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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hatte keinen unmittelbaren Nahkampf gegeben und keine größeren Auseinandersetzungen: Die Tswana waren viel zu sehr darauf bedacht, dass den befreiten Sklaven kein Leid geschah, und die wenigen Zusammenstöße mit der örtlichen Miliz waren schnell zu ihren Gunsten ausgegangen, denn die Tswana hatten gleich am Anfang beinahe alle verfügbare Artillerie an sich gebracht oder zerstört. Zuerst hatten die Tswana unbehelligt ihre Rettungsaktion weiterverfolgt, aber einige der Kolonisten, die sowohl fürchteten, ihr Eigentum zu verlieren, als auch Angst vor Angriffen hatten, die noch gar nicht stattgefunden hatten, verfielen auf eine abscheuliche Idee, um den Tswana Einhalt zu gebieten. Die Sklavenhalter nahmen einige ihrer Sklaven als Geiseln und sperrten sie in Scheunen oder in kleine Gebäude auf ihrem Grundbesitz, und sie drohten, die behelfsmäßigen Gefängnisse anzuzünden, wenn sich die Drachen ihnen jemals nähern sollten.
    Auf kurze Sicht hatte dieses Vorgehen zu einer Pattsituation geführt: Die Tswana waren zunächst dazu übergegangen, nur noch jene Sklaven aufzugreifen, die sie frei herumlaufen sahen. Aber ihre Sorge um die eingepferchten Mitglieder ihres Volkes und ihr Drang, sie zu beschützen, kämpften mit ihrer Ungeduld, und die Ruhe würde nicht mehr lange währen.
    »Ja«, bestätigte Temeraire, als sie zurück zum Lager flogen. »Ich habe mit Kefentse gesprochen, und er ist der festen Überzeugung, dass die Tswana trotzdem angreifen müssen. Seit zwei Monaten ist die Rettung jetzt schon zum Stillstand gekommen, und sie finden nun kaum noch Sklaven, solange sie die Anwesen der Sklavenhalter meiden. Natürlich teilen nicht alle seine Ansicht. Dikeledi – sie ist dieses mittelgroße rosafarbene Drachenweibchen mit den Hörnern, das du schon mal beim Herumfliegen gesehen hast – Dikeledi also hat noch keinen Überlebenden ihres eigenen Stammes gefunden, und sie weigert sich, ein Risiko einzugehen.«
    Sie war weitaus weniger bereit, sich täuschen zu lassen, als viele ihrer Drachenkameraden. Nachdem sie erst vor ein paar Jahren bei einer der letzten Sklavenverschiffungen alle ihre Dorfbewohner verloren hatte, beharrte sie nun darauf, die Überlebenden persönlich wiedererkennen zu müssen, anstatt sich darauf einzulassen, andere unbesehen als deren Nachkommen anzuerkennen und so ihre Linie weiterzuführen. Sie war keines der größeren Tiere, aber trotzdem genoss sie Anerkennung bei den Tswana, vor allem wegen ihrer Fähigkeiten und ihrer Wendigkeit in der Luft. Außerdem, so glaubte Laurence verstanden zu haben, hielt man sie für die Wiedergeburt einer sehr bekannten Priesterin.
    Aber Temeraire berichtete auch, dass die allgemeine Stimmung umzuschlagen und sich gegen Dikeledi zu richten begann. Die übrigen Drachen waren immer zorniger angesichts der eingesperrten Sklaven geworden und brannten darauf, etwas zu unternehmen. Sie fragten sich nämlich besorgt, wie die Festgehaltenen wohl behandelt würden, vor allem, nachdem der Versuch, einen der Plantagenbesitzer auszuhungern, ein so entsetzliches Ende gefunden hatte, als er seinerseits begonnen hatte, den Sklaven Nahrung vorzuenthalten.
    »Ganz sicher wird das zu einem allgemeinen Blutvergießen führen«, sagte Laurence, »wenn uns nicht irgendetwas einfällt, wie wir es noch verhindern können. Mr Hammond, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich weniger um die verletzten Gefühle unserer Alliierten sorgen würden, sondern sich etwas einfallen ließen, wie man einen raschen Waffenstillstand aushandeln kann, um ihnen ihr nacktes Leben zu retten.«
    Die portugiesische Regierung hatte sich in eine Festung in der Stadt Paraty zurückgezogen, die ein Drache innerhalb eines Tages eben noch erreichen konnte. Temeraire flog unter einer britischen Flagge, die ziemlich mitgenommen aussah. Man hatte sie in den Trümmern der Stadt ausgegraben, und Lethabo hatte sie ihnen zur Verfügung gestellt. Trotzdem wurden sie, als sie sich Paraty näherten, mit Rufen, Sturmgeläut und von Truppen, sie sich eilig gesammelt hatten, empfangen. Temeraire flog höher und blieb außerhalb der Reichweite der Kanonen in der Luft stehen, während Gerry wie wild die Fahne schwenkte und einige entsprechende portugiesische Signale gab, an die sich die Flieger noch mühsam zu erinnern glaubten. Allerdings hatte keiner von ihnen lange als Signalfähnrich gedient.
    Ihre Bemühungen wurden unten mit Zweifeln aufgenommen und führten ganz offensichtlich zu hitzigen Diskussionen, bis

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