Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
allen möglichen Dingen und Sachverhalten Unterlagen; auch solche, in denen sämtliche Grundstücke aufgelistet seien, die es in Bondingor gab – mitsamt den Namen ihrer Besitzer. Allerdings hätte Hanissa nie damit gerechnet, ausgerechnet hier auf einen Troll zu stoßen, vor allem nicht auf einen so Furcht erregenden.
    „Du musst entschuldigen“, sagte Klemprett. „Herr Qualbringer arbeitet erst seit Kurzem bei uns und kann noch nicht gut mit anderen. Er stammt aus den Südlichen Heißsenken, weißt du?“
    Südliche Heißsenken? Das erklärte einiges, zum Beispiel den Namen des Trolls. Soweit Hanissa wusste, waren die Heißsenken besonders für ihre Goldvorkommen berühmt. Dort gab es angeblich kein Gesetz. Man sagte, nur wilde Krieger überlebten in dieser Gegend – vorausgesetzt, sie hatten genug bei sich, mit dem sie den anderen wilden Kriegern auf den Kopf hauen konnten.
    Aber was machte ein aus dieser Region stammender Troll in einem Amtshaus in Bondingor?
    „Eine Auskunft, Herr Qualbringer“, wiederholte Klemprett wie ein besonders geduldiger Lehrer und schob die Brille hoch. „Was machen wir da?“
    „Pause“, brummte der Troll. Er klang wie jemand, der keine Widerrede duldete.
    Klemprett gluckste vor Lachen. „Nein, nein, lieber Herr Qualbringer. Pause ist erst in zwei Stunden. Erst müssen wir der jungen Dame hier helfen.“
    Herr Qualbringer knirschte so laut mit den Zähnen, dass es sicher noch zwei Häuser weiter zu hören war.
    „Was möchtest du denn wissen, mein Kind?“, fragte Klemprett an seiner Stelle.
    „Na ja“, antwortete Hanissa unsicher. „Ich wüsste gern, wem vor mehreren Jahren ein ganz bestimmtes Haus in Bondingor gehört hat.“
    Klemprett grinste zufrieden. „Eine ganz hervorragende Übung, wirklich. Nun, Herr Qualbringer? Wohin verweisen wir die junge Dame in diesem Fall?“
    „Zimmervierzehnbeh“, grollte der Troll.
    „Aber nein, Herr Qualbringer. In 14 b sind die Vermählungen und Geburten. Alle Vorgänge zum Grund-und-Boden-Recht befinden sich im Archiv in … ?“
    Der Riese hinter der Empfangstheke sah aus, als wollte er Klemprett in Stücke reißen und seine Einzelteile danach zum Fenster hinauswerfen. Doch er machte seinem Zorn nicht Luft – im Gegenteil! Von einem Moment auf den anderen riss er den Mund derart weit auf, dass die Enden fast seine Blumenkohlohren berührten. „Neunundzwanzigah. Miteinemlächeln.“
    Klemprett jauchzte gerührt. „Großartig. Ganz, ganz großartig. Und Ihr habt sogar an das Lächeln gedacht! Sehr gut, Herr Qualbringer.“ Strahlend vor Glück wandte er sich an Hanissa: „Ach, ich sag’s doch immer wieder: Mit Geduld und sanftem Druck macht man jeden zu einer Stütze der Gesellschaft. Kannst du dir vorstellen, dass dieser Klotz von einem Troll eines Tages hier hereinspaziert ist und verkündet hat, er wolle Registrar werden?“
    Hanissa schüttelte sprachlos den Kopf.
    „Aber genau so war’s!“, sagte Klemprett stolz. „Wir dachten auch erst, er wolle uns überfallen oder so – aber nein, er gibt sich tatsächlich die größte Mühe, zu lernen. Noch ein paar Wochen, und es wird dir vorkommen, als habe er nie etwas anderes gemacht als Empfangsdienst.“
    Das bezweifelte Hanissa stark – immerhin sah auch ein friedlicher wilder Troll immer noch aus wie ein wilder Troll. Aber sie verkniff sich eine Bemerkung. „Danke, ich geh dann mal. Zimmer 29 a, ja?“
    „Ganz recht, ganz recht. Im zweiten Stock. Du kannst den Fahrstuhl nehmen, wenn du magst.“
    Den was?
    Hanissa folgte Klempretts ausgestrecktem Arm mit dem Blick und sah, dass es in der hinteren Ecke des Empfangsraumes einen vielleicht anderthalb Meter breiten quadratischen Schacht gab, der durch ein Loch in der Zimmerdecke führte. Unter diesem stand ein recht bequem wirkender, großer Polstersessel.
    Skeptisch trat sie auf ihn zu.
    „Nur los“, forderte Klemprett sie auf. „Setz dich. Keine Angst, dir wird nichts geschehen. Der Fahrstuhl ist so ungefährlich wie unser Herr Qualbringer hier.“
    Hanissa tat, wie ihr geheißen, und blickte nach oben. Der Schacht führte bis unter das Dach des Stadtregisters, war aber zu den einzelnen Etagen des Gebäudes hin offen. „Und was passiert jet…“
    Sie hatte die Frage noch nicht beendet, da erhob sich das eigenartige Möbelstück plötzlich vom Boden und stieg in die Höhe. Erschrocken klammerte sie sich an den Armlehnen fest.
    Ich fliege. Auf einem Sessel!
    „Toll, oder?“, hörte sie noch Klempretts Stimme,

Weitere Kostenlose Bücher