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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Ferris an Bord, obwohl Ferris zu Temeraires Besatzung gehörte. Temeraire konnte nicht ernsthaft entrüstet darüber sein, denn er hatte in diesem Moment einfach keine Zeit für solche kleingeistigen Gefühle.
    Mit schwacher Stimme piepste Gerry auf seinem Rücken: »Da, ich sehe ihn! Ich sehe Demane und auch den Kapitän!« Sofort schoss Temeraire hinab und riss die beiden aus dem Wasser, und zwar mitsamt dem Stück Holz, das erschreckend klein war, wenn man bedachte, dass dies als ihre einzige Rettung gedient hatte.
    »Gib ihn mir!«, verlangte Kulingile, der Temeraire unmittelbar auf den Fersen war und ihn besorgt umflatterte. »Demane, geht es dir gut?«
    »Er ist zu durchfroren, um zu sprechen«, sagte Laurence – jedenfalls schienen diese Worte aus seinem Mund zu kommen. Allerdings klang seine Stimme überhaupt nicht nach ihm, sondern war heiser und krächzend und außerdem ein wenig abgehackt. »Du musst warten, bis ihm wieder etwas wärmer ist.«
    »Ich habe hier ein Stück Ölhaut, Sir, wenn Sie ihn damit einwickeln wollen«, sagte Roland und streckte die Arme aus, um Laurence und Demane dabei zu helfen, aus Temeraires Klaue heraus auf dessen Schultern zu klettern. »Ich schätze, wir könnten auch noch einen Teil unserer Ausrüstung vom Drachendeck bergen, ehe das Schiff untergeht. Das meiste davon war festgebunden.«
    Temeraire wunderte sich zunächst, was Roland meinen könnte, bis er einen Blick zurück zum Schiff warf. Das Wasser schoss durch das offene Loch hinein, und die Allegiance schob sich langsam und geradezu anmutig unter die Wasseroberfläche.
    »Oh!«, sagte er. »Aber wie sollen wir denn das Schiff nun noch retten?«
    »Dafür gibt es jetzt keine Hoffnung mehr«, sagte Laurence und klinkte sich mit schwerfälligen, aber geübten Bewegungen am Geschirr fest, wobei seine Hände zitterten.
    »Temeraire, meine Stimme versagt mir den Dienst; bitte sag du Iskierka und Kulingile, sie sollen so viele Überlebende wie möglich an Bord nehmen, während wir uns um Vorräte und Ausrüstung kümmern: Nur du kannst über dem Schiff in der Luft stehen.«
    Laurence drängte darauf, dass die beiden anderen Drachen sofort an die Arbeit gingen, aber es erschwerte die Rettungsaktion doch sehr, dass die meisten Seeleute törichterweise versuchten davonzupaddeln, sobald sich Iskierka oder Kulingile näherten, um sie aus dem Wasser zu ziehen. Temeraire gelang es, einige Dinge wie Geschirrteile und eine weitere Persenning vom Drachendeck zu holen. Roland hing an einem Riemen unter Temeraires Bauch, und mit einem Seilzug beförderten sie alles, was Roland auf dem sinkenden Schiff noch zu fassen bekam, in Temeraires Bauchnetz.
    Gong Su hatte es irgendwie geschafft, aus dem Schiffsinnern herauszuklettern. Seine Schuhe waren an den Schnürsenkeln zusammengebunden und hingen ihm in einer Tasche aus Ölhaut um den Hals. Er half gerade O’Dea, der noch immer vom Alkohol benebelt auf der Galionsfigur balancierte – einer Frau mit flatterndem Umhang und großen Federschwingen, die Temeraire noch nie zuvor gesehen hatte, da sie gewöhnlich unterhalb des Drachendecks verborgen war. Jetzt aber schaute sie beinahe senkrecht in den Himmel.
    Als die beiden gerettet waren und sich am Geschirr gesichert hatten, kletterte Gong Su an Temeraires Flanke empor. »Nein, Sir«, hörte ihn Temeraire sagen, als Laurence ihn wegen Fellowes befragte. »Es tut mir leid, aber ich habe ihn nicht gesehen. Die gesamten unteren Decks sind voller Rauch, und es gab dort viele Tote.«
    »Das war zu erwarten«, sagte O’Dea, der dabei aufstoßen musste. »Das Meer fordert seinen Tribut …«
    »Es reicht«, war alles, was Laurence dazu zu sagen hatte, und O’Dea schloss kleinlaut den Mund und erstickte seinen Schluckauf hinter vorgehaltener Hand.
    »Soll ich noch einige dieser Wasserfässer zu bergen versuchen, Sir?«, rief Roland nach oben.
    »Sag ihr, dass sie das lassen soll«, trug Laurence Temeraire auf, »aber du selber musst alles trinken, was du bekommen kannst, und Iskierka und Kulingile tun besser das Gleiche. Außerdem solltest du lieber diese Schafe dort fressen.«
    »Aber die Burschen im Bauchnetz werden schon sehr bald Durst bekommen«, widersprach Temeraire, »und du auch, Laurence.«
    »Roland kann einige Feldflaschen herumgeben, und was diese Bastarde unten angeht: Die gehören aufgeknüpft«, sagte Laurence, und es war nicht nur seine veränderte Stimme, die ihn so grimmig klingen ließ. »Du musst so wenig Gewicht wie möglich

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