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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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später war er zwischen den kleinen Drachen angekommen. Sie unterbrachen ihre Übung, umschwärmten ihn und machten mit aufgeregten Stimmen einen solchen Radau, dass er bis zum Fenster getragen wurde. Was die Größenverhältnisse betraf, so fehlte nicht viel und sie hätten wie Spatzen ausgesehen, die um ein großes Tier – einen Löwen oder einen Bären – herumflatterten, ohne für ihn auch nur die geringste Bedrohung darzustellen. Laurence wandte sich vom Fenster ab und dem Prinzen zu.
    »Eure Hoheit, Sie können sehen, dass Ihre rekrutierten Drachen niemals gegen ein Schwergewicht bestehen könnten«, sagte Laurence. »Auch mit dem ausgeklügeltesten Zuchtprogramm werden Sie Jahrzehnte brauchen, um entsprechende Erfolge zu erzielen. Selbst wenn es uns gelingen würde, die Tswana auf irgendeine Weise aus Ihrem Land zu vertreiben – glauben Sie wirklich, dass Napoleon Ihnen so viel Zeit lässt, ehe er Sie von Westen her angreift?«
    Hammond war wirklich zu bemitleiden, dachte Laurence, während er noch sprach, da er unfreiwilliger Zeuge einer der vielleicht empörendsten Reden wurde, die ein gewöhnlicher Dienstoffizier jemals an einen herrschenden Souverän gerichtet hatte. Hammond sah nicht mehr nur beunruhigt aus, sondern wirkte vor Entsetzen zunehmend wie betäubt.
    »Wenn ich mich irre oder meine Argumente einer fundierten Grundlage entbehren, dann lasse ich mich gerne eines Besseren belehren«, fügte Laurence hinzu, »und ich hoffe, dass ich Ihnen nicht absichtlich trotzig erscheine: Aber weder ich noch Temeraire oder sonst irgendeiner unserer Drachen wird sich unter den augenblicklichen Umständen dazu bereitfinden, die Tswana anzugreifen: ein Unterfangen, das nur in einer Katastrophe enden kann, ganz gleich ob im Sieg oder in der Niederlage.«
    Nach dieser klaren Absage gab es nicht mehr viel zu besprechen: Laurence wurde ziemlich plötzlich hinauskomplimentiert. Er verbeugte sich und ging. Hammond jedoch blieb auf Befehl des Prinzen da, und Laurence versuchte nicht, ihn von etwas anderem zu überzeugen. Das nun folgende Gespräch konnte er sich lebhaft vorstellen: Der Prinz würde sich mit Sicherheit danach erkundigen, welchen Einfluss Laurence auf die anderen Flieger in ihrer Gruppe hatte und wie es mit Temeraires Stand bei den übrigen Drachen aussah. Laurence hoffte, dass Hammond die Wahrheit sagte und nichts zu verschleiern versuchte.
    »Ich will dich nicht dazu bringen, gegen dein Gewissen zu handeln; ich selber würde mich ebenfalls nicht drängen lassen«, sagte Laurence zu Granby, als er wieder ins Lager zurückgekehrt war, und mit einem vielsagenden Blick bedeutete er Demane, dass seine Worte auch für ihn galten. Demane hob seinen Kopf; Roland hatte ihm gerade auf einem Blatt Papier die Grundzüge eines Flugmanövers für Schwergewichtsdrachen aufgezeichnet. In letzter Zeit war er plötzlich ausgesprochen erpicht darauf, seine Ausbildung als Flieger voranzutreiben, und inzwischen war er in jeder freien Minute damit beschäftigt, einem der dienstälteren Offiziere Löcher in den Bauch zu fragen.
    »Ich werde ganz sicher nicht die Tswana angreifen, um diesen Sklaventreibern zu helfen«, sagte Demane bestimmt, was Laurence daran erinnerte, dass Demanes eigenes Volk ein ähnliches Schicksal durch die Hände der holländischen Siedler in Kapstadt hatte erdulden müssen, auch wenn seine Leute nicht aus ihrem Heimatland verschleppt worden waren. »Da würde ich noch eher auf ihrer Seite kämpfen. Und warum sollten wir das nicht tun?«, fragte er Roland, die sich empört aufgesetzt hatte. »Kulingile und ich werden natürlich nicht gegen Temeraire oder Iskierka vorgehen, aber ich habe nichts dagegen, diese Portugiesen zu bekämpfen, wenn sie zuerst losschlagen sollten.«
    »Oh! Was das betrifft: Mir würde das auch nichts ausmachen«, mischte sich Temeraire ein, der zugehört hatte. »Obwohl ich einsehe, dass es ziemlich unpraktisch wäre, wenn die Portugiesen besiegt werden würden, da sie uns doch ansonsten gegen Napoleon helfen. Vielleicht könnten sich die Tswana davon überzeugen lassen, uns gegen ihn zu unterstützen: Und ich würde sofort an der Seite von Kefentse kämpfen. Auch wenn er dich damals einfach so weggeholt hat, Laurence«, fügte er in Laurence’ Richtung hinzu. »Er hat sich in aller Form dafür entschuldigt und das Missverständnis aufgeklärt. Und man kann es den Tswana auch wirklich nicht vorwerfen, dass sie so aufgebracht sind: Mir scheint, dass sie einen viel besseren

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