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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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nicht ebenfalls selbst eine Krone aufgesetzt hätte.« Und sie fügte hinzu: »Aber andererseits glaube ich nicht, dass sie darauf erpicht ist, sie mit jemandem zu teilen.«
    Das Festgelage war eine höchst sonderbare Angelegenheit. Französische und englische Soldaten saßen einander gegenüber und waren nicht in der Lage oder auch nur willens, miteinander zu kommunizieren, es sei denn dadurch, dass sie sich gegenseitig finstere Blicke zuwarfen. Die Generäle der Inka an den oberen und unteren Enden des rechteckigen Tisches verfuhren im Großen und Ganzen nicht anders. Die Drachen, die hinter den Männern saßen, unterhielten sich murmelnd, während sie ihre gebratenen Lamas verspeisten. Selbst Hammond und De Guignes schienen die äußerst angespannte Stimmung und das Schweigen aus dem Tritt gebracht zu haben. Die einzige Person, die sich augenscheinlich pudelwohl fühlte, war Napoleon selbst.
    Offenbar hatte er ein bisschen Quechua gelernt, und nun drängte es ihn, von den wenigen Worten, die er sich angeeignet hatte, Gebrauch zu machen. Sein Akzent und sein Mangel an jeglicher grammatikalischer Korrektheit, was Temeraire später verächtlich Laurence gegenüber anmerkte, spielten für ihn keine Rolle. Napoleon war unablässig um die Herrscherin bemüht, obwohl er einige Plätze von ihr entfernt saß. Als einer der Krieger an ihrer Seite eine ziemlich unhöfliche Frage stellte, nutzte Napoleon die Gelegenheit als Entschuldigung dafür, die Tischdecke vor sich glatt zu streichen und darauf mit Kartoffelstücken als Bataillone den Sieg von Austerlitz nachzustellen. Selbst Laurence konnte kaum der Versuchung widerstehen, sich näher vorzubeugen und zuzuhören. Zu seiner Verteidigung sagte er sich schuldbewusst, dass – bei aller gerechtfertigten Abneigung gegenüber Napoleon – kein Mann des Militärs nicht hingerissen gelauscht hätte, bis er sich wieder die erschreckende Anzahl von Gefallenen und die Auswirkungen der Schlacht auf ganz Europa ins Gedächtnis gerufen hätte.
    Anahuarque sagte derweil nur sehr wenig, warf Napoleon jedoch immer wieder ein kurzes, aufmunterndes Lächeln zu. Aber als er von den vielen Soldaten sprach, die in dieser Schlacht gekämpft hatten, sah Laurence, dass ihre Augen unverwandt auf den Kaiser gerichtet waren, und er war überrascht, einen Ausdruck kalter, entschlossener Berechnung auf ihrem Gesicht zu sehen. Dann wanderte ihr Blick zu Maila Yupanqui; sie gab ihm heimlich ein Zeichen …
    »Nun ja«, stellte Granby trocken fest, als sie aufstanden, »immerhin ist es doch so: Sie würde mich nur heiraten, wenn sie jemanden haben will, der ihr keinerlei Schwierigkeiten macht. Vielleicht kann ich sie ja in ein paar Jahren wieder verlassen.«
    »Wenn Sie bis dahin ein Kind mit ihr haben oder auch idealerweise zwei oder drei. Ich hoffe doch, Ihre Familie ist fortpflanzungsfreudig?«, sagte Hammond beim Hinausgehen nebenher, denn er war in Grübeleien versunken und bemerkte nicht im Geringsten den verkrampften Blick, den seine Bemerkung heraufbeschwor.
    »Also, niemand kann behaupten, dass ich dieses Thema übermäßig sensibel angehe«, sagte Granby, und Laurence dachte bei sich, dass das eher noch untertrieben war, »und ich denke, man muss sich nicht jetzt schon allzu viele Gedanken wegen eines Kindes machen, das, soweit ich das beurteilen kann, abgesehen von den üblichen Betreuerinnen noch ein Dutzend Kindermädchen haben wird, von denen jedes über zehn Tonnen schwer ist. Aber es ist einfach unerträglich, wenn Hammond auf diese Weise von meinen Qualitäten bei der Zeugung von Nachwuchs spricht, als ob ich ein Pferd wäre.«
    »Ich bin mir ganz sicher, dass Lien das nur vorgeschoben hat«, sagte Temeraire, »und dass das überhaupt nicht wahr ist. Ich glaube keinen Augenblick lang, dass Himmelsdrachen nicht für die Zucht geeignet sind.«
    »Na, wenn du das sagst«, brummte Kulingile gleichgültig. »Aber es ist doch schließlich ganz egal.« Temeraire sah das anders, aber Kulingile war ja auch noch jung und hielt Eier für nichts Erstrebenswertes. Er war sich der Tatsache nicht bewusst, was für eine wertvolle Prise Temeraires eigenes Ei damals gewesen war. Immerhin hatte Laurence als Kapitän, der für das Aufbringen des Schiffes mit Temeraires Ei an Bord verantwortlich gewesen war, ein Anteil von zwei Achteln des Gewinns zugestanden, wovon die prächtige Brustplatte aus Platin und Saphiren, die Temeraire jetzt trug, erstanden worden war. Ebenso wenig war Kulingile klar, dass

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