Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
und zwar tausend Mal schlimmer, als wenn das alles von Iskierka ausgegangen wäre. Brennende Fetzen von Segeltuch und Holzstücke regneten rings um ihn hernieder, und als er höher in die Luft stieg, sah er die Flammen, die an Deck loderten.
    »Ist das eine Schlacht?«, fragte Kulingile in höchster Aufregung und schoss über Temeraire hinweg, sodass diesem das Wasser von den Männern in Kulingiles Bauchnetz auf den Rücken tropfte. »Kommen wir jetzt endlich zu einer Prise?«
    »Nun ja, ich schätze, wir sind tatsächlich angegriffen worden, aber ich sehe überhaupt kein anderes Schiff«, antwortete Temeraire, der selbst völlig verwirrt war, und umflog die Allegiance . Erst da entdeckte er das riesige, klaffende Loch im Schiff. Es war sehr seltsam, den Rumpf auf diese Weise aufgerissen zu sehen und sich all die Decks nun von der Seite anschauen zu können. Die schweren hellen Hängematten baumelten schwankend von den Deckensparren und erinnerten Temeraire an eine Zeichnung, die er mal gesehen hatte, von Seidenraupen und ihren Kokons. Die Kanonen rutschten aus dem Schiffsinnern und stürzten mit explosionsartigem Platschen ins Meer. Überall schwammen Fässer und Heuballen, und die Schafe, die ihrem Pferch entkommen waren, paddelten mähend von der Allegiance weg. Bei vielen von ihnen hatte die Wolle Feuer gefangen.
    »Oh!«, bemerkte Kulingile interessiert.
    »Ich bin mir ganz sicher, dass wir sie im Moment nicht essen sollten«, sagte Temeraire. »Das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt für Nahrungsaufnahme. Und wo ist Laurence?«, fügte er hinzu und hob wieder den Blick. Das Deck war mit Teilen der Takelage und geborstenen Rahen übersät, die Strickleitern standen in Flammen und waren in Rauch gehüllt, und überall lagen reglose und blutüberströmte Körper unbeachtet herum. Temeraire konnte weder Laurence noch sonst irgendjemanden von seiner Mannschaft entdecken, und niemand antwortete auf seine Rufe. »Laurence!«, brüllte er noch einmal. Voller Verzweiflung umflog er das Schiff; ringsum trieben Männer im Wasser, aber es war sehr schwer, sie genauer zu erkennen, denn ihre Köpfe unterschieden sich aus der Höhe kaum von Fässern, und sie reagierten auch nicht auf sein Schreien. Warum, warum nur hatte Temeraire das Schiff ohne Laurence verlassen? Er hatte sich doch nur für ein paar Augenblicke entfernen wollen, und es war auch gar kein Feind in Sicht gewesen – was sollte denn der Grund dafür sein, dass das Schiff einfach so aufplatzte?
    Er riss den Kopf herum, als er aus den Augenwinkeln etwas aufblitzen sah, und als er genauer hinblickte, entdeckte er Roland – Roland, die ihm mit wilden Bewegungen vom Rande des Drachendecks aus zuwinkte. Sie reckte eine seiner Krallenscheiden in die Luft, damit sich das Sonnenlicht auf dem polierten Gold widerspiegelte und ihn so auf sie aufmerksam machte, während sie selber unter einer Persenning Schutz gesucht hatte. Temeraire stürzte sofort hinunter und packte sie, und da er nun schon mal dabei war, griff er sich auch noch gleich den kleinen Gerry und Sipho. Er hätte keinen von ihnen jemals aus den Augen lassen sollen.
    »Wo ist Laurence?«, fragte er. »Ja, ja, ich sehe dich ja«, fügte er ungeduldig hinzu und hob auch Cavendish in die Luft, der ebenfalls wie von Sinnen mit den Armen gewedelt hatte, um von Deck geholt zu werden. Bei ihm handelte es sich um einen Fähnrich von sechzehn Jahren, den Laurence aus unerfindlichen Gründen für seine Mannschaft ausgewählt hatte. Allerdings: Wer interessierte sich schon für diesen Burschen?
    »Ich kann den Kapitän nicht entdecken«, sagte Roland und befestigte ihre Karabinerhaken am Geschirr, ehe sie Gerry bei seinen Sicherungsleinen behilflich war. »Hört auf zu jammern, ihr verdammtes, besoffenes Gesocks«, schrie sie die Männer an, die in Temeraires Bauchnetz ordentlich Radau machten, als sie an ihnen vorbei höherkletterte. »Ansonsten werde ich Temeraire bitten, das Netz einfach abzureißen, und dann: Auf Nimmerwiedersehen!« Temeraire hatte die Existenz der Männer bereits völlig vergessen gehabt. »Temeraire, flieg doch bitte weiter in Kreisen, ganz langsam, dann können wir alle nach Laurence Ausschau halten und … und nach Demane.« Kulingile war schon angsterfüllt dabei, das Schiff zu umkreisen und nach seinem Kapitän zu rufen.
    Iskierka kam zurück, um beim Suchen zu helfen. Auf ihrem Rücken festgeschnallt saß Granby – natürlich hatte sie ihren Kapitän nicht verloren. Außerdem hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher