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Drachenglut

Titel: Drachenglut
Autoren: Jonathan Stroud
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deutlich.
    Über ihnen hing ein Riesengewicht, als näherte sich ein fernes Gewitter und drückte schon auf die Erde. Das Wissen um diese Schwere spiegelte sich in allen Augen.
    »Meine Freunde«, sagte Mr Cleever, als würde er vor dem Gemeinderat sprechen, »ich scheue mich nicht zu bekennen, dass ich aufgeregt bin. Wir sind alle aufgeregt angesichts dessen, was kommen wird. Aber wir brauchen nicht zu zögern. Wir wissen, wa r um wir tun müssen, was wir tun werden, und wir kennen die Belohnung. Wir wissen auch um die G e fahren. Die Leute aus dem Dorf sind jetzt gegen uns. Vielleicht suchen sie gerade nach uns – und ihre Angst und Unwissenheit machen sie zu einer Bedr o hung. Doch in einer Stunde werden sie für uns nichts weiter sein als Vieh auf der Weide. Unsere Zeit ist gekommen. Hört mir nun aufmerksam zu. Ich werde mit Mund und Seele sprechen.«
    Seine Zuhörer kamen näher heran. Michael locke r te seine Abwehr und sah auf dem Zettel in Mr Cle e vers Händen ein imaginäres Bild auftauchen.
    »Das Kreuz lieferte uns den entscheidenden Hi n weis«, sagte Mr Cleever. »Wir werden jetzt das M u ster neu erschaffen und den Meister aus seinem Schlaf rufen. Das Muster auf dem Kreuz zeigt die vier G a ben. Auf dem rechten Balken das Auge – die Erste Gabe. Dafür ist Paul verantwortlich. Das Sy m bol auf dem Längsbalken zeigt die Zweite Gabe – Geoffrey, darin warst du schon immer gut: Du wirst das Feuer beschwören. Auf dem linken Balken zeigt sich das Gegenstück hierzu: Das Fliegen – die Dritte Gabe. Vanessa, das ist deine Aufgabe. Ich werde die Vierte übernehmen – die Macht des inneren Auges, darg e stellt durch den Kopf. Wir stellen uns in einem Kreis auf … Michael, bist du so weit?«
    »Entschuldigung.« Michael hatte in Gedanken ganz unverhofft seine Mutter gesehen, deutlicher als je zuvor. Das hatte ihn a bgelenkt, und Mr Cleevers rasiermesserscharfe Witterung hatte sofort seine nachlassende Aufmer k samkeit registriert.
    »Weiter.« Mr Cleever konzentrierte sich wieder auf die Skizze. »Wir stellen uns im Kreis auf und werden im richtigen Augenblick alle vier Gaben b e schwören und sie mit voller Kraft einsetzen. Jeder hat seine Aufgabe. Der Erste sieht den Drachen, der Zweite weckt ihn auf, der Dritte erinnert ihn an die Freude der Bewegung und der Vierte wird ihn he r beirufen. All diese Impulse senden wir zur Mitte des Kreises. In dieser Mitte werden Mr Hardraker und Michael stehen. Michael – pass gut auf!«
    »Ja.« Ein weiteres Bild hatte seine Konzentration stören wollen, aber Michael hatte es von sich gest o ßen, bevor er wusste, was es beinhaltete. Er konze n trierte sich voll und ganz auf die Bedeutung von Mr Cleevers Worten.
    »Mr Hardraker ist das Saugkissen oder das Lage r haus von all unserer Kraft, aber er kann sie nur ei n setzen, wenn es einen Auslöser gibt. Wir vier werden dieser Auslöser sein. Michael hat die stärkste ung e bremste Kraft und die größte Reichweite, er muss die Kraft auf sich ziehen, die von Mr Hardraker ausgeht, und in die richtige Richtung leiten.«
    »Wohin leiten?« Michaels Stimme war schwach, er erinnerte sich an das letzte Zusammentreffen mit Mr Hardrakers Kraft.
    »Nach unten. In die Erde. Wir werden die Erde spalten und den Drachen nach oben bringen. Er ist tief, aber nicht zu tief – wir könnten sogar den Hügel zerbrechen, falls nötig, und eine Schlucht von Fo r drace bis nach Chetton graben!« Er lachte wieder.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit so viel Kraft fertig werde«, sagte Michael.
    »Du bist für sie nur die Leitung«, sagte Mr Cle e ver. »Sie strömt durch dich hindurch. Du bist stark genug, glaub es mir.
    Wenn du sie nicht leitest, also … dann könnte es natürlich Schwierigkeiten geben. Aber ich setze vo l les Vertrauen in dich, Michael. Du bist ein ganz b e sonderer Mensch.«
    Michael fühlte den Groll der anderen und freute sich. »Also gut, ich werde es schaffen.«
    »Was ist mit der Frau?«, fragte Vanessa Sawcroft.
    Sarah saß ein paar Meter entfernt, sie hatte die Knie angezogen und betrachtete die Gruppe mit ve r zweifelten Blicken.
    »Hm. Ich denke, Miss McIntyre sollte auch im Kreis sitzen. Da ist sie sicher. Wenn wir unsere Au f gabe erledigt haben, kann sie gehen, wohin sie will.«
    Das war das, was Michael hörte.
    In den Köpfen der anderen flüsterte Cleevers Stimme weiter: »Da wir sie nun mal am Hals haben, können wir doch unseren Nutzen daraus ziehen. Für den Fall, dass unser Meister noch
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