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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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mehr, wenn das Schiff in eine Flaute geraten sollte. Ein solches Risiko konnte man mit sieben Schwergewichten an Bord eigentlich nicht leichtfertig eingehen.
    Thibauxs Höflichkeit hatten sie es zu verdanken, dass man ihnen ihre Sachen nicht abgenommen hatte, sodass Laurence sein Fernrohr geblieben war. Drei Tage später, während eines Fluges mit Temeraire, entdeckte er damit ein kleines Atoll, das in der Ferne aus dem Wasser ragte.
    »Vielleicht kann man dort gut fischen«, schlug Granby vor. »Es würde sich lohnen, einen Umweg von einer Woche in Kauf zu nehmen, wenn man dafür die Vorräte an Bord wieder aufstocken könnte.« Aber als sie sich dem Eiland näherten, gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass es sonderlich viel Nahrung bot. In der Mitte war die Insel von einem grünen Dschungel bewachsen, der schwer zugänglich wirkte. Durch das Fernrohr schien es, dass die sichtbare Küste zum großen Teil aus schwarzen Felsen und Sand bestand. Es gab vereinzelte Palmen und Unterholz, und Seevögel kreisten darüber. Laurence konnte auch einige Seelöwen entdecken, aber sie schossen in großer Geschwindigkeit davon, als die Drachen näher kamen. Es machte nicht den Anschein, dass es genügend von ihnen gab, was den Umweg lohnend machen würde, dachte Laurence. Auf jeden Fall konnte er nicht verstehen, dass die Franzosen eine solche Verzögerung in Kauf nahmen, wo sie doch gut und gerne die Rationen der englischen Drachen hätten kürzen können, wenn sie um die Gesundheit ihrer eigenen Tiere besorgt waren.
    Am nächsten Tag trat De Guignes zu ihm an die Reling. »Ah, Kapitän Laurence, wie Sie sehen, haben wir diese Insel fast erreicht«, sagte er, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete das Stück Land nachdenklich. Es war nichts als ein schwarzer Fleck mitten im Ozean, über dem sich die Drachen, die auf die Jagd gegangen waren, tummelten.
    »Sir, das sehe ich«, antwortete Laurence höflich und verständnislos.
    De Guignes nickte. »Ich bin untröstlich«, sagte er, »aber unsere Wege werden sich hier für eine kurze Zeit trennen. Man hat mir versichert«, fügte er unter Laurence’ starrem Blick hinzu, »dass es da frisches Wasser gibt. Man hat es mir ganz fest zugesagt. Monsieur Vercieux, der Steuermann, ist hier bereits früher mal an Land gegangen …«

6
    Auch bei näherer Betrachtung wurde das Ufer nicht einladender: Der Sand war kaum mehr als eine Verkrustung über salzgesprenkelten Felsbrocken, und es waren keinerlei Tiere zu sehen außer Vögeln und kleinen Krabben, die eilig vor den näher kommenden Booten davonkrabbelten. De Guignes hatte nicht herzlos sein wollen, und so hatten die Franzosen mehrere Fässer mit Regenwasser zu ihrer Verfügung bereitgestellt für den Fall, dass der kleine Bach auf der Insel nicht ausreichen sollte. Auch war eine ausreichende Menge an Pökelfleisch und Zwieback an Land gebracht worden, um die Männer zumindest einige Monate lang zu versorgen, und sogar ein Kübel mit getrockneten Zitronen war abgeladen worden.
    »Ich hoffe, dass die Lage für Sie hier nicht über Gebühr unangenehm wird; ich denke, das Wetter ist auszuhalten.« De Guignes’ Worte wurden von einem höflichen Lächeln begleitet; aber darin verbarg sich ein stählerner Kern, und Laurence glaubte nicht, dass Hammonds Proteste zu irgendetwas führen würden. »Monsieur, natürlich werden wir in absehbarer Zeit wiederkehren«, sagte De Guignes, »und zwar auf unserem Weg zurück nach Frankreich. Ich bitte Sie, keinen Augenblick daran zu zweifeln.« Laurence misstraute ihm nicht im Geringsten. De Guignes dürfte hocherfreut sein, zurückzukommen und eine Gruppe abgemagerter und demoralisierter Männer und Drachen an Bord zu holen, um sie als französische Prise nach Hause zu schaffen – wie viele von ihnen auch immer dann überlebt haben mochten.
    »Das entbindet uns doch wohl von unserem Ehrenwort, oder?«, fragte Temeraire Laurence hoffnungsvoll, als sie am Ufer standen und zusahen, wie die Besatzung der Triomphe die Beiboote zurück an Deck hievte. »Jetzt, wo sie uns haben gehen lassen, sind wir doch wohl nicht mehr ihre Gefangenen.«
    »Nein, ich glaube kaum, dass wir ihnen gegenüber noch zu irgendetwas verpflichtet sind«, antwortete Laurence trocken. »Die Frage ist, was uns das bringt.« Man könnte sicher einige Erkundungsversuche unternehmen, ohne sich weiter als einen Tagesflug von der Insel zu entfernen, und darauf hoffen, weiteres Land in Reichweite zu entdecken. Vielleicht

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