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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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eine gute Viertelstunde später eine Antwort kam. Sie wurden aufgefordert, vor der Verteidigungslinie zu landen. Alle Kanonen, über die die Portugiesen noch verfügten, waren bereit, und die Geschützmannschaften standen schwitzend an den Rohren und hielten die Zünder schon in den Fingern.
    »Bitte flieg wieder hoch, sobald du uns abgesetzt hast, Temeraire, ja?«, sagte Laurence und behielt die nervösen Hände der Kanoniere fest im Blick. »Wir können uns nicht auf die Nervenstärke dieser Männer verlassen: Halte dich außerhalb jeder Reichweite, bis sie unsere Truppe richtig erkannt haben.«
    »Gut, das werde ich, aber ich bleibe trotzdem so nahe, wie es eben geht«, sagte Temeraire besorgt. »Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, sollte ich von der Flanke aus kommen und im richtigen Winkel brüllen, dann erwische ich all diese Kanonen auf einmal, denke ich.«
    Im Geiste schüttelte Laurence den Kopf. Er hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, wie sich der Göttliche Wind noch einsetzen lassen könnte, aber Temeraire schien aus Liens Vorbild gelernt zu haben. Zwar hatte diese früher, der chinesischen Tradition entsprechend, ein Eingreifen von Himmelsdrachen in eine Schlacht verachtet, aber diese Zurückhaltung hatte nicht angedauert, als sich Napoleon einer unmittelbaren Bedrohung gegenübergesehen hatte. Laurence hatte keinen Zweifel daran, dass Napoleon all seinen schlechten Einfluss auf Lien einsetzen würde, um sie davon zu überzeugen, eine so erstaunliche Waffe auch in Zukunft in seinen Dienst zu stellen. Die Tatsache, dass sich der Göttliche Wind ebenso an Land wie auf dem Meer als derartig verheerend erwiesen hatte, machte ihn zu einer noch schlimmeren Gefahr.
    Laurence glitt von Temeraires Rücken und war Hammond beim Absteigen behilflich, ehe Temeraire wieder davonflog und sie allein auf dem Platz zurückließ. Laurence drehte sich um und schaute in die argwöhnischen Augen eines schwitzenden, portugiesischen Offiziers in der Uniform eines Infanteriekapitäns, der zu strahlen begann, als er Laurence’ grünen Mantel und die goldenen Balken auf Laurence’ Schultern entdeckte. Er nickte heftig und sagte in gebrochenem Französisch: »Ah! Sie schließen sich uns an. Wir sind überglücklich. Bitte entschuldigen Sie …« Damit drehte er sich um und gab der Kanonenbesatzung einen Wink der Entwarnung. Die Soldaten entfernten sich mit einem Ausdruck der Erleichterung auf den Gesichtern von ihren Geschützstationen.
    Boten rannten in das Hauptgebäude des Forts, an dem kürzlich ausgeführte Renovierungsarbeiten ihre Spuren hinterlassen hatten: Man konnte frische Mauern und Farbe entdecken, der das Wetter noch nichts angehabt hatte. Während die soeben Gelandeten wartend herumstanden, nahm sich Laurence die Zeit und besah sich die Mauern genauer. Er kam zu dem Schluss, dass sie gegen die Tswana nicht viel nützen würden, ja dass sie nicht einmal einem Mittelgewichtsdrachen standhalten dürften.
    Schließlich stieß ihn Hammond mit dem Ellbogen an und verbeugte sich, als aus der Festung eine Gruppe Männer heraustrat, angeführt von einem korpulenten Mann in Uniform und mit Ordensbändern geschmückt. Hammond begrüßte ihn in seiner Muttersprache und fuhr dann auf Französisch fort: »Ich bitte Eure Königliche Hoheit, uns die verspätete Ankunft nachzusehen, welche Schwierigkeiten, die wir nicht zu verantworten haben, geschuldet ist. Bitte gestatten Sie mir, Ihnen Kapitän William Laurence vom Luftkorps Seiner Majestät vorzustellen.« Dann zischte er Laurence beschwörend und völlig unnötigerweise zu: »Bitte, Sir, verbeugen Sie sich; dies ist der Prinzregent von Portugal.«
    »Gewiss werden wir Rio in kürzester Zeit wieder zurückerobert haben«, sagte Prinz João, »sobald wir unsere Streitkräfte zusammengezogen haben. Aus Mexiko haben wir bereits ein Dutzend Drachen als Verstärkung erhalten, die Sie dort draußen gerade beim Manöver beobachten können …«
    Er wies mit einer Hand in Richtung Fenster in seinem Arbeitszimmer, von dem aus sich der Blick über ein Tal eröffnete, und er meinte mit seinen Worten eine Handvoll kleiner, verwildert aussehender Drachen.
    »Die sind höchstens seit einer Generation angeschirrt, Sir«, sagte Ferris leise zu Laurence, während dieser mit zusammengekniffenen Augen aus dem Fenster starrte. Keines der Tiere war größer als ein Grauling und würde mit Sicherheit jedem Drachen der Tswana unterlegen sein, die alle ein Produkt der gezielten

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