“ , schrien Tomrin, Hanissa und Sando gleichzeitig. Ohne auf die Stimmen zu achten, die sich ihnen immer weiter näherten, rannten sie auf das Loch im Boden zu.
Nichts als tiefe Finsternis war darin! Von dem Steinfresser und Fleck fehlte jede Spur. Vor Tomrins Augen stieg das furchtbare Bild von Fleck auf, der zerschmettert und vom Leib des Steinfressers begraben unter der Erde lag. Seine Flügel hatte er in dem engen Schacht nicht ausbreiten können.
„Oh nein .“ Hanissa presste fassungslos die Faust vor den Mund.
Tomrin hatte sich hingekniet und wollte gerade mit seiner Laterne in den Schacht hineinleuchten, als eine raue Männerstimme ihnen zurief: „He, ihr da! Wer seid ihr ?“
Hastig richtete sich Tomrin auf. Hinter einer Ecke waren der verwahrloste Elf und ein kräftiger, bärtiger Menschenmann aufgetaucht. Sie trugen Fackeln und Spitzhacken in den Händen.
„Schnell weg “ , zischte Sando und spurtete los. Tomrin und Hanissa rannten ihm hinterher.
Doch auch der Weg in die andere Richtung war ihnen versperrt. Im Schein zusätzlicher Fackeln kamen drei weitere Männer näher. Einer von ihnen hinkte und ging gebeugt, als trage er eine schwere Last. Auf seinem Rücken saß ein runder Buckel. „Ergreift sie !“ , krächzte er.
Sando zückte seinen Dolch, und Tomrin hob sein Kurzschwert.
Der Bucklige lachte meckernd. „Glaubt ihr wirklich, ihr könnt uns damit beeindrucken? Wir sind fünf, ihr nur drei. Und es gibt noch viel mehr von uns hier unten. Außerdem haben wir die größeren Waffen .“ Er deutete auf die Spitzhacken seiner Begleiter. Der Elf zog ein langes, scharfes Messer.
Tomrin presste die Lippen zusammen. Er war kein schlechter Schwertkämpfer. Wäre er allein gewesen, hätte er vielleicht versucht, an den Männern vorbeizuschlüpfen. Aber da waren ja auch noch Sando mit seinem mickrigen Dolch und Hanissa, die gar keine Waffen hatte. Wenn sie hier kämpften, mochten sie verletzt oder sogar getötet werden. Er warf einen Blick zu Sando hinüber, den anscheinend ähnliche Gedanken plagten.
„Los, ergebt euch “ , forderte der Bucklige sie auf. Er schien der Anführer zu sein. „Euch wird kein Leid geschehen, wenn ihr spurt. Niemand von uns will Kindern wehtun .“
Wir haben keine andere Wahl , dachte Tomrin. Widerwillig senkte er die Klinge. Im nächsten Moment war der Elf bei ihm und nahm ihm sein Schwert ab.
„Sehr gut, sehr gut .“ Der Bucklige rieb sich zufrieden die Hände.
„Wo ist Brck ?“ , fragte der bärtige Mann. „Ich dachte, ich hätte ihn gehört .“ Er meinte offenbar den Steinfresser.
„Er ist in den Schacht gestürzt “ , antwortete Tomrin düster. „Zusammen mit unserem Drachen .“
„Ein Drache, so, so .“ Der Bucklige lachte erneut. „Erzählt keine Märchen, ihr Bälger. Drache, pah .“ Er humpelte auf den Schacht zu. „Fackel !“ , befahl er, und als der Bärtige ihm seine reichte, ließ er sie kurzerhand in das Loch fallen.
Ein unwilliges Grollen drang aus der Tiefe empor. Tomrin, Hanissa
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