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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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durfte.
    Das alles einzuteilen und zu überwachen, war für Ferris Routine und eine Aufgabe, für die er seit frühester Kindheit ausgebildet worden war: ein Kommando, das er längst wieder innegehabt hätte, wenn es gerecht zugegangen wäre. Aber es war nun einmal nicht seine Aufgabe, und Laurence hätte sie ihm auch nicht übertragen dürfen. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, die Anweisung rückgängig zu machen, ohne alles noch zu verschlimmern. Er konnte ja auch schlecht geradeheraus zugeben, dass er, seinem ersten Impuls folgend, Ferris ausgewählt hatte, weil Forthing in seinem Hinterkopf nur an der undankbaren zweiten Stelle kam. Stattdessen sagte Laurence daher: »Mr Forthing, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich mit Temeraire einen Überblick über unser Gefängnis verschaffen würden.«
    »Sehr gerne, Sir«, erwiderte Forthing, auf dessen Gesicht sich Erleichterung und Überraschung vermischten und die Spuren der Enttäuschung überlagerten, die sich bei Laurence’ erstem Befehl darauf abgezeichnet hatten. Mit einem Satz war er an Temeraires Seite und sagte laut: »Temeraire, der Kapitän wünscht, dass wir die Insel von oben in Augenschein nehmen«, noch ehe sich Ferris an seine eigenen Aufgaben gemacht hatte.
    »Ja, das habe ich gehört. Aber Laurence, willst du denn nicht mitkommen?«, fragte Temeraire und sah ziemlich verdutzt zu ihm hinüber.
    In der Tat war dies ein Vorhaben, dessen sich Laurence lieber selber angenommen hätte. Flieger hatten keine Erfahrung darin, eine Küstenlinie zu begutachten, und man konnte von Forthing nicht erwarten, dass er mehr als die natürlichen Buchten und gefährlichen Untiefen entdeckte, abgesehen von dem vollkommen Offensichtlichen. Aber Forthing mit Temeraire in die Lüfte zu schicken und selber zurückzubleiben war der einzige Vertrauensbeweis, den er anbieten konnte und der in den Augen der Flieger die Verantwortung Ferris’ für das Anlegen des Lagers noch übertraf.
    Wenn man außerdem ehrlich war, würden seine Erkenntnisse ohnehin bedeutungslos sein. Laurence konnte sich nicht vorstellen, wie sie mit einer Gruppe von trübseligen Suffköpfen ein Schiff bauen sollten, das mehr als nur ein einfaches Floß sein würde. Sie mit Speeren auf Fischfang zu schicken, war für Laurence der Gipfel seiner Ambitionen.
    »Temeraire, mein Lieber, du hast doch Forthing bei dir«, sagte Laurence, »und ich sollte im Augenblick besser im Lager bleiben. Lasst euch ruhig Zeit, wenn du feststellst, dass du auf der anderen Seite der Insel gut fischen kannst.«
    Temeraire verstand nicht so recht, warum Laurence zurückbleiben sollte, wo doch Granby ebenfalls im Lager war. Und wenn er schon ohne Laurence losgeschickt wurde, dann hätte er viel lieber Ferris oder Roland mitgenommen. Temeraire hatte Forthings damaliges Verhalten Laurence gegenüber, als sie frisch nach Neusüdwales geschickt worden waren, nicht vergessen. Laurence mochte so großzügig sein, wie er wollte, Temeraire ließ sich nicht so leicht wieder versöhnen. Auch wenn er sich nur ungern eingestehen musste, dass Forthing sich als nicht ganz so nutzlos erwiesen hatte wie die meisten anderen Flieger in der neuen Kolonie, so bedeutete das doch noch lange nicht, Temeraire hätte begeistert davon gewesen sein müssen, Forthing als Mitglied in seine neue Mannschaft aufzunehmen.
    Er hätte schließlich auch allein auf Erkundungsflug gehen können, was tatsächlich die ganze Sache viel einfacher gemacht hätte. Er musste Forthing nämlich in seinen gewölbten Klauen transportieren, und es machte einfach keinen Spaß, sich ständig vergewissern zu müssen, dass der nicht versehentlich hinausgefallen war. Temeraire spürte seine Anwesenheit nicht so, wie es bei Laurence der Fall war.
    »Ich nehme an, Sie wollen sich Notizen machen«, sagte Temeraire ein wenig nachdenklich zu Forthing, als sie sich zum Abflug bereit machten. »Aber nein, das geht ja gar nicht, wir haben ja kein Papier.« Und so konnte er sich noch weniger vorstellen, welchen Nutzen eine Inselüberquerung mit Forthing haben sollte.
    »Ich kann nach unserer Rückkehr die Umrisse der Insel skizzieren«, entgegnete Forthing, der nicht weniger verunsichert klang, ehe er mit festerer Stimme entschlossen hinzufügte: »Ich werde sie in den nassen Sand zeichnen.«
    Er machte viel Aufhebens von etwas, was lediglich ein simpler Rundflug über eine Insel sein sollte, die noch dazu nicht sonderlich groß war. Mehr als einmal bat er Temeraire, ihn auf dem

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