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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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prächtigen Anblick, wie Temeraire unwillig feststellen musste. Abgesehen von dem riesigen Diamanten auf ihrer Brust, der das Licht der Lampen einfing, trug sie außerdem eine Art Handschuhe an beiden Vorderbeinen. Darüber glänzten mit Rubinen besetzte Krallenscheiden, zusammen mit breiten Manschetten aus zarten Silberketten mit eingelassenen Edelsteinen, die ihrerseits an einem weiteren Paar Manschetten über ihrem Kniegelenk befestigt waren, welche mit Saphiren besetzt waren, sodass Lien sogar auf ihrem Körper die Farben der Trikolore zur Schau stellte. Ansonsten trug sie kein Geschirr, und es war nur ein einziger Reiter zu sehen.
    Die französischen Drachen neigten die Köpfe tief, und die Männer auf ihren Rücken nahmen ihre Hüte ab. De Guignes rutschte von Geneviève herunter und kniete nieder, als Napoleon von Liens Rücken abstieg. Mühelos trat er dazu in ihre dargebotene Vorderklaue und ließ sich von ihr vorsichtig auf dem Boden absetzen.
    Napoleon packte De Guignes an den Schultern und drängte ihn, sich wieder zu erheben, dann küsste er ihn auf beide Wangen und sagte auf Französisch: »Mein bester Abgesandter! Sie dürfen es mir nicht verübeln, dass ich persönlich gekommen bin, ebenso wenig wie meine tapferen Heerführer, wenn ich sie auf dem Schlachtfeld besuche. Es gibt Kämpfe, die muss ein Mann selbst gewinnen. Ist dies die Herrscherin?« Und als De Guignes bestätigend nickte, fuhr Napoleon fort: »Sagen Sie ihr, mein Freund, dass ich nun höchstselbst hier bin. Ich habe kein Wagnis gescheut, um ihr zu verdeutlichen, welche Ehre ich und Frankreich ihr angedeihen lassen werden, wenn sie denn mit uns kommen will, um unseren Thron zu zieren.«
    Auch wenn die Drachen der Inka das Eindringen der französischen Gruppe und Napoleons Missachtung ihres Protokolls ganz offensichtlich missbilligten, schienen sie von seiner unglaublichen Unverfrorenheit beeindruckt. De Guignes sprach ein paar Worte, und die aufgeplusterten Drachen beruhigten sich nach und nach, als sie hörten, dass es Napoleon war, der ihnen gegenüberstand, und als ihnen seine geschliffene Begrüßungsrede übersetzt wurde. Gewiss waren sie von dem Mut angetan, den es erforderte, sich selbst in den Machtbereich einer ausländischen Regentin zu begeben. Laurence bemerkte allerdings, dass beide Flammes-de-Gloire mehr als die übliche Anzahl Gewehrschützen dabeihatten – allesamt ausgesprochen wachsam und ihre Hände griffbereit an den Waffen.
    Ein Murmeln lief durch die Reihe der Inka-Drachen; selbst Maila wirkte verunsichert, und mit einem Mal hob Anahuarque eine Hand, und ihr Hofstaat wurde still. »Sagen Sie dem Kaiser, dass wir ihn an unserem Hof willkommen heißen«, begann sie. »Sicherlich ist er nach einer so langen Reise müde, aber heute Abend werden wir alle gemeinsam speisen, um die beginnende Freundschaft zwischen unseren Nationen zu feiern.«
    Hammond übersetzte die ausnehmend positive Begrüßung für Laurence, als die Herrscherin der Inka sich abwandte und leise etwas zu Maila sagte, die Hand auf seinen Nüstern. Dann ließ sie sich von ihm mit einer Klaue aufheben, und mit einem letzten Blick zu Iskierka schwang sich Maila in die Luft und brachte Anahuarque aus der Halle, während die anderen Drachen ihr restliches Gefolge in ähnlicher Weise ergriffen und ihren Hof den ausländischen Gästen überließen.
    Napoleon zog sich nicht sofort zurück: Lächelnd wandte er sich an die französischen Damen, die als De Guignes’ Unterhändlerinnen aufgetreten waren, und küsste ihnen die Hand. Er begnügte sich aber nicht damit, bei ihnen herumzustehen, sondern kam auch auf die englische Abordnung zu und rief: »Kapitän Laurence! Ich hoffe, ich treffe Sie in bester Gesundheit an.« Hammond und Granby begrüßte er auf De Guignes’ Vorstellung hin mit ähnlicher Wärme. Damit nahm er allen Gründen, die jeder Engländer hatte, ihn zu Recht zu verabscheuen, den Stachel – und solche Gründe gab es genug: Napoleons allumfassender, übertriebener Ehrgeiz und, ganz besonders empörend, seine Invasion in England, die erst vor zwei Jahren verhindert worden war. Allerdings war der Preis dafür fürchterlich hoch gewesen: Admiral Nelson hatte dabei sein Leben gelassen, ebenso wie zwanzigtausend Männer oder mehr, und vierzehn Schiffe der englischen Flotte waren verloren gegangen.
    Laurence beantwortete alle Fragen mit größtmöglicher Zurückhaltung, die Napoleon nicht zu bemerken vorgab. Stattdessen versuchte dieser wider

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