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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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verdammter Dummköpfe«, keifte Roland, die wütender klang, als Laurence sie jemals erlebt hatte. »Und wenn er kein solcher Feigling wäre, dann würde er tatsächlich davonrennen, und keiner von euch könnte irgendetwas dagegen unternehmen. Es gibt keinerlei Grund, warum der Kapitän damit belästigt werden sollte.«
    Iskierka antwortete: »Aber ich will erfahren, was eigentlich los ist, denn an Schlaf ist ja wohl nicht mehr zu denken. Gibt es einen Kampf?«
    »O Herr im Himmel«, sagte Granby leise.
    »Ich bin hier. Was zum Teufel ist los?«, fragte Laurence grimmig. »Demane, soweit ich mich erinnere, haben wir doch erst heute Nachmittag ein ernstes Gespräch über Schlägereien geführt.«
    »Aber so war es gar nicht«, antwortete Demane. Dann fiel ihm auf, dass ihn das Blut im Gesicht seines Gefangenen Lügen strafte, und er fügte hinzu: »Es ging um Roland. Aber sie wollte den Burschen einfach so davonkommen lassen …«
    »Die Tatsache, dass ich keinen solchen Aufstand wegen dieser Sache machen und schon gar nicht einen betrunkenen Tölpel niederschlagen wollte, geht dich überhaupt nichts an. Was fällt dir eigentlich, verdammt noch mal, ein, dich einfach in meine Angelegenheiten einzumischen?«, ereiferte sich Roland. »Bitte, Sir, hören Sie gar nicht auf ihn …«
    »Wie hätte ich das überhaupt wissen sollen!«, platzte der am Boden kniende Soldat dazwischen. »Schließlich rennt sie in Hosen herum; ich wollte nur einen Scherz machen.«
    »Und wenn schon! Das bedeutet noch lange nicht, dass ich mich von Ihnen angrabschen lassen muss«, erwiderte Roland voller Verachtung. »Sie brauchen mir gar nicht die Schuld in die Schuhe zu schieben; Sie hätten ja zuerst fragen können, wenn Sie sich nicht sicher waren.«
    Rankin schnaubte. »Ah, ich hätte wissen müssen, dass es mal zu solch unschönen Szenen kommen würde. Sie dürfen Ihren Gefangenen jetzt wieder freilassen, Demane. Niemand erwartet, dass die Frauen des Korps ihre Ehre verteidigen lassen, als seien sie Gentlewomen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie lächerlich es wäre, in einem solchen Fall einen Fehltritt angemessen zu ahnden. Oder haben Sie vielleicht erwartet, Sie dürften aufgrund Ihrer Eifersucht diesen Burschen hier aufknüpfen?«
    »Das reicht, Sir. Das ist mehr als genug.« Laurence fuhr Rankin scharf an. »Und Sie: Ihr Name, Sir, und der Ihres Vorgesetzten«, sagte er zu dem Soldaten, der sich mit streitlustiger Miene als Leutnant Paster vorstellte. »Ihr Vorgesetzter wird morgen von mir hören. Ich vertraue darauf, dass er meine Ansicht über einen Mann teilt, der weder einer Frau noch einem Offizierskameraden den nötigen Respekt entgegenbringt.«
    Leutnant Paster verschwand ohne Widerworte auf einen Wink von Laurence hin im Laufschritt den Hügel hinunter. Demane starrte finster vor sich hin, und die Menge begann sich zu zerstreuen, da es keinerlei spannende Entwicklungen mehr zu beobachten gab.
    »Sir, ich möchte wirklich nicht, dass diese Sache so aufgebauscht wird«, sagte Roland, die zu Laurence getreten war. »Da war nichts, was …«
    Laurence unterbrach sie mit einer entsprechenden Geste und sagte: »Bitte schweigen Sie.« Dann drehte er sich um und ging voran zu seinem Zelt. Roland lief hinterher, und Demane folgte ihr und versuchte, sie zu einem Gespräch zu bewegen. Roland aber zeigte ihm entschlossen die kalte Schulter und schenkte ihm keinerlei Beachtung, während er auf sie einredete, er habe doch nur seine Pflicht getan, und außerdem …
    »Das sehe ich aber ganz anders«, fuhr Laurence ihn an, während er sich an seinem Schreibtisch niederließ. »Demane, dein erster Gedanke hätte dem Ruf und der Genugtuung der betroffenen Dame gelten müssen. Sich aus der Wut heraus zu einer öffentlichen Szene hinreißen zu lassen …«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Roland und funkelte Demane zufrieden an.
    »Unter den gegebenen Umständen entschuldige ich dieses Benehmen«, fuhr Laurence fort, »allerdings nur, weil mein eigenes Versagen dazu Anlass gegeben hat. Es hätte gar nicht erst zu einer solchen Beleidigung kommen dürfen, wenn ich meiner Pflicht nachgekommen wäre und für eine angemessene Beaufsichtigung für Roland gesorgt hätte. Nein, Roland«, schnitt er ihr das Wort ab, als sie zu lautstarkem Protest ansetzte. »Ihre Pflichten müssen an erster Stelle kommen, aber nichtsdestoweniger sind Sie eine ehrenwerte Dame und die Tochter einer ehrenwerten Dame …«
    »Das bin ich nicht«, unterbrach sie ihn empört.

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