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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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man gesucht hat, besonders wenn es eine komplizierte Suche ist. Ich stelle das Buch für Sie ins Regal zurück. Danke. Die Tür ist noch offen.«
     
    In seinem Büro überflog Tom das fotokopierte Blatt. Der Eintrag war kurz:
     
    WILLIS, Arthur James (1841-1895)
    Volkskundler
     
    Geboren in Fordrace, Ausbildung in Stanbridge und Oxford; lehrte im Ausland, kehrte als Mittdre i ßiger nach Fordrace zurück. Erforschte jahrelang die R e gionalgeschichte, seine Theorien gründeten auf eine gewagte Mischung von historischem und sagenha f tem Material, die ihm die Verachtung seiner Konku r renten einbrachte. Er war eine extravagante Persö n lichkeit und berüchtigt für seine Trunksucht und sein offen zur Schau getragenes Heidentum. Sein einziges veröffentlichtes Werk Das Buch des Lin d wurms wurde nach seinem Tod von Freunden in u n fertiger Form auf eigene Kosten verlegt. Er starb in Crow Wood, Fordrace, als sein Haus abbrannte.
     
    Tom warf das Blatt auf die Ablage für Eingänge und streckte seine Glieder. Es waren zahllose Dinge zu erledigen, und er hatte immer noch nicht mit S a rah gesprochen. Er beugte sich vor und griff nach dem Telefonhörer. Er sollte vielleicht auch mal nachfr a gen, ob ihr ausgeflippter Bruder noch mehr Visi o nen gehabt hatte.

 
     
    14
     
    Hoch oben auf dem Wirrim standen zwei Jungen auf einem Felsvorsprung über der Senke und betracht e ten die verstreut herumliegenden Felsbrocken, die lila Glockenblumen in den Felsspalten und die st ö rend grellbunten Coladosen und Chipstüten, die hier und da im Gras lagen.
    »Der Pit«, sagte Stephen. »Hier ist es also pa s siert.«
    »Da drüben auf der anderen Seite, hinter dem Stein da.«
    »Klar. Aha.«
    »Hör mal«, fauchte Michael ihn an, »ich weiß, du glaubst mir nicht, aber das ist mir egal. Dann eben nicht. Also spar dir die Ironie.« Er setzte sich hin und rieb sich die Augen. Je höher sie gekommen waren, desto schlimmer war der Schmerz geworden, ein dumpfer Druck, der bei jeder Bewegung stechend aufflammte. Aber damit war ja nichts bewiesen.
    »Ich weiß nicht, was du damit beweisen wolltest.« Stephens Worte waren ein Echo von Michaels G e danken. »Eigentlich sollte ich dich dafür verdr e schen, aber es ist mir ehrlich gesagt zu blöd.«
    Halb lief, halb galoppierte er den Abhang hinu n ter, wanderte durch die Senke und ließ Michael si t zen.
    »Was für einen Beweis soll ich dir denn geben, du Blödmann?«, sagte Michael kaum hörbar, und bei diesen Worten flammte der Schmerz in seinem Kopf von Neuem auf und alles vor seinen Augen verände r te sich.
    Die Erde war rot wie geronnenes Blut oder alte Ziegelsteine. Sie strahlte aus ihrem tiefsten Innern eine für ihn nicht fühlbare Hitze aus, wie eine ve r steckte Wunde unter der Haut. Er sah wieder St e phens Seele, deren blasse Lichter vor lauter töric h tem Ärger hin u nd her flatterten. Das Leuchten war schwach und kaum wahrnehmbar neben der wüte n den Röte der wartenden Erde.
    Michael musste über die Zartheit der Seele seines Bruders lachen und er sah den Pferdekopf sich u m drehen, ihn anstarren und sich wieder abwenden.
    Dann kam es ihm so vor, als wäre die Erde unter ihm glasklar und ganz tief unten in all der Glutröte stiege etwas auf. Es kam höher, kringelte sich lan g sam, drehte sich, eine Blase oder Kugel aus unterird i schen Bewegungen. Er sah, wie sich die roten Fel s schichten dort unten kurz verformten, als die Kugel über sie hinweg höher stieg. Und er fühlte die A b sicht .
    Stephen stand mitten in der Senke, als er seinen Bruder heiser auflachen hörte. Er drehte sich e r schreckt um, aber Michael starrte blicklos nach u n ten. Stephen grübelte fieberhaft weiter. Entweder log sein Bruder oder er war verrückt, und in beiden Fä l len konnte er nichts tun. Hierher zu kommen war dumm gewesen.
    Dann hörte er, wie Michael ihm zurief, er solle warten. Er ignoriertes die Dringlichkeit des Rufs und ging weiter. Aber dann hörte er jemanden rennen und da schlich sich eine leise Furcht in sein Herz, und er drehte er sich um.
    »Michael, hau ab! Ich hab genug. Verpiss dich!«
    »Halt! Bleib stehen und hör mir zu. Bitte, Stephen, ich hab den Beweis.« Michaels Gesicht war vor la u ter Freude und Erwartung gerötet.
    »Erzähl mir nicht noch so einen Scheiß.«
    »Ich hab Beweise, sag ich dir. Es kommt.«
    »Was kommt? Du bist ja total durchgeknallt. Bleib mir bloß weg. Weg mit deinen Pfoten!«
    Michael hatte Stephen vorn am T-Shirt gefasst und zerrte ihn

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