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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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dass er ins Rutschen geriet und dann rücklings zwischen die Halme fiel. Michael kam näher, er ging zwanzig Zentimeter über den Weizenähren und lächelte im Näherkommen. Seine Schuhe berührten nur Luft, seine Arme pendelten seitwärts. Er sah mit schräg geneigtem Kopf zu Stephen hinunter.
    »Stephen, du hast mich eingesperrt.«
    Stephen sah Michael eingerahmt von orangebra u nem Weizen vor dem Himmel und wechselte zum BLICK. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Mich a els Seele hatte sich verändert. Sie war dunkler, dic h ter, die Fünkchen und Lichter, die sie belebt hatten, waren gedämpfter, und die Bewegung darin hatte sich verlangsamt. Doch viel schlimmer war, dass sich die Form von Michaels Seele geändert hatte. Die Katzenohren waren weniger ausgeprägt, als wären sie wie Wachs geschmolzen. Als Stephen ihn jetzt beobachtete, schienen die Seele noch weiter zu schrumpfen.
    Stephen hielt es nicht länger aus. Er stellte den BLICK wieder auf normal.
    »Oh Mikey, du hast dich verändert.«
    »Viele Dinge hier haben sich verändert«, sagte Michael und schwebte über Stephens Kopf. »Und es ist noch nicht zu Ende.«
    Er hob die Hände.
    Stephen fühlte die Wutwellen heiß herunterstr ö men.
    »Tu’s«, sagte eine Stimme hinter ihm, und da merkte er, dass Mr Cleever ihn eingeholt hatte. Er wusste nicht, was mit Tom passiert war, und wagte auch nicht, den Blick von seinem Bruder abzuwe n den. Michael sah auf ihn runter, und seine Miene war auf einmal sehr ernst.
    Stephen stand mühsam wieder auf. Doch immer noch war sein Gesicht nicht auf der gleichen Höhe mit den Füßen seines Bruders.
    »Tu es, Michael«, sagte Vanessa Sawcroft.
    Stephen drehte sich nicht um. Er sah durch z u sammengekniffene Augen zu Michael hoch und las dessen Unsicherheit, als läse er in einem Buch; er beobachtete, wie Michaels Finger nervös gegen die Jeans zuckten, als äußeres Zeichen des Kampfes in der missgestalteten Seele.
    Drei Meter weiter stand Tom und blickte sich nach allen Seiten um: Er und Stephen wurden durch drei Gestalten eingekreist. Es umgab sie ein Kokon aus Hitze, der die Bäume am Feldrain krümmte und dem glitzernden Wasser des Baches, der hinter ihnen den Hügel hinabfloss, einen dunstigen Schimmer verlieh. Etwas rührte sich in Toms Gedächtnis, er stand da und versuchte sich zu erinnern.
    »Du besitzt den Willen dazu, Michael.« Mr Cle e vers Stimme schillerte wie der heiße Dunst, der sie umgab.
    Michaels Blick durchbohrte seinen Bruder wie ein Schwert. Stephen sah darin Feuer schwelen, zum Ausbruch bereit, und er formulierte in Gedanken eine verzweifelte Bitte.
    Michael – ich bin dein Bruder!
    Michael sah ihn an. Dann flammten seine Augen auf, aber da er sich dabei von Stephen weg zur Seite drehte, traf das Feuer die Weizenhalme ringsherum.
    Feuer brach aus.
    Der reiche, trockene, goldbraune Weizen hatte bisher fast unbewegt dagestanden, nur die Grannen bewegten sich leicht. Das änderte sich nun – eine zi t ternde Bewegung kräuselte das Feld, als jede einze l ne Weizenähre eine Sekunde lang zu ihrer eigenen hellen Flamme tanzte. Dann gab es eine laute Expl o sion, u nd ein Teil des Feldes stand ringförmig um St e phen und Tom in Flammen.
    Die Flammen fraßen sich vorwärts. Mr Cleever und Vanessa Sawcroft entkamen ihnen sofort, indem sie aufstiegen, aber Stephen und Tom blieb nichts anderes übrig, als von den flammenden Ähren fortz u rennen. Sie bahnten sich gebückt einen Weg durch die trockenen Halme, während oben am Hang der Weizen wie ein Wald aus Riesenstreichhölzern brannte.
    »Zum Bach!«, rief Tom lauter als das Knistern und Knacken der platzenden reifen Körner, die auf ihre Rücken Asche regnen ließen.
    Stephen rannte in die angegebene Richtung, Fu n ken stoben in seine Haare und auf seine Kleider, und er glaubte, dass jeden Augenblick vom Himmel tö d liches Feuer auf ihn herabregnen könnte.
    Aber die drei über den Flammen hatten mittlerwe i le selber Schwierigkeiten. Die Flammen fraßen sich schnell vorwärts, blieben mit den beiden Flüchtenden auf gleicher Höhe und verbargen sie unter einer Rauchdecke, die von wild herumschwirrenden Flammenpfeilen durchbohrt wurde. Mr Cleever ve r folgte sie auf ihrer Flucht und versuchte, ein Ziel zu finden, aber die schwarzen Wolken verschlangen ihn, und er musste umdrehen und zurückfliegen. Vanessa Sawcroft wurde ebenfalls vertrieben, sie flog hustend bis zum Rand des Feldes, wo Paul Comfrey entsetzt zusah, wie das Getreide, das er säen

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