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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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funkelten.
    Die Herrscherin der Inka trug ein Kleid von unübertrefflicher Pracht, und nicht einmal Temeraire konnte bestreiten, dass es an Eleganz und Prunk sogar mit Laurence’ Umhang mithalten konnte. Es war aus einem rotgelben Webstoff gefertigt, der mit goldenen Fäden durchwirkt war, sodass das Kleid im Lichtschein schimmerte, und sie trug eine Krone aus Gold und Silber, in deren Mitte die prächtigen Federn steckten.
    »Das war meine Idee«, wisperte Iskierka Temeraire zu, der ihr nur unwillig zuhörte. »Sie kennen hier keine Kronen, aber ich habe Maila erzählt, dass alle Monarchen in Europa eine Krone tragen, und er war ganz meiner Meinung, dass ein solcher Herrscherschmuck ausnehmend gut auf ihrem Kopf aussehen würde. Also hat er eine Krone für die Inka-Kaiserin anfertigen lassen, und Granby wird auch eine bekommen, sobald sie verheiratet sind. Und sie werden natürlich auch jeder einen Thron haben, aber diese anzufertigen hätte jetzt zu lange gedauert.«
    »Sie sind ja auch noch gar nicht vermählt, und noch ist nicht mal alles ausgehandelt«, erwiderte Temeraire, aber das war ein kleinlicher Einwurf, und Iskierka ging ganz zu Recht überhaupt nicht darauf ein. Das Inka-Oberhaupt bedachte Granby mit begehrlichen Blicken, während die Höflinge ihn düster anstarrten, und Maila tuschelte mit Iskierka, plusterte seine Federn auf den Schultern auf und versuchte, sich bestmöglich in Szene zu setzen.
    »Ich an Ihrer Stelle, Kapitän Granby«, schärfte ihm Hammond mit leiser Stimme ein, als sie näher kamen, »würde ihr unbedingt sagen, dass Sie keinerlei Interesse an den Staatsgeschäften haben, … dass Sie keineswegs vorhaben, sich in irgendetwas einzumischen …«
    »Ja«, erwiderte Granby müde. »Vielleicht wollen Sie ihr ja mitteilen, dass ich ein wahres Schoßhündchen sein werde und ihr in allem ihren Willen lassen werde. Ich werde nichts tun, als neben ihr zu sitzen und zu nicken, wenn sie mich mit dem Ellbogen anstößt. Vielleicht können Sie sie ja auch daran erinnern, dass ich selbst dann nicht zu mehr imstande wäre, wenn ich es mir anders überlegen sollte, da ich ja bislang nur vielleicht zehn Wörter in ihrer Sprache beherrsche und im Laufe des nächsten Jahres ganz sicherlich keinen einzigen vollständigen Satz herausbringen werde.«
    »Kapitän Granby bittet Ihre Majestät um Verzeihung«, sagte Hammond, »dass seine mangelnden Sprachkenntnisse verhindern, höchstselbst zum Ausdruck zu bringen, welche Ehre Sie ihm mit dieser Einladung haben angedeihen lassen. Er bittet mich, Ihrer Majestät auszurichten …«
    In dieser völlig verlogenen Art und Weise ging es weiter, und Anahuarque schien gut zu gefallen, was sie da hörte. Temeraire wandte den Blick ab und beobachtete währenddessen den Verkehr der Drachen, die über den großen Stufenterrassen und den hohen Dächern der Stadt hin und her flogen. Vom Ort der Zeremonie aus hatte er eine Aussicht, die selbst dann, wenn sie weniger ausgezeichnet gewesen wäre, ihn immer noch von dem Elend abgelenkt hätte, das vor ihm seinen Lauf nahm. Interessanterweise näherten sich von Süden her drei Drachen, von denen zwei mit großen, beeindruckend hinterherflatternden Fahnen ausgestattet waren.
    Temeraire setzte sich mit einem Ruck auf. Die Banner waren Trikoloren, und der Drache in der Mitte war weiß. »Laurence!«, rief er und unterbrach damit Hammond. »Laurence, Lien kommt. Und das da neben ihr sind zwei Flammes-de-Gloire.«

13
    Natürlich war es nicht seine Schuld gewesen, aber Temeraire musste sich eingestehen, dass seine Ankündigung die Zeremonie unwiderruflich gesprengt hatte. Die Drachen des Inka-Hofes setzten sich auf ihre Hinterläufe und beobachteten wachsam die näher kommenden Drachen – Hammonds Versuchen, seine Rede fortzusetzen, schenkten sie dagegen keinerlei Beachtung mehr. Maila hatte sich sogar auf die Hinterbeine gestellt und eine Vorderklaue auf dem Podium der Herrscherin abgestützt, als rechne er damit, sie jederzeit greifen und mit ihr flüchten zu müssen.
    Temeraire konnte sehen, wie Geneviève von der Halle aus, in der die Franzosen untergebracht waren, aufstieg, gefolgt von Piccolo und Ardenteuse, um der anrückenden fremden Gruppe entgegenzufliegen. Und dann kreisten alle sechs Drachen zusammen über ihren Köpfen und kamen einer nach dem anderen auf den königlichen Platz herunter. Piccolo drängelte sich unverschämt gegen Kulingiles Schulter, um Platz zu schaffen, damit Lien landen konnte.
    Sie bot einen

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