Drachengold: Roman (German Edition)
Granby und ließ sich erschöpft wieder in den Sand fallen, nachdem er aus der Entfernung die Situation in Augenschein genommen hatte. »Oder werden wir trotzdem alle draufgehen?«, wandte er sich fragend an Gong Su.
»Ich fürchte, wir könnten in zwei Monaten ziemlich hungrig werden«, sagte Gong Su. Laurence nahm an, dass er auf diese Weise diplomatisch zum Ausdruck bringen wollte, dass sie dann wahrscheinlich Tag für Tag würden auslosen müssen, wer etwas zu essen bekommen sollte.
Aber das würde nicht alle betreffen. Er würde nicht verhungern, und Granby und Demane genauso wenig. Sie durften keinesfalls an Unternährung sterben, ja sie durften nicht einmal so hungrig werden, dass es ihre Drachen beunruhigen würde. Laurence wandte den Blick ab, seine Finger hatte er auf seinen Gürtel gelegt, und er trommelte auf den herabbaumelnden Ring, an dem sonst gewöhnlich das Geschirr befestigt wurde. Die Franzosen hatten ihnen ansonsten alles abgenommen.
»Vielleicht könnten die Drachen einen Wal fangen«, schlug Granby vor. »Ich schätze, ein Wal könnte uns einen weiteren Monat lang satt machen, auch wenn wir schon bald die Nase voll davon haben werden, nichts als Fleisch zu essen.«
»Wahrscheinlich werden sie nichts als Finnwale finden«, sagte Laurence. »Und nicht einmal ein schwergewichtiger Drache kann einen davon an Land schaffen: Sie werden immer wieder aus ihren Klauen rutschen.«
»Kapitän«, rief Gerry, der auf sie zugerannt kam. »Roland will sie sprechen. Sie ist wieder aufgewacht.«
Die arme Roland hatte ihr Lager etwas abseits von den anderen Verwundeten, und Laurence nahm sich fest vor, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Ihr Gesicht war geradezu grotesk angeschwollen und von Blutergüssen verfärbt, ihre Züge beinahe nicht mehr zu erkennen, und ihre Nase war eindeutig gebrochen und nur sehr unzulänglich wieder gerichtet worden. Der Stiefel des Matrosen hatte ihrer Wange eine klaffende Wunde zugefügt und ihren Mundwinkel eingerissen. Laurence befürchtete, dass ihr Gesicht nicht ohne Narben verheilen würde. »Nun, Roland, ich hoffe, es hat Sie nicht allzu schlimm erwischt«, sagte Laurence.
»Nein, Kapitän«, antwortete sie. Ihre Worte waren nur undeutlich zu verstehen und kamen langsam und mühsam. »Aber Demane … Gerry sagt, dass es Demane gut geht; aber alle anderen sind hier …«
»Kulingile ist zur Glucke geworden und mit Demane auf einen Felsen im Meer geflogen«, erklärte Granby. »Keine Sorge, Roland, er schafft das schon. Wenn es Ihnen besser geht, dann können Sie zum Strand laufen und ihn rufen hören, wenn Sie wollen.«
»Ich meine, alle anderen sind noch hier im Lager«, sagte Roland. »Hat er Ihnen denn nicht von dem Schiff erzählt?«
»Ein Schiff?«, fragte Laurence gleichermaßen aufgeregt und niedergeschlagen: Inzwischen würde jedes Schiff, das Roland und Demane am Morgen gesichtet hatten, wieder weit entfernt sein, und zwar in Gott weiß welche Richtung. »Wo?«, fragte er, und stellte im Geiste bereits Berechnungen an. Wenn er und Granby gleichzeitig mit Temeraire und Iskierka ausfliegen würden, welche Richtungen würden am vielversprechendsten sein?
»Auf der anderen Seite der Insel in der lang gestreckten Bucht«, sagte Roland und meinte damit den schmalen, gewundenen Meeresarm, den Forthing nach seinem Rundflug beschrieben hatte und der weit ins Innere der Insel hineinragte. Allerdings waren die Ufer zu dicht bewachsen, als dass ein Drache lange einem Pfad ins Inselinnere hätte folgen können.
»Na, das nenne ich einen Glücksfall«, sagte Granby. »Liegt das Schiff tatsächlich vor Anker?«
»Nein, nein«, widersprach Roland. »Es ist ein Wrack.«
Es erschien wenig sinnvoll, noch vor dem nächsten Morgen aufzubrechen, und Roland versicherte Laurence, dass sie dann wieder voll einsatzfähig sein würde und ihnen den Weg zeigen könnte, obwohl er ihr gerne noch einen weiteren Tag der Erholung gelassen hätte. »Je eher, desto besser, Sir«, sagte sie, und so war es auch: Wenn es irgendetwas gab, worin sich alle Flieger einig waren, dann war es der Wunsch, den traurigen Resten ihres Strandlagers zu entrinnen, wo der Seewind ihnen ständig den Geruch und die Asche der verbrannten Toten ins Gesicht trieb.
Wenn es nicht so viele Verletzte gäbe, hätte man sich unverzüglich darum kümmern müssen, die verbliebenen Vorräte an einen anderen Strand zu schaffen. In der Nacht waren drei weitere Männer gestorben, andere hatten Fieber bekommen,
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