Drachengold: Roman (German Edition)
dafür etwas als Ausgleich zu bekommen, und zwar gerade dann, wenn sie alles gelernt hat, was sie lernen muss, und so weit ist, eine prächtige Offizierin abzugeben.«
Laurence schien das Gespräch über dieses Thema nicht getröstet zu haben. Und Crickton wurde es aus gutem Grund gestattet, bei seiner Liebschaft zu bleiben: Temeraire hätte zwar den Stoff nur zu gerne zurückgeschickt und sich dafür Crickton wiedergeholt, und wenn der Aufseher irgendwelche Einwände erhoben hätte, wäre er genau in der richtigen Stimmung gewesen, seine Rechte anderweitig durchzusetzen. Laurence allerdings verwahrte sich gegen einen derartigen Handel in der Zukunft, wollte aber den bereits getätigten nicht wieder rückgängig machen, da der Stoff bereits zugeschnitten war. Und so wurden die Mäntel genäht.
Forthing schließlich wollte sich anscheinend selbst übertreffen, obwohl Temeraire nicht ganz klar war, warum er sich so ins Zeug legte, wo doch das große Ziel so wenig erstrebenswert war. Shipley war gerne bereit, einem Offizier eine Freude zu machen, und hielt die Matrosen dazu an, einige weitere Kleidungsstücke aus den Überresten zu nähen. Forthing hatte sich bereits seit längerer Zeit bemüht, die neue Sprache zu lernen, und Temeraire bereute es nun bitterlich, dass er sich angeboten hatte, bei diesem Unterfangen behilflich zu sein. Denn irgendwie gelang es Forthing, diese zusätzlichen Näharbeiten auf dem Markt gegen eine Bahn sehr ansehnlichen roten Wollstoffs einzutauschen, aus dem ein Mantel für Granby angefertigt wurde. Forthing besaß sogar die Unverfrorenheit vorzuschlagen, dass man einige der Opale von Laurence’ Umhang abtrennen und stattdessen auf Granbys Mantel nähen sollte, um auf diese Weise eine hübsche Abschlussborte zu haben.
»Es wäre sehr wünschenswert, ihn ein bisschen zu verschönern«, setzte Hammond an und ließ sich erst durch einen eisigen Blick von Temeraire zum Schweigen bringen, der es sich verbat, dass man über eine solche Verstümmelung auch nur nachdachte.
»Das reicht jetzt. Ihr habt mich ausreichend ausstaffiert«, sagte auch Granby ungeduldig. »Forthing, Sie sind ja schon fast so schlimm wie sie«, womit er Iskierka meinte, die in der Zwischenzeit unerträglich selbstverliebt herumstolzierte und Maila den lieben langen Tag schöne Augen machte. Temeraire hatte immer geglaubt, dass Iskierka auch für alles Gold der Welt Granby nicht jemand anderem überlassen würde, und sei es auch nur für die Ehe, und schon gar nicht, wo Granby die Herrscherin gar nicht heiraten wollte.
»Man könnte ja wenigstens noch auf schöneres Wetter warten«, schlug Temeraire als letzten Ausweg vor, doch davon wollte nicht einmal Granby etwas wissen.
»Lasst uns dieses Treffen hinter uns bringen. Ich bete zu Gott, dass sie sich die Sache dann noch mal überlegt«, sagte er, und zwei Tage später versammelte sich die ganze Festgruppe auf dem Hof von Cusipata: zwanzig Flieger in neuen, grünen Mänteln, mit weißen Hosen, die in mühevoller Arbeit geschrubbt, mit Zitronensäure gebleicht und geflickt worden waren, Hammond in seinem schönen, braunen Mantel, dem man die Strapazen der Reise nicht ansah, und mit seiner Botschafterschärpe, Mrs Pemberton in ihrem schwarzen Kleid und Granby. Letzterer sah in seinem roten Mantel unbestreitbar beeindruckend aus. Temeraire konnte sich nicht mal damit trösten, Laurence in seinem Prachtumhang zu sehen: Dieser blieb in der Kiste verstaut, und Laurence trug lediglich seinen eigenen neuen, grünen Mantel und geflickte Stiefel.
»Ich kann doch bei einer solchen Gelegenheit Granby nicht die Schau stehlen«, hatte Laurence gesagt, und Temeraire war zu dem Schluss gekommen, dass das vielleicht ganz gut so war. Es wäre einfach entsetzlich, wenn Anahuarque es sich in den Kopf setzen würde, lieber Laurence zu heiraten. Natürlich würde Laurence einen hervorragenden Kaiser abgeben, aber Temeraire war ja nicht wie Iskierka und würde nie auf die Idee kommen, Laurence in eine solche Ehe zu verkaufen, nur um seine Stellung zu verbessern.
»Und erst der ganze Reichtum«, flüsterte Iskierka, »denn das alles hier wird dann Granby gehören.« Sie ließ bedeutsam ihren Blick durch die große Halle der Herrscherin wandern. Für diesen Anlass war das Gold an den Wänden frisch poliert worden, und das geputzte Silber glänzte. Obwohl es noch helllichter Tag war, waren große Laternen aufgehängt worden, nur damit das Edelmetall und die Juwelen umso prächtiger
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