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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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eingebüßt hatte. Sie stürzten, ineinander verschlungen, zur Seite, und in diesem Augenblick griff Kulingile über das Geländer des Drachendecks nach unten und packte die Männer mit einer seiner großen Vorderklauen. Laurence hob den Blick und sah, wie der Drache das Paar in einen offenen Sack warf, der sich an seinem eigenen Bauchgeschirr befand, welches aufgeschnürt worden war.
    »Ich dachte, das könnte helfen«, rief Roland nach unten. Alle drei Drachen pickten sich abwechselnd die schlimmsten Trunkenbolde heraus, um so für Ordnung auf dem Deck zu sorgen.
    »Guter Einfall«, rief Laurence zurück, doch seine Worte gingen in einem Hustenanfall unter. Rasch nahm er einen Schluck aus dem Regenfass, um sich den Mund auszuspülen. Dann schloss er sich mit Granby den anderen Fliegern an, die dabei waren, die erbärmlichsten der Säufer ihrem Schicksal entgegenzutreiben. Sie wurden ohne viel Federlesens übereinander in die Netze geworfen – eine zappelnde Menge aus rudernden Armen und strampelnden Beinen.
    »Aufpassen!«, rief Temeraire nicht ohne guten Grund: Kanonenkugeln kullerten ungesichert über das Deck, brachten ein paar Männer zu Fall und stießen sie mit lautem Platschen über Bord oder die Luken hinunter. Viele Matrosen hatten den Vorteil der betrunkenen Stumpfsinnigkeit auf ihrer Seite, was sie jedoch vollkommen unberechenbar machte: Torkelnd stützten sie sich aufeinander, suchten Halt an der ein oder anderen Leine, warfen Wasserfässer um, schlugen und schubsten sich und kreischten. Die diensthabenden Männer in der Takelage, die nicht betrunken waren und diesen Zustand schmerzlich bedauerten, johlten und warfen Hände voll schleimigen Schmutzes, den sie von den Segeln schabten, hinunter, ohne sich darum zu kümmern, wen sie damit trafen.
    Der Wellengang war nicht hoch, jedenfalls nicht für den südlichen Ozean, was bedeutete, dass die Wellen sich lediglich etwa fünf bis sechs Meter hoch auftürmten. Die Allegiance glitt auf ihnen hinunter und schoss ungehindert wieder in die Höhe, da sich die Besatzung in keiner Weise um den Kurs kümmerte. »Vorsicht da vorne!«, brüllte Purbeck vom Steuerrad aus. Eine der Kanonen hatte sich aus der Verankerung gelöst, und als sich das Schiff majestätisch über den nächsten Wellenkamm schob, verließ das stupsnasige Eisenmonster seine Position und kam schlingernd und in schwer zu erkennender Richtung auf Laurence und Granby zu; die Räder des Geschützwagens rollten mit abgrundtief dumpfem Geräusch über das Deck.
    Granby versuchte gerade, einige der Männer in die Reichweite der Drachen zu führen: den Schiffszimmermann und drei seiner Gesellen – reichlich betrunken –, die ausladend hin und her schwankten und nur mit der Übung der langjährigen Seeleute das Gleichgewicht halten konnten; sie stolperten Arm in Arm voran und hatten vom ausgelassenen Lachen bereits einen Schluckauf. Die Kanone traf sie von der Seite an den Hüften, sodass sie über das Rohr kippten und darauf liegen blieben. Auf ihren Gesichtern lag eher ein überraschter als ein beunruhigter Ausdruck, als das ganze Geschütz mit ihnen weiterrollte.
    Laurence blieb gerade noch Zeit, Granby am Arm zu packen, und schon wurde er gemeinsam mit ihm von dem unerbittlichen Gewicht mitgeschleift: Eine Ecke von Granbys Mantel war von einem abgebrochenen Ring, der die Lafette freigegeben hatte, aufgespießt worden. Nun rutschte Laurence an Granbys Arm hinter der Kanone her übers Deck, bis es ihm gelang, seine Stiefelabsätze gegen die Reling zu stemmen, sodass er mit einem Ruck zum Halten kam. Die Kanone jedoch rammte mühelos durch das Eichenholz und ging über Bord, mit ihr die Zimmerleute, die schließlich doch noch voller Angst brüllten, als sie hinabstürzten. Auch Granby entfuhr ein entsetzter Aufschrei, und sein Arm fühlte sich mit einem Mal seltsam schlaff in Laurence’ Griff an.
    Die feine Seide glitt durch Laurence’ Finger, und die Stickereien schabten über seine rauen, schwieligen Hände. Die Sonne brannte in seinen Augen und schimmerte auf dem Goldbrokat. Granby hatte die Kiefer fest zusammengebissen, aber seine Hand erwiderte den Griff nicht, und sein Körper rutschte langsam über die Kante. Mit einem Sprung war Ferris bei ihm und ließ sich, mit einem Messer in der Hand, auf die Knie fallen. Die Klinge stieß er in das Rückenteil von Granbys Mantel, riss sie wieder nach oben und durchtrennte auf diese Weise den Stoff.
    Laurence stolperte mitsamt Granby rückwärts … Als

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