Drachenglut
sich auf diesen Vorfall zu b e ziehen: »Pooley und Barratt – heimgekehrt in den Pit, wo sie auch hingehören.«
Danach tauchte der Wirrinlow in den Überlief e rungen nicht mehr auf, ausgenommen in den Erinn e rungen von Pfarrer Colver (1825):
»Damals flackerte noch die fast erloschene Fla m me der Volkssagen, die dem Wirrim einen schlechten Ruf zuschrieben. Besonders das Gebiet der Hügel gr ä ber auf der Kuppe – von einigen »der Pit« g e nannt – wurde allgemein gemieden, und wer dort hinau f stieg, wurde mit Argwohn betrachtet. In meinen Predigten bestärkte ich meine Gemeinde in der en t schiedenen Ablehnung von Teufeln und Geistern, und ich schmeichle mir, dass ich mit diesen Bem ü hungen Erfolg hatte. Seit mehr als zwanzig Jahren habe ich keinerlei Anzeichen für solche heidnischen Neigu n gen bemerkt. Aber ich vermochte nie die Einzelhe i ten dieses Aberglaubens zu erforschen.«
Pfarrer Colver wurde anscheinend in seiner Übe r zeugung bestätigt, denn auch der Autor konnte keine weiteren Manifestationen jenes alten Aberglaubens ausfindig machen. Wir können also annehmen, dass sie der Vergangenheit angehören.
Hier endete das Kapitel. Daneben stand ein Sat z zeichen tief in das Papier eingedrückt: !
Tom kam es so vor, als wäre das Ausrufezeichen mit Filzstift geschrieben worden.
Er klappte das Buch zu. Das Kreuz war nirgendwo erwähnt worden, und es gab auch keine anderen konkreten Hinweise darauf. Aber jetzt kannte er die unheimlichen Sagen über den Wirrim, die eng ve r bunden waren mit Tod und Aberglauben. Höchs t wahrscheinlich wurden sie in irgendeiner Form bis heute erzählt. Gab es möglicherweise eine Verbi n dung zwischen der Sage und dem Diebstahl und dem Geplapper einer bedauernswerten alten Frau? Tom kannte den Pit – oder den Wirrinlow: eine große Se n ke oben auf dem Gipfel, sehr beliebt bei Picknickern und Wanderern. Er hatte noch nie etwas Böses da r über gehört, nichts, was mit der angeblich berüchti g ten Vergangenheit des Pit zu tun hatte.
Ein dezentes Hüsteln schreckte ihn aus seinen G e danken auf. Miss Sawcroft stand neben ihm. Sie trug immer noch ihr graues Wollkostüm, schwitzte aber nicht im Mindesten.
»Heute schließen wir früher, Tom.« Sie lächelte über seine Verwirrung.
»Entschuldigung, Miss Sawcroft, ich war in G e danken ganz weit weg.«
»Die Bücherei wird jetzt geschlossen. Haben Sie etwas Interessantes gefunden?«
»Ein paar Einzelheiten. Nicht viel.«
Sie blickte auf das Buch auf seinen Knien. »S u chen Sie nach etwas Bestimmtem? Ich kenne mich hier in der Gegend ganz gut aus, wissen Sie.«
Tom wollte ihre Frage schon mit einer höflichen Floskel beantworten, als er, einer Eingebung folgend, plötzlich fragte:
»Arthur Willis. Haben Sie etwas von ihm?« Als sie stirnrunzelnd zögerte, fuhr er fort: »Ich bin mir nicht mal sicher, ob er etwas veröffentlicht hat. Aber er wird in diesem Buch hier erwähnt.«
»Eher nicht … ich schau mal nach.«
Sie ging zum Tresen zurück, um im Computer nachzusehen, und Tom stellte das Buch wieder in das Regal mit der Glastür zurück. Als er aufschaute, sah er, wie sie den Kopf schüttelte und lächelte.
»Tut mir leid, aber da kann ich Ihnen nicht helfen. Hier gibt es keinen Arthur Willis, nur einen Alfred Willis – Die Geißel des Gärtner: Mein Kampf gegen die Blattlaus –, aber ich glaube, hinter dem sind Sie nicht her.«
»Nein. Gibt es hier in der Gegend nur diese B ü cherei oder kann ich mich auch noch anderswo i n formieren?«
»Sie könnten im Zentralkatalog der Bibliotheken nachschauen. Darin sind alle Bestände der Büchere i en erfasst. Aber Sie sagen ja selbst, dass er vielleicht gar nichts veröffentlicht hat.«
»Stimmt. Oh, gibt es eigentlich ein Buch über hi e sige Forscher und Gelehrte?«
»Hm, da müssten Sie im Verzeichnis nachschauen. Aber ich wollte eigentlich schließen … «
»Das dauert doch nur eine Sekunde. Ja? Ich schau nur mal kurz rein.«
Tom eilte zu den Regalen und fand fast auge n blicklich das Lexikon der gelehrten Persönlichkeiten. Er überhörte die raschelnden Geräusche vom Tresen und blätterte weiter, bis er fand, was er suchte. Es gab einen Fotokopierer neben dem Tresen, und er machte für zehn Pence eine Fotokopie.
Miss Sawcroft betrachtete ihn mit beherrschter Ungeduld.
»Es gab ihn«, sagte Tom. »Ich entschuldige mich, weil ich Sie aufgehalten habe.«
»Machen Sie sich da keine Gedanken. Es ist i m mer schön, wenn man etwas findet, das
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