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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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die Stirn. »Ich bin doch gerade erst gek … «, fing er an. Dann brach er ab. Auf dem Kies draußen hörte man Schritte, langsame, schle p pende Schritte.
    Mit einer einzigen Bewegung schaltete Sarah das Verandalicht ein und stieß die Tür auf. Auf halbem Weg auf der Auffahrt sahen sie ein weißes Gesicht, das in gelbes Licht getaucht war.
    »Hallo, Sarah. Könntest du vielleicht das Licht ausmachen, ja?«
    Drei Augenpaare starrten Michael an, während er auf die Veranda kam. Er bewegte sich langsam, ließ Kopf und Schultern hängen und klammerte sich mit zitternden Händen an den Türrahmen. In dem gelben Schein der Verandalampe wirkte sein Gesicht blass und die Ringe um seine Augen waren von einem ge i sterhaft fleckigen Rot. Doch am seltsamsten war, dass er seine Augen zusammenkniff und dabei l ä chelte.
    »Hallo, Sarah«, wiederholte er. »Bist du allein o der ist der Papst bei dir? Tschuldigung, wenn ich nicht niederknie, aber ich hab meine Knochen m o mentan nicht so ganz beieinander.« Er stolperte ins Haus und tastete dabei nach dem Lichtschalter. »Das ist ein bisschen zu grell, aber mir geht’s gut, ehrlich. Nur ein Sonnenstich, wie Stephen damals.«
    Wortlos ergriff Stephen seinen Bruder am Arm und führte ihn zum Sofa. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ sich Michael hineinplumpsen.
    »Schon besser«, sagte er. »Jetzt brauch ich nur noch eine Dusche.« Er lachte leise in sich hinein.
    Sarah erstickte mit der Hand ein Schluchzen.
    »Ruf den Arzt, Sarah«, sagte Tom mit scharfem Ton.
    Sarah rührte sich nicht.
    »Warum lacht er?«, fragte sie. »Weshalb?«
    »Schau dir mal seine Augen an.« Tom beugte sich dicht über Michael. »Du solltest sofort den Arzt r u fen.«
    »Er sagt, es war ein Sonnenstich.« Stephen gefiel Toms Ton nicht. »Er war zu lange dort oben. Ihr wisst ja, was für ein heißer Tag das war. Sollten wir ihn nicht kühlen?«
    »Er ist nicht überhitzt.« Tom richtete sich plötzlich auf. »Das sieht mir nicht nach einem Sonnenstich aus. Ich bin nicht ganz so weltfremd, wie du denkst, Michael.«
    »Was meinst du, Tom … «, fing Sarah an, aber Stephen unterbrach sie.
    »Woher zum Teufel will der wissen, wie ein So n nenstich aussieht?«, brüllte er. »Denk mal dran, in welchem Haus du bist, bevor du so gemeine Ande u tungen machst!«
    »Es ist mein Haus«, sagte Sarah. »Sei still, St e phen.«
    Vom Sofa ertönte ein schrilles Lachen. Eine Stimme sagte: »Das alles ist ja sehr nett, aber könnte mir bitte mal jemand ein Bad einlassen?«
    Ein kurzes Schweigen folgte, dann holte Tom tief Luft und stieß sie wieder aus. »Wenn du nicht den Arzt rufst, tu ich’s«, sagte er. »Ich meine es ernst!«
    Während Tom die Nummer wählte, umklammerte Stephen so hart Sarahs Arm, dass sie nach Luft schnappte. »Er denkt, Michael hätte irgendwas g e nommen«, flüsterte er wütend. »Drogen oder so. Sag ihm, dass er sich irrt, Sarah.«
    Seine Schwester schwieg, aber ihre Schultern zi t terten.
    »Sieht ihm ganz ähnlich, dass er solche Andeutu n gen macht«, zischte Stephen. »Was glaubt er eigen t lich, wer er ist? Er hat über uns nicht zu bestimmen. Außerdem würde Michael so was niemals tun. Nie. Du weißt, dass Tom sich irrt. Sag es ihm. Sag ihm, dass er sich irrt, Sarah, oder ich sorge dafür, dass es ihm leid tut.«
    »Oh Gott, was ist bloß mit ihm los?«, sagte Sarah. »Warum macht er die Augen nicht auf?«
    Vom Sofa kam eine hastige Bewegung. Michael lag seltsam verrenkt da, das Kinn stützte er auf die Rücklehne, die dem Zimmer zugewandt war. Sein Gesicht war immer noch verkrampft, seine Lippen waren verzerrt und entblößten die Zähne.
    »Weil ich mich nicht traue, Sarah. Mir fehlt nichts, aber ich hab ein paar komische Dinge gesehen, weißt du, und ich möchte mich nicht mehr erschrecken. Aber das ist alles – Stephen redet z war immer zie m lichen Blödsinn, aber diesmal hat er recht. An dem, was der Papst sagt, ist nichts Wa h res dran.«
    Sarah weinte leise, ihre Schultern zuckten.
    Stephen versuchte, ihr mit einer unbeholfenen Bewegung den Arm um die Schultern zu legen, aber sie schüttelte ihn ab, als Tom ins Zimmer kam.
    »Der Arzt ist unterwegs«, sagte er. »Sarah, das kommt alles wieder in Ordnung. Komm her.« Er u m armte sie, und sie schmiegte sich an ihn, war mit i h ren Gedanken aber offensichtlich ganz woanders.
    Stephen näherte sich seinem Bruder und betracht e te ihn genauer. Erst jetzt bemerkte er die schwärzl i chen Flecken auf den Shorts und dem T-Shirt. Er

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