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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Boden abzusetzen, damit er die Blätter der einen oder anderen Pflanze abpflücken konnte, obwohl sie sich in Temeraires Augen kein bisschen von denen am Ufer unterschieden. Ein anderes Mal hob Forthing in einer sandigen Bucht ein riesiges Nest mit Schildkröteneiern aus. Behutsam legte er ein Ei nach dem anderen, in Blätter eingewickelt, in sein wie eine Schürze gehaltenes Hemd, während Temeraire zu zwei Dritteln im Wasser sitzen musste. Die Wellen brandeten gegen sein Hinterteil, und von vorne wurde er von kleinen Haien belästigt, die in der Bucht lebten. Wenigstens wurde er auf diese Weise von den letzten Überresten Seelöwenfleisches befreit, die irgendwo an ihm kleben geblieben waren.
    »Die Eier schmecken ganz ausgezeichnet«, beeilte sich Forthing zu versichern, um sich dafür zu entschuldigen, dass er Temeraire so lange hatte ausharren lassen; vielleicht merkte er, dass der Drache ihn mit kaum verhohlenem Missfallen beobachtete. Das hatte aber nichts mit der Warterei zu tun. Vielmehr ruhte Temeraires kritischer Blick auf Forthings Mantel, der schon bei der Aufnahme in Temeraires Mannschaft ein billiges, schäbiges Kleidungsstück gewesen war, das nun aber fadenscheinig war und seine flaschengrüne Farbe eingebüßt hatte, die durch Seewasser und Sonneneinwirkung zu einem trüben, gräulichen Ton verblasst war. Sein Hemd, das früher, als der Mantel sich noch eines besseren Zustands erfreut hatte, nicht häufig zu sehen gewesen war, war noch schlimmer. Schweiß und unzulängliches Waschen hatten zu gelben Flecken am Hals und unter den Achseln geführt, und der Rücken war mit Rissen übersät, die wenig säuberlich und mit Garn in verschiedenen Farben ausgebessert worden waren. Forthing war für einen Drachen keine Zierde, und Temeraire war sich dessen schmerzlich bewusst. Kurzfristige Unzulänglichkeiten konnte man noch mit der augenblicklichen Lage entschuldigen, aber Forthing hätte von Anfang an einen besseren Mantel und ein vernünftiges Hemd tragen können. Außerdem hätte er fraglos sein unordentliches Haar kürzen und seinen Bart abrasieren können, der unglücklicherweise dazu neigte, in vier oder fünf verschiedenen Farben auf seinem sehr breiten, beinahe quadratischen Kiefer zu sprießen.
    »Ich gehe davon aus, dass wir bis zur Rückkehr der Franzosen noch viel mehr von solchen Dingen brauchen werden«, fügte Forthing angesichts Temeraires tadelnder Blicke hinzu.
    »Wir werden bestimmt nicht hier herumsitzen und darauf warten, dass die Franzosen zurückkommen und uns wieder wegbringen«, fuhr Temeraire ihn aufgebracht an.
    »Nun, ich wüsste nicht, was wir ansonsten tun sollen«, erwiderte Forthing. »Selbst wenn man von hier auf das Festland fliegen könnte – wir haben keine Seile, um uns auf den Drachen zu sichern.«
    »Ich bin der festen Überzeugung, dass Laurence sich irgendetwas wird einfallen lassen«, sagte Temeraire. Ihm selbst war noch kein schlauer Gedanke gekommen, aber natürlich waren sie ja auch gerade erst ausgesetzt worden. »Das ist genau die Art von Situation, die ein Marineoffizier meistern muss, also ist Laurence absolut der Richtige, um herauszufinden, wo wir uns befinden, und sich zu überlegen, was als Nächstes zu tun ist. Sie haben doch wohl gesehen, dass er sofort wusste, worum sich jeder Einzelne zu kümmern hat.«
    Forthing war unverschämt genug zu widersprechen. »Ich wüsste nicht, warum es einem helfen sollte, ein Mann der Marine zu sein, wenn man mitten im Pazifik, tausend Meilen von jedem Festland entfernt, auf einer gottverlassenen Insel festsitzt«, sagte er. »Nützlich wäre Laurence nur, wenn er Merlin hieße.«
    »Wer ist denn Merlin?«, fragte Temeraire und stellte seine Halskrause auf. »Ich bin mir ganz sicher, dass niemand nützlicher wäre als Laurence, für jeden hier.«
    »Ich habe nur einen Witz gemacht«, sagte Forthing. »Er war ein Zauberer, aber nicht in Wirklichkeit. Das ist nur eine Legende. Es gab da einen Burschen in unserem Waisenhaus, der uns von König Artus erzählt hat, damit wir mal eine Zeit lang ruhig waren.«
    »Sie könnten mir ebenfalls davon berichten, während wir weiterfliegen«, sagte Temeraire und fand Forthing mit einem Mal nicht mehr ganz so überflüssig. Forthing jedoch sah skeptisch aus.
    »Tja, äh, das ist eine sehr alte Geschichte«, setzte er an. »Damals hielt man noch nicht so viel von Drachen …« Es stellte sich heraus, dass dieser König Artus und seine Ritter nichts Bemerkenswertes vollbracht, sondern

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