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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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freuen, wenn etwas so Schönes ruiniert würde oder auf den Grund des Ozeans sinken sollte, wo sich nur noch die Seeschlangen daran ergötzen konnten. Immerhin konnte Iskierka nun nicht mehr damit protzen. Laurence’ eigener Umhang für offizielle Anlässe befand sich, sorgfältig in Ölhaut verpackt, auf Temeraires Rücken, gemeinsam mit dessen Krallenscheiden; er beglückwünschte sich dafür, dass er Roland damit beauftragt hatte, sie sicher auf dem Deck zu verstauen.
    »Das haben wir bereits versucht, als noch nicht so viel Wasser eingedrungen war; also ist nicht davon auszugehen, dass es beim zweiten Mal besser klappt«, sagte Temeraire. »Wir sollten lieber aufbrechen.«
    Er drehte sich so, dass er die Sonne im Rücken hatte, und flog los.
    Laurence sah sich nur noch einmal um, während die Allegiance hinter ihnen kleiner wurde. Überreste und Treibgut hatten sich rings um den Transporter ausgebreitet wie der Rockteil eines Ballkleides. Haie tummelten sich bereits im Umkreis des Schiffes. Es war ein trauriges, bitteres Ende für so viele gute Männer. Nur die übelsten waren gerettet worden und jammerten selbst jetzt noch in Temeraires Bauchnetz. Die besten waren in ihr nasses, stilles Grab geschickt worden, um für die Torheiten der anderen zu bezahlen, und es gab nicht einmal die Aussicht auf ein späteres, ehrenvolles Gedenken. Man würde sich an Riley erinnern als an den Mann, der an einem wolkenlosen Tag einen Transporter verloren hatte – falls denn irgendeiner von ihnen überleben sollte, um der Admiralität diesen Bericht zu überbringen.
    Die schwache Sonne, die so weit südlich, wie sie sich befanden, zusammengeschrumpft und bleich wirkte, vermochte die Haut nicht zu wärmen und die Kleidung, die mit Salzwasser vollgesogen war, nicht zu trocknen. Trotzdem bedauerte es Laurence, sehen zu müssen, wie sie unterging. Noch mehr grämte er sich allerdings darüber, dass die Drachen den ganzen Morgen über in der Luft herumgetobt hatten und auf Jagd gegangen waren.
    Sie flogen ein Stückchen voneinander entfernt; als die Nacht hereinbrach, waren Kulingile und Iskierka nur noch schwarze Flecken links und rechts von Temeraire wie Seevögel in der Ferne, die immer schwerer zu erkennen waren, je mehr sich die Dunkelheit ausbreitete. Dann war von ihnen in der Finsternis nur noch das schwache, sich mühsam durch die Dunkelheit kämpfende Glühen ihrer Laternen zu sehen. Außer den Klagerufen aus den Bauchnetzen machten sie kaum Lärm, und selbst dieses Gezeter verstummte nach und nach. Der Wind schnitt ihnen scharf und eisig durch die Ölhäute und die Persenninge auf ihren Rücken und pfiff in ihren Ohren, während der Ozean unter ihnen murmelte wie geduldig wartende, tiefe Stimmen.
    »Ich finde es bedauerlich, dass wir nicht doch ein paar Schafe mitgenommen haben«, sagte Temeraire und gähnte gewaltig im Wind, als die Sonne nach einer kurzen Nacht wieder aufging. »Ich hätte gar nichts gegen den einen oder anderen Bissen einzuwenden; es wird nicht sehr angenehm sein zu fischen, wenn ich so viele Leute bei mir habe.«
    Er ließ den Kopf hängen und flog weiter. Laurence kam nicht gegen den Gedanken an, wie viel weniger Gewicht Temeraire ohne die zusammengepferchten Männer in seinem Bauchnetz mitschleppen müsste; vielleicht würden sie ohne diese sogar einen ganzen, zusätzlichen Tag in der Luft gewinnen. Diese Überlegung wurzelte in einem weitaus dunkleren Gefühl und dem zornigen Wissen: Sie werden für unseren Tod verantwortlich sein .
    In diesen Gegenden des Pazifiks gab es vereinzelte felsige Atolle, aber die Chancen darauf, sie ohne Karte oder Kompass zu finden, waren verschwindend gering. Und falls man doch zufällig auf eines stoßen sollte, war kaum zu erwarten, dass man in Flugdistanz davon noch ein weiteres ausfindig machen würde. Diese Gewässer waren nicht so ergiebig, dass sie drei große Drachen, die auf engstem Raum fischen mussten, lange ernähren würden.
    Ein wenig wahrscheinlicher war es dagegen, dass sie ein Schiff entdeckten, das auch aus der Ferne durch Positionslichter auszumachen wäre, vielleicht einen einsamen Walfänger oder einen Klipper auf dem Weg nach Kap Hoorn. Aber ein solches Schiff würde keinem der Drachen Unterschlupf gewähren können. Diese könnten dort nur ihre Last loswerden. Dann würden sie untergehen, weil sie ihre letzten Kräfte dafür aufgeboten hatten, diejenigen Männer zu retten, die die Katastrophe verursacht hatten und die ihre Reise eher am Strick

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