Drachengold: Roman (German Edition)
Drachenzucht waren, welche dem westlichen Standard in nichts nachstand, und die schon von klein auf mit Elefanten gefüttert worden waren.
»Und wir warten jeden Augenblick auf die Ankunft noch weiterer Drachen. Schließlich verfügt nicht nur Napoleon über Transporter. Ihre Drachen werden uns eine große Hilfe sein, aber was einen Waffenstillstand angeht: Nein! Wir werden auf keinen Fall nachgeben …«
»Dann, Sir, haben Sie unseren Bericht nicht richtig verstanden«, sagte Laurence unumwunden, woraufhin Hammond kreidebleich wurde. »Wie schon gesagt, hat Napoleon das Volk der Inka nicht nur als Alliierte gewonnen, sondern hat sich ihre loyale Gefolgschaft gesichert. Deren Reich grenzt inzwischen unmittelbar an Ihr Territorium, sodass es schon jetzt beinahe die gültigen Grenzen infrage stellt. Allzu bald wird Napoleon an ebendieser Flanke auftauchen, und zwar nicht mit einer Handvoll Drachen, die er aus Übersee hat einschiffen lassen, sondern mit einem riesigen und gut organisierten Luftregiment des Inka-Reiches.«
»Kapitän Laurence«, winselte Hammond verzweifelt, »ich glaube, Sie vergessen sich. Eure Hoheit, ich hoffe, Sie mögen verzeihen …«
»Mr Hammond, ich vergesse mich keineswegs«, beschied ihn Laurence, »aber ich werde nicht dabeistehen und mir ein Vorgehen ansehen, das so sehr dazu bestimmt ist, alle Hoffnungen zu zerschlagen, diese Kolonie könnte noch zu halten sein.« Dann wandte er sich wieder an den Prinzen: »Wenn der Fortbestand der Kolonie auf lange Sicht – und nicht nur ein kurzfristiger Sieg – Ihr eigentliches Anliegen ist, dann bleibt Ihnen in meinen Augen nur ein einziger Weg: Es reicht nicht, lediglich Frieden mit den Tswana zu schließen und sie dann fortzuschicken, sondern Sie müssen sie davon überzeugen, sich hier bei Ihnen anzusiedeln.«
Laurence hatte sich dazu entschlossen, diesen Vorschlag vollkommen unvermittelt zu unterbreiten, und er hatte die verblüffte Stille, die daraufhin eintrat, einkalkuliert. Er konnte nicht abstreiten, dass die Idee noch absurder klang, wenn man sie laut aussprach, als wenn er sie in Gedanken hin und her bewegte, wie er es getan hatte, als sein Blick auf den französischen Transporter im Hafen und die Zehntausende Flüchtlinge und mehr in den Städten gefallen war. Im Geiste hatte er kurz die Anzahl der Fahrten und die benötigte Zeit überschlagen, die man brauchen würde, um so viele Menschen zurück in ihre Heimat Afrika zu bringen, und das grobe Ergebnis hatte ihn schockiert. Wenn man die Portugiesen überzeugen konnte, ihre noch verbleibenden Sklaven ebenfalls freizulassen, dann würden die Menschenmassen die Rückverschiffung ganz und gar unmöglich machen. Hinzu kamen die Gefahren der Überfahrt und die Tatsache, dass die Tswana nicht so einfach wieder nach Afrika zurückkehren konnten, wie sie weggeschafft worden waren. Vermutlich gehörte genau das zu Napoleons Plan: Er wollte, dass Brasilien noch eine ganze Weile lang belagert wurde.
»Sir«, fügte Laurence hinzu, während er von allen Seiten wortlos angestarrt wurde, »Sie müssen doch einsehen, dass Sie ansonsten keine Chance haben, sich gegen die Inka zu verteidigen, jedenfalls nicht für längere Zeit. Wenn Sie eine Handvoll Drachen aus Übersee herbringen lassen, dann sind diese Drachen nur für eine kurze Weile aus dem Krieg in Europa abgezogen. Selbst wenn sie hier siegreich sein sollten, worauf man sich keinesfalls verlassen kann, dann müssen sie schon bald wieder zurück an die heimatliche Front. Mit den Tswana hätten Sie eine kleine Drachenarmee parat, die im Luftkampf erprobt und mit einem Teil der hiesigen portugiesischen Bevölkerung bereits zusammengewachsen ist. Sie könnten bleiben und sofort damit beginnen, Tiere mit Kampfgewicht zu züchten.«
Er ging zum Fenster, stieß einen Flügel auf und rief hinaus: »Temeraire! Könntest du so gut sein und dich diesen Drachen dort anschließen?«
»Oh, wenn du es möchtest, dann werde ich das tun«, sagte Temeraire, hob den Kopf vom Boden und spähte zum Fenster hinein: Sein großes, strahlend blaues Auge mit der geschlitzten Pupille füllte die ganze Öffnung aus und erschreckte die Hälfte der Männer im Raum so sehr, dass sie von den Stühlen aufsprangen und zurückwichen. »Ich wollte sie nur nicht bei ihrem Manöver stören.«
Temeraire hob vom Platz ab, wo er ein Schläfchen gehalten hatte, und der Satz, mit dem er sich in die Luft schwang, ließ die Vorhangringe im Zimmer klappern. Einen Augenblick
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