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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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taten Tom die Augen weh. Planlos blätterte er in dem Büchlein herum, las mal hier, mal da etwas, wann immer die Kapitelüberschriften sein Interesse weckten.
    Harold Limmins’ Stil war etwas umständlich, wie es einem eigensinnigen Amateur ähnlich sieht. Er wusste sehr viel über Morris-Tänzer, Maientanz auf dem Anger von Fordrace (der um die Mitte des 18. Jahrhunderts wegen »exzessiver Betrunkenheit wä h rend der Feier« zeitweise verboten war) und das sel t same Frühlingsfest »Beschneiden der Wurzel«, das bis heute im März begangen wurde.
    Tom freute sich an den Berichten über dieses Brauchtum, von dem er bislang nichts geahnt hatte, und er hatte den eigentlichen Anlass für seine Lekt ü re schon fast vergessen, als er auf einmal auf weitere handschriftliche Anmerkungen in blassblauer Tinte stieß, die an den Rand gekritzelt waren. Unten auf der Seite mit der Überschrift Der Wirrim: Geologie und Etymologie standen die verächtlichen Worte: »So ein alter Narr, was weiß er schon?«

Tom hatte keine Ahnung über das Ausmaß von Harold Limmins’ Wissen, aber die emotionale He f tigkeit der Anmerkung war unmissverständlich. Sie stand auf Seite 51 und es war dieselbe Handschrift wie auf der Titelseite. Irgendetwas hatte irgendjema n den zutiefst verärgert, und an diesem aufregenden Morgen interessierte Tom, warum. Deshalb wandte er sich dem nächsten längeren Absatz zu und las:
     
    Der Wirrim ist ein Höhenrücken aus Kalkstein und kohlehaltigem Schiefer und erstreckt sich knapp sechs Kilometer zwischen Hopalming und Sta n bridge. An seiner breitesten Stelle ist er kaum mehr als einen halben Kilometer breit und dort, wo die Seitentäler und Bergbauminen tief in den Hügel ei n schneiden, sogar nur dreihundert Meter. Er verläuft von Osten nach Westen, und die größten Einschnitte sind in der Osthälfte. Das Dorf Fordrace schmiegt sich in solch einen Einschnitt, wo der Fluss Wirret von der Hohen Kuppel nach Süden fließt. Der Ort öffnet sich nach Süden hin, an den anderen drei Se i ten umrahmen ihn die Ausläufer des Wirrim.
    Seit Urzeiten steht der Wirrim im Mittelpunkt menschlicher Aktivitäten in dieser Region. Der T a gebau (Kohle und Kalk) begann bereits am Ende der Steinzeit, besonders an der Nordseite oberhalb von Little Chetton. Nahe dem Gipfel gibt es Überreste früher menschlicher Ansiedlungen, im Süden der Senke von Wirrinlow gab es eine Siedlung während der Bronzezeit, wo Armreifen und Keramikscherben gefunden wurden. Im 17. Jahrhundert entdeckte man dort ein Schwert. Von den Gebäuden ist nichts meh r zu sehen, aber die Hügelkuppe ist übersät von H ü gelgräbern und vielen Gruben und Senken, die grö ß ten davon sind Stoker’s Höhle und der Wirrinlow. Möglicherweise sind einige der Gruben Überreste von versunkenen Grabhügeln oder Hügelgräbern. Andere könnten geologische Schlucklöcher oder u r zeitliche Steinbrüche sein.
     
    Etymologie: Bei den eigenartigen Namen in der R e gion des Wirrim ist man sich über deren Wurzeln nicht einig, aber es wird allgemein vermutet, dass »Wirrim« von dem angelsächsischen Wort »we r gend« (PL: »werian«) abstammt, was »Verteidiger« bedeutet, da der Hügelkamm sowohl Schutz vor Feinden als auch den Tälern Schutz vor strengem Wetter bot. »Wirrinlow« stammt demzufolge vom angelsächsischen »werian-hlaew« ab, das »Verteid i gungshügel« bedeutet und annehmen lässt, dass di e ser einstmals erhöhte Ort wahrscheinlich abgesunken ist. (»Hlaew« könnte »Hügel, Höhle oder Hüge l grab« bedeuten.) Die Etymologie von Fordrace ist eindeutig: Das Dorf liegt an der Furt eines breiten Flusses, wobei »race« so viel wie »Strömung« b e deutet)
     
    Hier verkündete die Tintenschrift ihre verächtliche Botschaft. Das Sternchen bezog sich auf eine Fußn o te am unteren Seitenrand. Da stand:
     
    Eine abweichende Meinung wurde von Arthur Willis vorgebracht, einem Volkskundler und Archä o logen aus der Region, dessen Theorien hier um der Vol l stän d igkeit willen referiert werden. Er behauptet, dass »wirrin« sich von dem angelsächsischen »Wyrrm« ableitet, was Schlange oder Drache bede u tet, und dass »Wirrinlow« demzufolge eine Able i tung von »Wyrm-hlaew« (Drachenhügel) darstellt. Diese höchst unwahrscheinliche Annahme wird noch durch seine Behauptung gesteigert, dass Fordrace von dem angelsächsischen »Fyr-draca« (Feuerdr a che) a b stammt. Möglicherweise musste hier die Klugheit der Besessenheit

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