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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Grund dafür haben als die Portugiesen.«
    »Das ist wohl mein Stichwort, Iskierka zu befragen«, sagte Granby, »aber ich weiß genau, dass sie sich mit Freuden in jedweden Kampf stürzen wird. Wenn es allerdings helfen sollte, den Prinzen zur Vernunft zu bringen, dann werde ich auf jeden Fall sagen, dass ich vorhabe, mich herauszuhalten. Aber Laurence, ich kann dir nicht mein Wort darauf geben. Wir müssen auch an die Verstärkung denken, die Hammond zufolge vom Kanal aus zu uns beordert wurde. Als ich noch dachte, wir würden sie unbedingt brauchen, um die Lage hier in den Griff zu bekommen, habe ich nicht daran geglaubt, dass sie jemals eintreffen könnte. Aber jetzt, wo sie zum falschen Zeitpunkt käme, gehe ich davon aus, dass wir jeden Augenblick mit ihrem Eintreffen rechnen müssen. Und wenn sie eintrudelt, ehe du die portugiesischen Burschen von deinem Plan überzeugt hast, und wenn es englische Drachen sind, die hier in die Schlacht ziehen, dann werde ich sicher nicht zusehen, wie sie es mit den Tswana zu tun bekommen, während ich herumsitze und Däumchen drehe … meinen Daumen drehe«, endete er wehmütig.
    Laurence nickte schweigend. Er war sich nicht sicher, ob er selber unter solchen Umständen in der Beobachterrolle bleiben würde, ohne alles Erdenkliche zu unternehmen, um Temeraire davon zu überzeugen, sich an der Schlacht zu beteiligen. Das wäre wohl kaum zu ertragen.
    Später an diesem Nachmittag kam Hammond zurück und versuchte wild entschlossen, Granby zu einer Unterredung unter vier Augen zu bewegen. Dieser jedoch ging ihm nicht weniger entschlossen aus dem Weg, bis er schließlich kurz vor dem Abendessen doch noch von ihm gestellt wurde. Hammond kam unzufrieden und besorgt von dem Gespräch zurück und ließ sich von einem der mexikanischen Kurierdrachen nach Paraty bringen.
    »Nun, er hat mich quasi gezwungen, eindeutig Position zu beziehen«, sagte Granby und seufzte, als er ein Bein über den glatten Baumstamm schwang, der ihnen als Bank diente, und sich ungezwungen auf seinen Platz sinken ließ. Sie aßen im Freien, und ihre wenigen Persenninge waren als Sonnensegel aufgestellt worden; ansonsten hatten sie keinerlei Schutz. Sie hatten ihr Lager in den Hügeln in einiger Entfernung von der Küste aufgeschlagen, um den Blicken der französischen Matrosen zu entgehen und ihren Kanonen ebenfalls. Allerdings mussten sie damit auch auf die Erleichterung verzichten, die der Wind vom Meer hätte bringen können, und auf den Schatten von Bäumen, denn die waren allesamt gefällt worden, um die Stadt aufzubauen, sodass die sengende Tropensonne eine echte Strafe war.
    »Ich hoffe nur, du bist am Ende nicht noch schuld daran, dass ich aus dem Dienst entlassen werde, Laurence«, ergänzte Granby und bediente sich am Essen, dann ging ihm auf, wie unsensibel seine Bemerkung gewesen war. Der arme Ferris war zusammengezuckt und starrte nun stumm auf sein Schneidbrett aus flachem Holz, das vor ihm lag.
    Laurence sah ihn bedrückt an; ihm fiel keine andere Lösung für die augenblickliche Lage ein, aber er musste sich eingestehen, dass er Ferris’ Chancen auf eine Wiederaufnahme in den Dienst kaum endgültiger hätte zerschlagen können. Es würde bei dieser Mission keine Rückkehr im Triumph geben; im besten Fall würde es ihnen gelingen, die Kolonie vor der direkten Zerstörung zu bewahren. Hammonds damaliger Hinweis darauf, dass sich Ferris auf dieser Mission nützlich machen könnte, sodass danach seine Wiedereinsetzung in den Dienst in Aussicht stünde, würde durch Laurence’ Halsstarrigkeit in Vergessenheit geraten. Diese ganze Sache dürfte Seine Lordschaft nur daran erinnern, dass Laurence und Temeraire einfach unverbesserlich waren – eine Einschätzung, die Laurence’ früherem ersten Leutnant sicherlich nicht eben zum Vorteil gereichen würde.
    »Auf jeden Fall würden wir es höllisch schwer haben, da unten überhaupt an sie ranzukommen«, sagte Granby an diesem Abend. Gemeinsam waren sie im Schutz der Dunkelheit auf den Gipfel des Corcovado gestiegen, um die Tswana in ihrem abgeschiedenen Nachtlager auszuspionieren. Die Drachen hatten sich in einem Kreis um die Krieger und Ratgeber der Tswana gelegt, die ihrerseits einen Ring um ein niedrig brennendes Feuer bildeten. Ihre Schatten fielen in alle Richtungen von ihnen weg wie die Speichen eines Rades. Im Hafen spiegelten sich die Laternen der französischen Schiffe auf dem Wasser wie ein verwackeltes Sternbild, und hier und da ließen die

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